Als Fürstin zu Schaumburg-Lippe im Jahr 1926 den Golfplatz in Feldafing mit dem ersten Abschlag eröffnete, war das etwas Besonderes: Golf galt im Ursprungsland England noch als elitärer Sport – allerdings nur für Herren. Wenngleich in Feldafing auch schon Frauen unter den Gründungsmitgliedern waren – etwa die Ehefrau von Georg Kraft, dem Eigentümer des Hotels Kaiserin Elisabeth – war der Golfsport dennoch elitär. Deutschlandweit gab es damals nicht einmal tausend Golfer, die oftmals dem Adel angehörten. Es gab lange Wartelisten, Nicht-Golfern blieb die Anlage verschlossen.
Das wäre heutzutage nach Ansicht von Geschäftsführer Florian Kohlhuber nicht mehr möglich. München habe die größte Golfplatzdichte in der Region, erklärt er. Man befinde sich im Wettbewerb mit 60 weiteren Golfplätzen und müsse Mitglieder anwerben, sagt Kohlhuber. Zwar zählen auch heute noch die Reichen und Schönen, Vertreter aus der Film- und Entertainmentbranche, der Wirtschaft oder dem Profisport zu den Mitgliedern. Aber laut Kohlhuber gilt für den Golfclub Feldafing die Philosophie, dass „jeder gleich ist – ob Promi oder normaler Mensch“.
Daher gibt sich der Geschäftsführer bedeckt, wenn es um die Namen bekannter Mitglieder geht. Das würden viele Prominente gar nicht wollen, betont er. Im Club wollten sie einfach nur entspannen und Sport treiben. Dass der Golfplatz direkt am Starnberger Seeufer liegt und der Hügel, an dem vor knapp 100 Jahren der Eröffnungs-Drive abgeschlagen wurde, eine wunderbare Aussicht über See und Berge bietet, ist schon eher ein Auswahlkriterium für Interessierte.
Die Bahn 1, an der das ehemalige Klubhaus stand, ist heute Übungsanlage. Und die Spielbahn 11, von der man hinüber zur Roseninsel sieht, ist geschichtsträchtig: Auf diesem Hanggelände hatte der bayerische König Maximilian II. den Bau eines Schlosses geplant. Die Sommerresidenz wurde zwar nie fertiggestellt, doch am Abschlag sind noch die Granitquader zu sehen, die damals für das Fundament bestimmt waren. Maximilians Nachfolger, sein Sohn König Ludwig II., ließ den Bau stoppen, doch der Weinkeller war bereits fertig. Er wurde aufgeschüttet, auf dem Hügel befindet sich nun der Abschlag.
Ein weiteres Auswahlkriterium für eine Mitgliedschaft sei heutzutage auch, wie verträglich und sorgsam mit der Natur umgegangen werde, betont Kohlhuber. Daran hatte man sicherlich vor 98 Jahren nicht gedacht, als die Herren noch in Knickerbocker ihre Holzschläger mit Ledergriffen schwangen. Auch vor 60 Jahren hatten sich die Amerikaner sicherlich keine Gedanken um den Naturschutz gemacht, als der Golfclub von neun auf 18 Löcher erweitert wurde. Die Besatzungsmacht wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 Hausherr des Clubs.
General Albert Watson, der Kommandeur der US-Streitkräfte, war ein begeisterter Golfer
Da der Kommandeur der US-Streitkräfte, General Albert Watson, ein begeisterter Golfer war, sorgte er zusammen mit seinem Freund, dem damaligen Club-Präsidenten Heribert Strempel, dafür, dass in Feldafing 1962 die erste 18-Loch-Anlage in Bayern entstand. Dafür setzte Watson seine Pioniere ein, die mit Planierraupen und Traktoren die neun zusätzlichen Bahnen im westlichen Teil des Lenné Parks errichteten. Die weitläufige Anlage reicht nun vom Strandbad Feldafing bis nach Garatshausen. Im Gegenzug durften die Angehörigen der US-Streitkräfte kostenlos Golf spielen. Erst vor wenigen Jahren haben die Amerikaner laut Kohlhuber dieses Privileg zurückgegeben.
