Es war ein bisschen wie auf einem Volksfest, nur nicht so lustig: Zwar gab es am Montagabend Freibier, Radler und Limo für die Besucher der Feldafinger Bürgerversammlung, aber es ging nicht nur um Themen wie die Frage, warum die Frau von Bürgermeister Bernhard Sontheim diesmal nicht dabei war. "Nein, wir haben keinen Stress, sie hat heute einen beruflichen Termin", erklärte Sontheim unter dem Gelächter der gut 100 Zuhörer. Ernstes Thema etwa war der Mobilfunkmast, den die Telekom in Garatshausen errichten möchte, um die Funkverbindung entlang der Bahnstrecke zwischen Feldafing und Tutzing zu verbessern.
Aus diesem Grund waren wohl auch etliche Tutzinger nach Feldafing gekommen, an der Spitze Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Sie durften ihre Befürchtungen auch in der Versammlung vortragen, Greinwald indes zog es vor, zu schweigen. Aber auch den zahlreich erschienenen Garatshauser Bürgern - das Dorf gehört ja bekanntlich zu Feldafing - scheint der 34 Meter hohe Funkmast nicht geheuer zu sein. Befürchtungen, die auch Feldafinger Gemeinderäte schon gehegt hat; deshalb hatte Sontheim nochmals ein Gespräch mit der Telekom geführt. Verstärkt war die Feldafinger Delegation bei dem Gespräch mit der Garatshauser Ortsteilsprecherin Imke Schmid und Grünen-Gemeinderat Boris Utech. Just dieser hatte versucht, seine Gemeinderats-Kollegen zu beruhigen: Die Strahlenbelastung durch ein Handy in der Hosentasche sei deutlich höher als diejenige, die von dem geplanten Sendemast ausgehe. Auch nach der Bürgerversammlung erklärte sich Utech, der beruflich selbst Handy-Funknetze geplant hat, bereit, mit den besorgten Bürgern zu reden.
Aber es ist nicht nur die vermeintliche Strahlenbelastung, die die Bürger aufgeschreckt hat. Kritikpunkt war auch die geplante Höhe von 34 Metern. An dieser ist aber nicht zu rütteln, da am geplanten Standort im Wald die Mastspitze über die Baumgrenze hinausragen muss. Auf einen acht Meter hohen Aufsatz, den die Telekom ursprünglich bauen wollte, wird verzichtet, weil der Feldafinger Gemeinderat dies abgelehnt hatte. Andere Standorte, wie von etlichen Bürger gefordert, seien dagegen technisch nicht sinnvoll. Das Ansinnen eines Bürgers, die Verträge der Kommune mit der Telekom einsehen zu wollen, lehnte Sontheim rundweg ab: "Da müssen Sie mir schon glauben." Und dann noch die Frage an die Zuhörer: "Wer von euch hat ein schnurloses Telefon zuhause?" Alle Finger blieben unten - was Sontheim amüsiert mit "Ihr habt's also alle nur Schnurtelefone daheim" quittierte.
Zuvor hatte er einen Überblick über die geplanten Großinvestitionen gegeben: Am teuersten kommt die Gemeinde die Erneuerung der Verrohrung am Starzenbach mit fast 900 000 Euro zu stehen. Weitere große Posten sind die Erschließung des Wielinger Gewerbegebiets (62 000 Euro), die Erneuerung der Tartanbahn im Klaus-Buchheim-Stadion (550 000), neue Umkleiden und Duschen im Stadion (215 000) und neue Salzsilos für den Bauhof (60 000). Dennoch sei höchste Sparsamkeit geboten, da die Gemeinde bekanntlich das Bundeswehr-Areal kaufen möchte, sobald die Soldaten im Jahr 2020 in die Pöckinger Maxhof-Kaserne umgezogen sind.
Es gab aber in dem Vortrag von Sontheim, der von 37 Powerpoint-Folien untermalt war, noch mehr Neuigkeiten. Er könne sich vorstellen, in einem der denkmalgeschützten Sturmblockhäuser aus der Nazizeit auf dem Kasernenareal das Gemeindearchiv einzurichten, erklärte der Bürgermeister. Dort ist ein Gemälde freigelegt worden, das Deportierte gemalt hatten. Die Gemeinde hat sich ein E-Bike angeschaffte, damit die Rathaus-Mitarbeiter zu Terminen und Ortsbesichtigungen radeln können, auch wenn sie keine Super-Kondition haben. Sontheim hat sich schon privat ein E-Bike angeschafft: "Bei schönem Wetter bin ich nur noch damit unterwegs. Dafür lass' ich sogar meine Harley stehen", sagte Sontheim, und holte sich am Ende der ruhig verlaufenen Bürgerversammlung zur Entspannung ein Weißbier.