Sie liegt recht idyllisch mitten im Wald auf dem Areal der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung (Invent) in der Wielinger Straße in Feldafing: die neue Anlage für Geflüchtete. „Waldhof“ heißt die Gemeinschaftseinrichtung in Holzmodulbauweise daher passenderweise. Bei einem Tag der offenen Tür am Freitag konnten die Feldafinger die Gebäude mit 20 Wohnungen für insgesamt 120 Personen besichtigen. Schon von Mitte April an werden mit geflüchteten Ukrainern die ersten Bewohner hier einziehen.
„Das ist ein guter Ort hier“, freute sich Landrat Stefan Frey. Und Bürgermeister Bernhard Sontheim fügte hinzu: „Besser geht es eigentlich nicht.“ Er zeigte sich erleichtert; denn die Suche nach einem geeigneten Standort hatte sich zunächst schwierig gestaltet. Sogar ein Bürgerbegehren hatte es gegeben, und der Standort auf einer Wiese war aus Landschaftsschutzgründen abgelehnt worden. Und es bedurfte großer Anstrengungen bei der Regierung von Oberbayern von Landrat Frey, die Einrichtung auf dem Invent-Gelände bauen zu können.
Nun also ist der „Waldhof“ – der Helferkreis für geflüchtete Menschen in Feldafing hatte den Namen vorgeschlagen – fertig. Die Gebäude sind nicht parallel, sondern in einer lockeren Dreiecksform angeordnet. In dem Innenhof in der Mitte gibt es einen Fahrradständer, sowie einen Spielplatz mit Sandkasten und Schaukeln. Wie Sontheim betonte, liegt das Gelände nicht abseits, sondern nur 800 Meter von der Ortsmitte entfernt. Einkaufsmöglichkeiten und öffentliche Verkehrsmittel sind also gut zu Fuß erreichbar.

Durch die Holzbauweise sieht die Anlage edel aus. Doch Landrat Frey beeilte sich zu sagen, bewusst „keinen Luxus“ eingesetzt zu haben. Die Innenausstattung mit drei Schlafzimmern, Bad und Küche für jeweils sechs Personen pro Wohneinheit entspreche dem Standard, mit dem auch die anderen Unterkünfte im Landkreis ausgestattet seien. Es gibt ein Gebäude für Waschmaschinen, sowie ein weiteres mit Schulungsraum und Büros für die Flüchtlings- und Integrationsberatung, für den Helferkreis sowie für die Unterkunftsverwaltung. Wie die Leiterin des Fachbereichs Asyl und Integration, Sabine Neumann, erläuterte, werden in den Wohnungen grundsätzlich nicht Familien mit alleinstehenden Geflüchteten gemischt. Um eine Wohneinheit zusätzlich zu einer vierköpfigen Familie voll zu belegen, kommt beispielsweise eine Mutter mit Kind hinzu. Zwar wurde die Anlage nicht behindertengerecht gebaut. Aber unter den Geflüchteten seien Menschen mit einer Gehbehinderung sehr selten, sagte Neumann. Menschen mit Handicap würden normalerweise in dezentralen Wohnungen untergebracht, die barrierefrei seien.
Mit dem „Waldhof“ ist Feldafing nach Tutzing und Wörthsee die letzte Gemeinde im Landkreis, in der eine neue Unterkunft für Geflüchtete gebaut worden ist. Doch Bürgermeister Sontheim stellte klar, dass Feldafing die erste Gemeinde im Landkreis war, die 2014 die ersten Flüchtlinge aufgenommen hatte. In „einer Nacht-und-Nebel-Aktion“ habe man in der ehemaligen Diamantschleiferei Unterkünfte eingerichtet. „Ich war schockiert, wie die Flüchtlinge mitten in der Nacht abgeladen wurden, und kein Mensch hat sich um sie gekümmert“, erinnerte er sich. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich unter der damaligen Gemeinderätin Nandl Schultheis der Feldafinger Helferkreis gegründet, der sofort Kleiderspenden und Spielzeug gesammelt hat. Und der Rathauschef ist heute noch stolz auf seine Feldafinger und ihre große Hilfsbereitschaft. Rund 70 Prozent der damaligen Geflüchteten konnten bislang in Ausbildung gebracht werden.
„Es liegt an den Geflüchteten selbst“, erklärte Schultheis. „Wir wollen unterstützen, aber nicht verwöhnen.“ Das Wichtigste ist ihrer Erfahrung nach die Sprachförderung. Doch laut Landrat Frey gibt es dafür viel zu wenig finanzielle Mittel. Wie Neumann betonte, gibt es aber gute Sprach-Apps, sodass die Verständigung gut funktioniert, egal, welche Sprache die Geflüchteten sprechen.

Neumann denkt schon weiter. Nach ihren Angaben ist die erst kürzlich eröffnete Anlage in Wörthsee bereits komplett belegt, die Tutzinger Anlage noch nicht ganz voll. Doch der Zustrom wird nach Neumanns Meinung nicht aufhören. Bereits im Mai erwartet sie einen weiteren Bus mit Geflüchteten. Da die Gautinger Anlage Ende Mai geschlossen werde, müssten die dort noch lebenden 74 Geflüchteten zudem auf die anderen Unterkünfte im Landkreis verteilt werden.
Daher sollen die vorhandenen Anlagen in Weßling, Gilching und Starnberg-Percha noch erweitert werden. Darüber hinaus ist der Landkreis noch auf der Suche nach Grundstücken, um weitere Anlagen errichten zu können. Sie sei für jeden Vorschlag dankbar, sagte Neumann.