Wenn es um den Schutz der Natur geht, bekommt der Geschäftsführer leuchtende Augen. Der Golfclub unternehme große Anstrengungen, um die Anlage nachhaltig zu pflegen. Rund 67 Prozent des etwa 80 Hektar großen Golfplatzes werden nicht bespielt. Sie sind für den Schutz von Flora und Fauna reserviert. Dafür wurde der GC Feldafing unter anderem mit den Prädikaten „Golf und Natur“ und dem BGV-Allianz-Umweltpreis sowie als „Blühender Golfplatz“ ausgezeichnet.
Der Golfplatz liegt im Lenné-Park, und davon wird nur ein kleiner Uferstreifen von der Schlösser- und Seenverwaltung gepflegt. Den großen Rest betreut laut Pachtvertrag, der erst kürzlich um weitere 50 Jahre verlängert wurde, der Golfclub. Und der lässt sich dafür einiges kosten: Rund eine Million Euro jährlich wird in die Pflege der Natur investiert. In den Biotopen wachsen etwa 100 verschiedene Orchideenarten. Wiesenstreifen werden aus dem Spielbetrieb herausgenommen und untereinander vernetzt, damit die Tiere von einem Biotop zum anderen wechseln können.
„Lebensraum Golfplatz“, steht auf einem Schild, auf einem anderen „Vorsicht Stechgefahr“. Es weist auf die fünf Bienenstöcke hin, die etwas abseits in einem Gehölz stehen. Es wird eigener Honig produziert, der vom Förderverein verkauft wird. Acht Mitarbeiter sind allein dafür verantwortlich, dass es den mehr als 10 000 Bäumen, Wegen, Blühwiesen, Biotopen, Naturdenkmälern, Bachläufen, Trockenmauern, Totholzhaufen, Insektenhotels, Nistkästen und Fledermaushöhlen gutgeht. Einige unter den Mitarbeitern sind ausgebildete Baumkletterer, die etwa das Totholz von einer mehr als 300 Jahre alten Eiche entfernen oder Unwetterschäden beseitigen. Denn der Golfclub hat die Verkehrssicherungspflicht.
Das ist nicht nur kostspielig – allein die Pflege der Wege kostet etwa 40 000 Euro im Jahr –, sondern birgt auch einige Probleme. Denn trotz vieler Hinweisschilder halten sich viele Parkbesucher nicht an die Vorschriften. Es kommt immer wieder zu Konflikten, wenn Spaziergänger nicht aufpassen und von einem fehlgeschlagenen Golfball getroffen werden.
Es gibt sogar Regeln dafür, wenn sich etwa ein frei laufender Hund einen Golfball schnappt. Kohlhuber hat auch schon erlebt, dass ein Greifvogel einen Golfball mitgenommen hat. Es sei dennoch wichtig, die Anstrengungen zum Schutz der Natur herauszustellen, sagt Kohlhuber. Nur so könne man das Interesse von Golfern wecken, dem Club beizutreten. Er will mit dem Vorurteil aufräumen, dass der Golfrasen nur mit viel Chemie gepflegt werden kann. Von den 100 Pflanzenschutzmitteln und Düngern, mit denen früher der Golfplatz gepflegt worden sei, sind nach seinen Angaben nur noch drei zugelassen. Und selbst diese würden nur noch selten benötigt, betont er.
Stattdessen werde regelmäßig vertikutiert und Unkraut häufig mechanisch entfernt. Bewässert würden lediglich jene Flächen, auf denen die Fähnchen stehen. Dafür hat der Golfclub sogar das Recht, das Wasser aus dem Starnberger See zu entnehmen. Was ursprünglich als Schlosspark für die Sommerresidenz des Königs geplant war, ist nun eine einmalige Symbiose zwischen Natur und Sport in einem geschichtsträchtigen Umfeld. „Es ist ein Miteinander“, sagt Kohlgruber. „Ohne Golfplatz gäbe es keine Natur“.