Süddeutsche Zeitung

Feldafing:Mal langsam

Ein Investor will in der Ortsmitte bauen, doch der Gemeinderat will sich nicht treiben lassen

Von Otto Fritscher, Feldafing

Was geschieht mit dem Areal in der Feldafinger Ortsmitte, wenn das Benedictus-Krankenhaus bis zum Jahresende komplett in den Neubau auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände umgezogen sein wird? Diese Frage treibt die Feldafinger Gemeinderäte um, doch noch gibt es offenbar keine klare Antwort darauf. Sicher ist, dass der Eigentümer in Verkaufsverhandlungen mit einem nicht näher bezeichneten Investor steht, der offenbar eine Wohnbebauung auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Gelände in bester Lage plant. "Der Investor drückt ganz schön auf die Tube und hätte schon lieber heute als morgen Baurecht. Wir lassen uns aber nicht treiben oder unter Druck setzen", sagte Bürgermeister Bernhard Sontheim in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend.

Florian Rixner, der Rechtsberater der Gemeinde, wies darauf hin, dass sich die Gemeinde erst einmal klar werden müsse, wie das Areal überhaupt verwendet werden soll. Bislang haben nur die Grünen eine konkrete Idee, sie sprechen sich für einen Mix aus Wohnbebauung und Kleingewerbe aus. Bis zum Jahresende, war man sich im Gemeinderat einig, soll die "Vorbereitende Untersuchung zum Sanierungsgebiet Ortsmitte", die derzeit von externen Fachleuten vorgenommen wird, so konkrete Überlegungen liefern, dass man im nächsten Jahr mit einer Planung beginnen kann.

"Wir müssen sehr vorsichtig und zukunftsgerichtet agieren", sagte Boris Utech (Grüne). Er brachte auch ein Vorkaufsrecht für die Gemeinde ins Spiel, was aber laut Rechtsanwalt Rixner nur möglich ist, wenn die Gemeinde ganz genau benennen kann, warum und wofür sie das Grundstück oder Teile davon braucht. Auch genossenschaftlichen Wohnungsbau kann sich Utech auf dem Klinikgelände vorstellen. Auf seine Frage, ob die Artemed-Gruppe, die die neue Klinik betreibt, als Investor für das alte Gelände in Erscheinung getreten sei, antwortete Sontheim nur mit einem knappen "Nein".

Zweiter Bürgermeister Anton Maier (Grüne) liebäugelt indes mit einer Sanierungssatzung für das Gebiet. "Da muss man noch keine planerischen Ziele reinschreiben, sondern nur die Missstände auflisten", argumentierte er. Und wenn das Gelände einen neuen Eigentümer bekomme, müsse von der Wertsteigerung auch die Gemeinde profitieren. "Wir könnten dort unser neues Feuerwehrhaus bauen und günstigen Wohnraum schaffen."

Ideen, denen gegenüber sich Sontheim nicht abgeneigt zeigte. Er trat aber, was den Planungseifer der Gemeinderäte betraf, auf die Bremse. Nur in einem Fall müsse der Gemeinderat schnell aktiv werden: "Wenn eine Bauvoranfrage oder ein Bauantrag kommt, dann müssen wir reagieren." Es sei aber legitim, dass sich ein neuer Besitzer Gedanken über die Verwendung des Areals mache. "Wir wollen das Kriegsbeil noch nicht ausgraben", sagte Sontheim.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2019
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