Feldafing:Maroder Rohrkanal

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Komplette Sanierung am Starzenbach kostet eine Million Euro

Von Otto Fritscher, Feldafing

Ingenieur Markus Schmidbauer sprach von "Einsturzgefahr" und "akutem Handlungsbedarf", Bürgermeister Bernhard Sontheim schlicht von einem "Desaster". Grund für die markigen Worte: Der Rohrkanal, in dem unterirdisch der Starzenbach verläuft, ist marode. Und zwar so, dass an manchen Stellen, wie etwa dem Rondell bei der Firma Müller-Wilisch, Einsturzgefahr für die Straße und ein Trafohäuschen besteht. Der Kanal verläuft an dieser Stelle in sechs Meter Tiefe, wie eine Untersuchung durch Markus Schmidbauer vom Ingenieurbüro OSS ergeben hat. Und die Sanierung des Rohrkanals wird teuer: Eine komplette Sanierung kostet nach einem Voranschlag eine Million Euro, für die akut notwendigen Maßnahmen will der Gemeinderat rund 250 000 Euro in den Haushalt für 2016 einstellen. Das sind enorme Summen für die Gemeinde Feldafing, die wegen ausbleibender Gewerbesteuerzahlungen von bis zu einer Million Euro auf äußerste Sparsamkeit angewiesen ist.

"Wir dürfen das Risiko eines Kraters in der Biersackstraße nicht eingehen", warnte Bürgermeister Bernhard Sontheim in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Zumal sich dann das Wasser des Starzenbachs zurückstauen, die Bahnüberführung und diverse Privatgrundstücke überfluten würde. Nach der Sofortsanierung an den schlimmsten Stellen soll das Geld für die restlichen Maßnahmen möglicherweise auf mehrere Jahre verteilt werden, auch von Grundstücksverkäufen zur Finanzierung war die Rede. Es wurde aber noch nichts definitiv beschlossen.

Aufgekommen ist der schlechte Zustand des Kanals durch die Aufstellung eines Bebauungsplans für die Fritz-Stöckl-Straße und das dazugehörige wasserrechtliche Genehmigungsverfahren. Doch mit einem solchem Ergebnis hatte keiner der Gemeinderäte gerechnet. Schmidbauer ist den gesamten Rohrkanal, eine Strecke von mehr als einem halben Kilometer, unterirdisch abgegangen, "mit Gummistiefeln natürlich", wie er dem erstaunten Gremium erklärte. Der Wasserstand sei niedrig gewesen. Was er dabei festgestellt habe, sei "alles andere als ein vertrauenserweckender Bauzustand". So ist der Kanal an vielen Stellen undicht, das Erdreich weggeschwemmt, so dass von oben Erdreich nachrutschen und ein Loch an der Oberfläche bilden könne, zudem queren diverse Abwasserleitungen das Rohr, so dass dessen ohnehin zu kleiner Querschnitt noch weiter verringert werde. Das Wasserwirtschaftsamt geht für den Fall eines hundertjährigen Hochwasser von einer Durchflussgeschwindigkeit von elf Kubikmetern pro Sekunde aus, momentan seien nur rund sieben Kubikmeter pro Sekunde möglich, sagte Schmidbauer. Dies berge die Gefahr von "Rückstau und Überflutung".

Den Gemeinderäten blieb letztendlich nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und viel Geld in die Hand zu nehmen. Sie entschieden sich dann für die komplette Erneuerung in den kommenden Jahren, da auch bei einer teilweisen Sanierung kosten von mindestens einer Dreiviertelmillion Euro angefallen wären.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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