Feldafing:Pädophiler muss erneut vor Gericht

Bundesgerichtshof hebt Urteil gegen 41-jährigen auf, der vergeblich versuchte, beim Montessori-Kindergarten in Feldafing eine Anstellung zu bekommen.

Christian Rost

- Ein Pädophiler, der sich mit falschen Papieren beim Montessori-Kindergarten in Feldafing als Kinderpfleger einschleichen wollte, muss sich erneut am Landgericht München II verantworten. Der Bundesgerichtshof hat eine dreijährige Haftstrafe gegen den 41-Jährigen aufgehoben, in dessen Wohnung CDs mit 33 000 kinderpornographischen Bild- und Videodateien gefunden wurden. Seit Montag versucht nun eine andere Strafkammer am Landgericht zu klären, ob der Mann statt im Gefängnis in einer Psychiatrie untergebracht werden muss.

Karl-Heinz F. gilt laut einem Gutachten als "Kernpädophiler", dessen Neigung "fixiert" ist. So erklärt sich die enorme Menge übelsten Bildmaterials, das in seiner Bad Tölzer Wohnung Anfang Dezember 2010 gefunden wurde. Es handelt sich um besonders brutale Aufnahmen, die Opfer sind überwiegend Mädchen und Buben im Alter von einem Jahr bis zehn Jahre. Es wurden aber auch Säuglinge gequält. Karl-Heinz F. hatte in seinem ersten Prozess vor dem Landgericht zunächst behauptet, er habe sich das Bildmaterial für Sozialstudien aus dem Internet heruntergeladen - eine übliche Ausrede von Pädophilen. Dann jedoch räumte er ein, das Material zur "Triebabfuhr gebraucht" zu haben.

Dass F. in seinem Trieb eine Gefahr für Kinder darstellt, zeigte ein Vorfall im Oktober 2010 in Bad Tölz. Der Mann schenkte einem achtjährigen Mädchen aus der Nachbarschaft zum Geburtstag ein Lillifee-Buch - und einen Stringtanga. Die Pflegeeltern des Kindes erstatteten Anzeige. Die Weilheimer Kripo durchsuchte F.s Wohnung und fand die CDs. Bei den weiteren Ermittlungen gegen den Mann stellte sich heraus, dass er sich im Jahr 2008 als Kinderpfleger beim Niederpöckinger Verein Fortschritt beworben hatte. Für die Stelle im Feldafinger Montessori-Kindergarten legte F., der jahrelang als Hilfsarbeiter und im Telefonmarketing gejobbt und nie einen Beruf gelernt hatte, ein falsches Diplom vor und gab in seinem Lebenslauf an, sieben Jahre im Gemeindekindergarten Bad Tölz gearbeitet zu haben. Einen solchen Kindergarten gab es nie. Fortschritt lud F. dennoch zu einem Bewerbungsgespräch ein und ließ ihn einen Tag im Kindergarten zur Probe arbeiten. Die Stelle bekam er nicht. Laut den Vereinsverantwortlichen war der Mann wegen seines "merkwürdigen Verhaltens" schon in der Vorstellungsrunde als Kandidat ausgeschieden. Man habe ihn nur hospitieren lassen, um ihm nicht das Gefühl zu geben, man sei voreingenommen.

Der ursprünglich aus Dortmund stammende Karl-Heinz F., der nie eine Beziehung zu einer Frau hatte, sitzt derzeit schon wegen anderer Straftaten in der JVA Bernau ein. Er hatte ein Ehepaar fälschlich des Kindesmissbrauchs bezichtigt, Staatsanwälte beleidigt und gefälschte Unterlagen bei der Arge vorgelegt, um eine höhere Unterstützung zu bekommen. In der Haft in Bernau fiel der Mann zuletzt mehrfach durch aggressives Verhalten auf: Nachts schlug er Gegenstände gegen Wände und rebellierte in der Dusche. Im laufenden Prozess wird der psychiatrische Sachverständige Matthias Hollweg seine Einschätzung dazu abgeben, ob F. schizophren ist und auf unbestimmte Zeit in einer Psychiatrie untergebracht werden muss.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: