Feldafing:Mit James Bond auf dem Zauberteppich

Die Feldafingerin Kim Märkl veröffentlicht ihre Musikgeschichten nun auch auf Englisch. Roger Moore übernahm die Sprecherrolle

Von Gerhard Summer, Feldafing

Sir Roger Moore war überpünktlich und ganz der Gentleman. "I'll be delighted", sagte der Schauspieler. Er sei hocherfreut, dass er als Sprecher bei diesen ungewöhnlichen CD-Produktionen mitwirken dürfe. In seiner früheren Rolle hätte er womöglich von einer Mission im Dienste Ihrer Majestät gesprochen. Und dann las der 86-jährige Moore, zusammen mit Sean Connery einer der besten und ironischsten James-Bond-Darsteller aller Zeiten, in nur einer Stunde die englischen Texte für "Stradivari's Geschenk" und "Die geheimnisvolle Schachtel" in einem kleinen Tonstudio in Monaco ein. Zwei Geschichten mit Musik, die Kim Märkl und ihr Mann Key-Thomas aus Feldafing ersonnen haben. Moore kam fast ohne Versprecher durch. Kim Märkl findet, dass er mit seiner "ausdrucksvollen Stimme, die viele Klangfarben hat", wie ein gütiger Großvater klingt. Und ja, Moore sei einer der professionellsten Sprecher gewesen, den sie bisher vors Mikrofon bekam.

Dabei hat die Komponistin und Klarinettistin aus Cleveland in Ohio durchaus den Überblick. Christian Tramitz, Sunnyi Melles, Sky du Mont, August Zirner, Alex Dorow, die berühmte Pianistin Hélène Grimaud und Gruber & Maklar, eines der besten deutschen Gitarrenduos, haben schon für ihre CD-Reihe gesprochen und musiziert. Wie man an solche Künstler überhaupt herankommt? Oft spielen Bekanntschaften und Glück eine Rolle. Sei es, dass ein mit Märkl befreundeter ehemaliger Nachbar eines Schauspielers den Kontakt herstellt, sei es, dass ihr Mann bei einem Festival in Dubrovnik, bei dem Moore als Sprecher in "Peter und der Wolf" mitwirkte, bis zum Management des Engländers vordringt. "Man muss die Hürde schaffen, am Sekretariat vorbeizukommen", sagt Key-Thomas Märkl, der zweiter Geiger im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist. Und Voraussetzung sei natürlich auch, dass der Künstler von dem Projekt überzeugt ist. Denn sogar Stars müssen sich mit kleinen Gagen zufrieden geben, ist doch Märkls Reihe ein Liebhaber-Projekt made in Feldafing. 15 CDs hat sie bislang auf den Markt gebracht, darunter zehn Musikgeschichten, die sich um Instrumente wie Geige, Cello, klassische Gitarre oder Klarinette drehen und Wissen vermitteln, ohne langatmig zu belehren. Märkl sagt es so: In diesen schnellen hektischen Zeiten sei das Düsenflugzeug das bevorzugte Transportmittel. "Ich will die Reise aber auf dem Zauberteppich machen und langsam durch diese Geschichten fliegen."

Feldafing: Lauter Perfektionisten: Sir Roger Moore zusammen mit dem Musikerpaar Kim und Key-Thomas Märkl bei Aufnahmen im Tonstudio von Radio Riviera in Monaco.

Lauter Perfektionisten: Sir Roger Moore zusammen mit dem Musikerpaar Kim und Key-Thomas Märkl bei Aufnahmen im Tonstudio von Radio Riviera in Monaco.

(Foto: Privat)

Die Erzählerin ist dabei Pilotin, Co-Pilotin, Stewardess, Technikerin und Bodenpersonal zugleich. Denn ob sich die Märkls das Phänomen Stradivari vornehmen oder das Genie Mozart - sie zeichnen für alles verantwortlich, von der ersten Idee bis zum Mastering der Tonspuren. Kim Märkl recherchiert und liest sich in das Thema ein. Sie schreibt die Geschichten und komponiert in aller Regel die Musik dafür. Übernimmt die aufwendige technische Produktion in ihrem Heimstudio, ersetzt das große Orchester mit Samples aus dem Computer und erledigt oft auch noch die grafische Gestaltung. Ihr Mann spielt die Geigenparts ein, und beide zusammen kümmern sich darum, bekannte und berühmte Sprecher oder Musiker zu gewinnen. Bis zu einem halben Jahr sind die Märkls mit einer einzigen CD beschäftigt, und wenn es dazu wie im Film einen Abspann gäbe, wäre da keine endlose Auflistung von Namen zu lesen, sondern nur: "You, me, me, you", sagt Kim Märkl. Wenn die fertige CD aus dem Presswerk kommt, ist für sie das Ganze noch nicht ausgestanden: Sie habe dann Angst, sich die Platte anzuhören, denn "was ist, wenn ich etwas überhört habe", ein überflüssiges Atemgeräusch etwa, "und kann es nicht reparieren?"

Die Arbeit mit Moore muss mithin so etwas wie das Gipfeltreffen der Perfektionisten gewesen sein: hier das Musikerpaar, as auf jedes scheinbar noch so geringe Detail achtet und nun das eigene Label Atlantic Crossing Records gegründet hat, um im englischsprachigen Markt Fuß zu fassen; da der Profi Moore, der bestens vorbereitet ins Tonstudio kam und die Geschichten über den jungen Violinisten Raphael und den vierten Perfektionisten im Bunde las, den Geigenbauer Stradivari. Die Instrumente des Meisters gelten als einzigartige Kunstwerke, die Preise dafür bewegen sich zwischen einer Million und 16 Millionen Euro. Schon klar, Key-Thomas Märkl ist auf der CD mit einer Stradivari zu hören, einem Instrument von 1692. Die Geige war eine Leihgabe.

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