Süddeutsche Zeitung

Feldafing:Klassische Nummer

Eric Person gastiert bei Jazz am See

Von Boris Messing, Feldafing

Die alljährliche Veranstaltungsreihe "Jazz am See" ist eine feste Instanz im Kulturleben des Landkreises geworden - und für viele Musikfreunde aus der Gegend eine gute Alternative zu München. Mit Eric Person trat dieses Jahr bereits der zweite hochkarätige Jazz-Musiker auf der Bühne des Feldafinger Bürgersaals auf. Zusammen mit Matthias Bublath (Piano) und Christian Lettner (Drums) lieferte der Saxofonist aus New York am Samstag eine sehr solide Nummer ab. Es war bereits die zweite Show des Trios von insgesamt vier Konzerten in Bayern, bevor Person zurück in die Staaten fliegt.

Im vollbesetzten Bürgersaal spielten sie verteilt auf zwei Sets zweieinhalb Stunden lang Originalsongs von Person und Bublath sowie Covers von Miles Davis und Billy Strayhorn. Das wohlige Ambiente des Rathauses, das nicht umsonst die bayerische Denkmalmedaille erhalten hat, trug wesentlich zur guten Stimmung bei. Das überwiegend ältere Publikum zollte dem Trio immer wieder begeisterten Applaus und forderte am Schluss natürlich Zugaben. Person, schwarze Anzughose, mausgraues Jackett, trat schon mit vielen Jazz-Größen auf Bühnen weltweit auf.

Dementsprechend routiniert und gelassen zog er sein Programm durch, wobei seine beiden Mitspieler Bublath und Lettner sichtlich Spaß am Jammen hatten. Fehler oder schwache Spielmomente gab es keine, jeder Ton saß wie maßgeschneidert. Kaum zu glauben, dass das Trio dafür nur eine halbe Probe hatte, wie Drummer Lettner nach dem Konzert auf Frage eines Gastes erzählte. Jazz-Stücken wohnten halt gewisse Gesetzmäßigkeiten inne, sagte er nur lapidar, dafür brauche es nicht viel Vorbereitung. Natürlich, das sind Vollprofis, trotzdem unglaublich, wie gut das Timing immer saß und gemeinsame Akzente gesetzt wurden. Darin lag aber auch eine gewisse Eintönigkeit, was wohl genau mit ebendiesen Gesetzmäßigkeiten zu tun hat. Auch wenn alles meisterhaft und mit vielen sublimen Details versehen gespielt wurde, so wurde man als Zuhörer nicht wirklich überrascht.

Saxofon-Thema, Piano- oder Drum-Solo und dann wieder zurück zum Thema - die Songstruktur war stets vorhersehbar. Klassisch. Gediegen. Aber eben auch risikoscheu. Diese Art von Songaufbau ist im Jazz natürlich Standard. So wie im Pop auf die Strophe der Refrain folgt, so folgt im Jazz auf ein Solo das nächste. Das befriedigt die Hörgewohnheiten von eingefleischten Jazz-Fans. Dagegen ist nichts einzuwenden. Jazz-Fans kamen mit dem Erik Person Trio an diesem Abend garantiert auf ihre Kosten-

Dennoch, eine Nummer, die aus dem Rahmen springt, hätte dem Konzert auch gut getan. Dafür braucht es freilich mehr als eine halbe Probe, was beim mageren Verdienst von Jazz-Musikern oft nicht drin ist. Wenn man sich vor Augen führt, was Jazzer wie Person, Blubath oder Lettner musikalisch leisten im Vergleich zu manchem halbgaren Singer-Songwriter, der besser Koch geworden wäre, vergießt man eine leise Träne. Aber Jazz bleibt eben nur ein Nischenprodukt im überschäumenden, rasant sich ändernden Musikbusiness. Dafür erfindet er sich immer wieder neu. An diesem Abend wurde er eher klassisch serviert. Aber Pizza Margherita geht halt immer.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2018
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