Süddeutsche Zeitung

Feldafing:Der dichtende Tänzer

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Giorgio Zankl bietet in Wieling Tanzkurse an. In einem ungenutzten Atelier will er außerdem Ausstellungen und Lesungen organisieren.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Giorgio Zankl und seine Partnerin Teresa Emilian sind ein eingespieltes Team. Die Bewegungen und Schrittfolgen, die sie auf dem Gelände vor ihrem Tanzstudio im Feldafinger Kirchdorf Wieling zeigen, sind genau aufeinander abgestimmt. Gekonnt tanzen sie selbst über die Unebenheiten in der Wiese hinweg.

Regelmäßig bieten Zankl und Emilian Tanz-Workshops für Gruppentänze an. Ob schnell, temperamentvoll, archaisch oder meditativ, ob deftig oder gesellig: Es kommt in den Workshops weniger auf die Schritttechnik sondern vielmehr auf die Gruppendynamik an. Es gehe darum, das Gegenüber wahrzunehmen, in Abstimmung mit anderen Teilnehmern die Plätze zu tauschen oder andere Raumformen auszuführen, erklärt Zankl, der ausgebildeter Tanz- und Gymnastiklehrer ist. "Freude am Tanzen geht vor Perfektion", betont er.

Früher war Zankl freiberuflich in München tätig. Seit 2017 wohnt und arbeitet er in Wieling. Doch zu Ruhe gesetzt hat er sich noch lange nicht. "Jetzt mache ich es zur Freude und um fit zu bleiben", erklärt der 72-Jährige. Weiterhin bietet er ein ganzjähriges Programm an. Jedes Jahr melden sich viele Stammgäste für seine Tanz-Workshops und Tanzreisen an. Reisen hat er auch nach Rumänien, dem Heimatland seiner Partnerin, organisiert. Die nächste Exkursion soll im September nach Umbrien gehen. Und an Silvester hat er bereits einen "Tanz ins neue Jahr" geplant. Insbesondere Kreis- und Volkstänze aus bestimmten Regionen stehen auf dem Programm, manchmal auch meditative Tänze mit Harfenbegleitung oder Tänze aus Irland. Man tanze nach Elementen wie Luft, Wasser, Feuer, Erde, erklärt Zankl.

Doch das ist noch nicht alles. Zankl will das weitläufige Areal neben dem Gewerbegebiet zu einem Wielinger Kulturzentrum ausbauen. Denn seit er selbst einmal an einem Bildhauerworkshop teilgenommen und dabei sein Talent für diese künstlerische Tätigkeit entdeckt hat, organisiert er auch Bildhauer-Workshops. In Abstimmung mit Michael Hoffmann, dem Sohn des Bildhauers Karlheinz Hoffmann, findet die Veranstaltung für Laien und Interessierte unter der Leitung eines Profi-Bildhauers im Bereich des Ateliers des im Jahr 2011 verstorbenen Wielinger Künstlers statt.

Auch mehrere Werke des Tanzlehrers stehen auf dem Gelände. Seine Partnerin Emilian, eine Lehrerin im Ruhestand und ausgebildete Tanztherapeutin, sorgt während der Veranstaltungen für Essen und Getränke. Doch der agile Ruheständler hat noch weitere Interessen, die er ausbauen will. Er könnte sich vorstellen, in dem seit dem Tod des Bildhauers nicht mehr genutzten Atelier Ausstellungen anzubieten. Auch Lesungen nach dem Motto "Kunst und Literatur" könnten dort stattfinden. Denn das Schreiben ist eine weitere Leidenschaft des Tanzlehrers.

In seiner aktiven Zeit hat Zankl Fachbücher über Kinderturnen und Gymnastik verfasst. Jetzt gilt sein Interesse der Lyrik. Er schreibt Gedichte im Stil von Joachim Ringelnatz und entwirft Reime, die bestimmte grafische Formen haben. Er will nun Leseabende mit Schriftstellern organisieren, wie etwa "Tanz - Wort - Spiel". Vielleicht sind auch einmal seine eigenen Texte auf einer Veranstaltung zu hören.

Informationen unter www.giorgio-zankl.de und per E-Mail an info@giogio12.eu .

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