Feldafing:Montierte Wirklichkeit

Feldafing: Vielschichtig: ein Bild der Künstlerin Yvonne Schneider ohne Titel, 2011/2012, Mischtechnik, Siebdruck, Öl, 70 auf 70 Zentimeter.

Vielschichtig: ein Bild der Künstlerin Yvonne Schneider ohne Titel, 2011/2012, Mischtechnik, Siebdruck, Öl, 70 auf 70 Zentimeter.

(Foto: Arlet Ulfers)

Yvonne Schneider stellt ihre Bilder in Garatshausen aus

Von Katja Sebald, Feldafing

Ein Hirsch, umgeben von den glühendes Farben des Herbstlaubs, pralle Hagebutten und Sonnenblumen, ein mildes Licht, hier und da schon Mistelzweige, ein schwarzer Vogel im Ufergestrüpp und ein paar Enten, die aus dem Schilf auffliegen: In der Galerie Starnberger See in Garatshausen ist derzeit eine herbstliche Auswahl von Bildern der Malerin Yvonne Schneider zu sehen.

Die Bilder der Starnberger Künstlerin Schneider sind jedoch alles andere als einfache Naturstimmungen und schon gar keine Abbildungen von tatsächlich existierenden Szenarien. Sie entstehen aus der Intuition und folgen doch einem klaren Konzept, sie sind, wenn man so will, erfühlt und erdacht zugleich. Schneider spielt mit der Montage und Demontage von Wirklichkeit. Dafür verbindet sie malerische Elemente mit grafischen, Gestisches mit Schablonenhaftem, deckenden Farbauftrag mit transparenten Schichten. Aus kalten und warmen Farbklängen, aus milchig matten Tönen neben tiefgründigen, dunklen schafft sie zunächst ungemein dekorative Farbharmonien.

Die Realität hält in Form von Bildzitaten, die sie mittels Siebdruck aufbringt, Einzug in Yvonne Schneiders Bildwelten. Ein mehr oder weniger zufällig gefundenes Motiv, ein Foto, eine wissenschaftliche Zeichnung oder auch ein bekanntes Kunstwerk, die Abbildung einer Blüte, das Foto von einem Hirsch oder einem Vogel, wird aufgegriffen, kopiert, multipliziert, gerastert.

Es wird reduziert zur Schablone, zu Rasterpunkten, wird vergrößert oder verkleinert. Die Künstlerin spielt mit diesem Stückchen Realität, sie hinterfragt, ironisiert, reflektiert es und bewegt sich souverän zwischen abstrahierender Ornamentik und Illusion. Die Farb- und Druckschichten werden abwechselnd aufgebracht und gleichsam ineinander verwoben. Im Bild entsteht auf diese Weise Bewegung und Dynamik.

Die Entstehungsgeschichte des Werkes lässt sich trotz der Verdichtung bis zuletzt ablesen. Irritierend für den Betrachter ist jedoch die völlig glatte Bildoberfläche, die scheinbar im Widerspruch zu den immer noch sichtbaren breiten Pinselspuren und heftigen Strichen steht. Als Malgrund dienen Yvonne Schneider seit einigen Jahren fast ausschließlich dünne Platten aus Acrylglas, die den Arbeiten trotz des vielschichtigen Farbauftrags eine dekorative Hochglanz-Anmutung verleihen. Ein umlaufender, nicht bemalter Rand sorgt am Ende für eine feine Leichtigkeit; es scheint, als schwebten die Bilder vor der Wand.

Yvonne Schneider wurde 1963 in Stuttgart geboren. Sie studierte in München und Bologna, neben Kunstgeschichte und Kunsterziehung auch Italienische Philologie. Seit Anfang der Neunzigerjahre lebt sie in Starnberg, ihr Atelier befindet sich seit einigen Jahren in Gauting. Sie war mehrmals auf der Art Karlsruhe vertreten und wurde unter anderem mit dem zweiten Kunstpreis der Stadt Starnberg und dem ersten Kunstpreis der Stadt Detmold ausgezeichnet.

Die Ausstellung von Yvonne Schneider in der Galerie Starnberger See in Garatshausen, Weylerstr. 6, bei Feldafing ist noch bis zum 14. November 2015 jeweils freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr zu sehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: