Feldafing:Pläne für die Schublade

Bundeswehr will ihren Standort nicht aufgeben

Von Peter Haacke, Feldafing

Die Gemeinde Feldafing muss offenbar alle Planungen für eine künftige zivile Nutzung des Bundeswehr-Kasernengeländes auf absehbare Zeit einstellen. Im jüngsten Schreiben des Bundesverteidigungsministeriums an Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim heißt es jedenfalls: Die "Schule Informationstechnik der Bundeswehr" in Feldafing werde auch über das Jahr 2027 hinaus für die Unterbringung des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum benötigt. "Eine Rückgabe der gesamten Liegenschaft an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist folglich nicht mehr vorgesehen." Mit dem Schreiben bestätigt sich nun offiziell, was sich schon im Mai 2020 abgezeichnet hatte: Die Bundeswehr will den 31,7 Hektar Fläche umfassenden Standort, den sie seit 1959 unterhält, nicht aufgeben.

Entsprechend ernüchtert zeigt sich Bürgermeister Sontheim. "Bis auf die Zufahrt zum Krankenhaus an der Siemensstraße bekommen wir gar nichts", sagte er am Mittwoch. Aus Sicht des Verteidigungsministeriums sind überdies zwei Teilflächen entbehrlich: Im Bereich der derzeitigen Kasernenwache soll Wohnraum für Bundesbedienstete entstehen und nach dem Bau eines neuen Heizhauses innerhalb der Kaserne könne die alte Heizzentrale auf dem Areal des Klinikgeländes zurückgegeben werden. Zur Abstimmung der Rückgabeoptionen der Teilflächen unterbreitet das Ministerium ein Gesprächsangebot, "um die Realisierung der dringend gewünschten neuen Krankenhauszufahrt zu realisieren", heißt es. Ob und wann darüber hinaus weitere Teile des Kasernengeländes entbehrlich sind, könne frühestens 2025 auf Basis eines "liegenschaftsbezogenen Ausbaukonzeptes entschieden werden".

Die Fernmeldeschule Feldafing hatte 1959 den Betrieb aufgenommen. Zuvor hatten die Nazis dort eine "Reichsschule" betrieben, die ersten Bauten entstanden 1938. Nach dem Zweiten Weltkrieg quartierten die Alliierten bis 1953 überlebende KZ-Häftlinge und Flüchtlinge ("Displaced Persons") ein, 1956 verkaufte der Freistaat das Gelände an den Bund. 2001 kündigte der Bund an, den Standort aufgeben zu wollen, verschob den Zeitpunkt aber immer wieder. Sontheims Wunsch ist es, dass eines der noch bestehenden Blockhäuser an das Schicksal der Flüchtlinge erinnert. Die Pläne zur Konversion des Areals, in die bereits rund zwei Millionen Euro investiert wurden, werden laut Sontheim abgeschlossen - und landen dann in der Schublade.

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