Bernhard Sontheim und Rainer Schnitzler sind sich einig: "Damit sind wir die nächsten 100 Jahre bestimmt versorgt." Mit identischer Wortwahl haben die Bürgermeister von Feldafing und Pöcking den neuen Wasserspeicher der beiden Gemeinden begrüßt, der am Mittwoch in Betrieb genommen worden ist. Doch nicht nur die Bürger, sondern auch die Fledermäuse im Wielinger Holz profitieren von den modernen Hochbehältern: Ihr Vorgänger aus den 1960er-Jahren wird nun zu einem Hotel für sie umgebaut.
Für den Zweckverband zur Wasserversorgung der beiden Kommunen hat das gleich drei Vorteile. Erstens müssten für die Baugenehmigung des neuen Wasserbehälters eigentlich Ausgleichsflächen geschaffen werden, die ökologisch aufzuwerten sind. Stattdessen kann sich der Zweckverband nun die Umwandlung des alten, inzwischen wegen hygienischer und baulicher Mängel untauglichen Speichers in ein Fledermaushabitat auf dem Ökokonto anrechnen lassen. Dazu müssen im Prinzip nur ein paar Einfluglöcher in die Türen gebohrt werden.
Zweitens hätte ein Abriss des halb im Boden versenkten und von einer Erdschicht bedeckten Wasserbehälters die beteiligten Gemeinde an die 200 000 Euro gekostet. Und drittens weitere naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen erforderlich gemacht: Denn auf der mit Kies und magerem Boden bedeckten Kuppel hat sich mittlerweile eine ökologisch wertvolle Wildblumenwiese angesiedelt, die als schützenswertes Biotop registriert ist.
Auf diese pfiffige Lösung ist Projektleiter Ingmar Plettenberg zwar nicht selbst gekommen, aber immerhin bei Recherchen im Internet gestoßen: Im schwäbischen Aalen etwa wird bereits seit Ende 2016 ein überflüssig gewordener Wasserbunker als Winterquartier für Fledermäuse genutzt. Dem Zweckverband und den knapp 10 000 Wasserabnehmern in Feldafing und Pöcking - die über Gebühren und Beiträge den neuen Trinkwasserspeicher indirekt finanzieren - bleiben so die Kosten für einen Abriss des alten, 2500 Kubikmeter fassenden Behälters erspart.
In den Neubau nebenan - laut Zweckverband eine der modernsten und größten Anlagen in Bayern - werden etwa 3,9 Millionen Euro investiert. Mitten im Wald an der Fortführung der Feldafinger Kalvarienbergstraße ist in nur 16 Monaten Bauzeit ein 46 mal 24 Meter großes Technikgebäude errichtet worden. Es steht auf dem höchsten Punkt zwischen den beiden Gemeinden, 705 Meter über dem Meeresspiegel und umfasst zwei zylindrische Tanks mit 20 Meter Durchmesser und 8,30 Meter Höhe. Damit hat sich nicht nur das Volumen der Wasserspeicher gegenüber dem Altbau mit einer Kammer verdoppelt, bei der Reinigung eines Tanks kann der andere die Trinkwasserversorgung aufrecht erhalten. Dazu ist im Inneren eine automatische Anlage integriert, das die Innenwände mit Hochdruck säubert, ohne dass die gebeizten und hermetisch geschlossenen Behälter betreten werden müssen.
Angesichts des enormen Drucks, den 2500 Tonnen Wasser in jeder der beiden Kammern ausüben, ist es erstaunlich, dass die Wände der Tanks lediglich vier Millimeter stark sind. Sie bestehen aus Schwedenstahl, der in einem Spezialverfahren computergesteuert verschweißt wurde; auf Dichtungsmaterialien, die verschleißen, konnte so verzichtet werden. "Das ist hochwertigster Duplexstahl", erläutert Palettenberg: "Der überlebt uns alle."