Feldafing:Schwere Entscheidung

Feldafing: Die denkmalgeschützte Villa Carl an der Höhenbergstraße in Feldafing. Sie wurde 1912 gebaut.

Die denkmalgeschützte Villa Carl an der Höhenbergstraße in Feldafing. Sie wurde 1912 gebaut.

(Foto: I. Berger/Wikipedia/Oh)

Gemeinderat gesteht Besitzern der Villa Carl neues Baurecht zu

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es ist eines der letzten, wenn nicht das letzte Ensemble dieser Art am Starnberger See, und dessen Erhalt liegt Kreisheimatpfleger Gerhard Schober so sehr am Herzen, dass er sich in einer Feldafinger Gemeinderatssitzung schon mal furchtbar aufgeregt hat. Es geht um die 1912 gebaute Villa Carl, die an der Höhenbergstraße in einem herrschaftlichen Parks mit alten Bäumen steht. Bewohnt wird sie von den Nachfahren des Bauherrn, aber es liegen Erbstreitigkeiten an, wie Bürgermeister Bernhard Sontheim in der Gemeinderatssitzung schilderte.

Deshalb soll nun in einem Eck des Grundstücks Baurecht für einen Neubau geschaffen werden, damit die Erben auszahlt werden können und die Villa in Familienbesitz bleibt. "Die Villa ist perfekt erhalten, und die Eigentümer sind bereit, via Grunddienstbarkeit jede weitere Bebauung auszuschließen. Wenn es keinen Neubau gibt, müsste der Besitzer die Villa verkaufen. Keiner weiß, welcher fremde Investor dann kommt und was er mit der Villa vorhat", versuchte Sontheim den Gemeinderäten das zusätzliche Baurecht, das in einem Bebauungsplan festgeschrieben werden soll, schmackhaft zu machen. Das Landesdenkmalamt hatte schwere Bedenken gegen einen Neubau mit rund vier Wohnungen auf dem Areal angemeldet. Die meisten Gemeinderäte sprachen von einer "schweren Entscheidung" und zeigten sich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, der alteingesessenen Familie zu helfen, und den Anforderungen des Denkmalschutzes. Am deutlichsten bezogen die Grünen Position gegen das Vorhaben, aber auch Roger Himmelstoß (CSU) stimmte letztendlich dagegen. Seine Argumente: "Bei aller Wertschätzung haben wir uns für andere Feldafinger Familien nicht so für deren Bauwünsche ins Zeug gelegt, hier liegt eine Ungleichbehandlung vor", kritisierte er. Auch sei eine Herauslösung des Baurechts "keine Lösung". Auch andere Gemeinderäte sagten, normalerweise hätte man mit diesem Bauwunsch im zuständigen Bauausschuss "kurzen Prozess gemacht, wenn wir die familiären Hintergründe nicht kennen würden."

Mit zwölf gegen drei Stimmen beschloss der Gemeinderat dann aber, die Aufstellung des Bebauungsplans "Villa Carl" weiterzubetreiben. Dies ist indes nicht ohne Risiko, denn die Denkmalschützer haben schon angekündigt, notfalls vor Gericht zu ziehen. "Und all die familiären Hintergründe, die wir kennen, spielen natürlich bei einer Beurteilung durch das Gericht nach dem Baurecht keinerlei Rolle", warnte Sontheim die Gemeinderäte. Aber auch er war dafür, notfalls einen Prozess zu riskieren.

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