Feldafing:100 Quadratmeter Kunst

In Garatshausen wird eine neue Galerie eröffnet

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es scheint fast so, als ob Garatshausen, der kleine Feldafinger Ortsteil direkt an der Grenze zu Tutzing, aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Vor wenigen Wochen erst ist die neu gebaute Marienkapelle eingeweiht worden, bei deren Neubau der örtliche Kulturverein die Hauptlast geschultert hat. Nun eröffnet an diesem Wochenende in einem Haus wenige Meter nördlich eine Galerie: Dort, wo bis vor kurzem Antiquitäten und alte Möbel zunächst verkauft und dann nur noch gelagert wurden, hat Sonja Conrads die "Galerie Starnberger See" eingerichtet, auf gut 100 Quadratmetern, mit reichlich Platz für Bilder und Skulpturen. Zu den Räumen an der Garatshauser Hauptstraße hat Conrads eine doppelte Verbindung: Zum einen wohnt sie nur wenige hundert Meter entfernt, und ihre Mutter Anne Benzenberg war die Vormieterin der Räumlichkeiten. Benzenberg ist im Kulturbetrieb des Fünfseenlandes keine Unbekannte, sie führt die Galerie am Rathaus in Tutzing.

"Ich bin mit Kunst aufgewachsen", sagt Sonja Conrads, die die Galerie zusammen mit dem Münchner Peter Czernich betreibt. "Ein Kunstkenner", wie Conrads ihn beschreibt, der auch die Künstlerin für die erste Ausstellung ausgewählt hat: Gabriele Middelmann aus Dachau. Conrads will die Galerie vorerst nur am Freitagnachmittag und am Samstag öffnen, denn sie hat einen Brotberuf, der sie vollends ausfüllt. Sie ist Leiterin der Personal- und Führungskräfte-Entwicklung bei einem großen Münchner Unternehmen, ein Job, der sie vier Tage die Woche voll in Anspruch nimmt. "Dieser Beruf macht mir Freude, ich werde ihn auch weiter ausüben. Da ist es gut, dass ich meine Mutter als Beraterin habe", sagt Conrads freimütig. Vier bis sechs Ausstellungen will die frisch gebackene Galeristin pro Jahr insgesamt stemmen.

Garatshausen Galerie Starnberger See

Galeristin Sonja Conrads vor einem Werk von Gabriele Middelmann.

(Foto: Treybal)

Alle Schauen werden zeitgenössischen Künstlern Raum bieten, "denn dafür gibt es noch nicht so viele Galerien in unserer Gegend", sagt Conrads. Und: "Moderne Kunst erschließt sich nicht sofort. Aber sie hat oft eine Botschaft, die man sich durch Betrachten der Bilder erschließen kann", ist die Überzeugung der Galeristin. So braucht es auch etwas Muße, sich in die Bilder von Gabriele Middelmann zu versenken. Die Dachauerin arbeitet mit Oberflächenstrukturen, von denen aus der Blick in den Hintergrund, in die Tiefe geführt wird. Manche Bilder wirken, als ob Sand auf die Leinwand gesprüht worden wäre, oder sie wirken wie raues Holz, wie Tannenzapfen. Mit Farbe geht Middelmann sparsam um - sie würde zu sehr von den Strukturen ablenken.

Momentan kann man an der Galerie noch leicht vorbeifahren, da sie nach außen hin noch nicht sonderlich kenntlich ist. "Es ist aber ein günstiger Platz, direkt an der Straße in Richtung Buchheim-Museum", hofft die Galeristin auf spontane Besucher, die einfach mal anhalten und sich einen Extra-Kick Kultur gönnen wollen.

Sonja Conrads kann sich vorstellen, die Galerie auch für kleinere Veranstaltungen wie Dichterlesungen oder auch mal eine Festivität zu öffnen. "So könnte man in der Marienkapelle Hochzeit feiern oder eine Kindstaufe begehen, und danach in der Galerie zusammenkommen." Eine charmante Idee, die Garatshausen weiter beleben könnte.

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