Süddeutsche Zeitung

Kultur im Landkreis Starnberg:Kunstwerke mit Anspruch

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Beim Skulpturen-Wettbewerb "Landkreisspitzen - Landkreiskunst" werden 17 Arbeiten im Schlosspark des Kreisaltenheims Garatshausen ausgestellt.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

"Einung" hat der Weßlinger Bildhauer Esteban Kleist seine Lindenholz-Skulptur genannt. Den mittelalterlichen Ausdruck für Innung hat der Künstler gewählt, weil die Skulptur aus vielen Lindenholz-Einzelteilen für ihn die Zusammenfügung von Kräften symbolisiert. Kleists Kunstwerke tragen normalerweise keine Titel. Doch für die Teilnahme am Skulpturen-Wettbewerb "Landkreisspitzen - Landkreiskunst" unter dem Motto "Miteinander" ist ein Titel für das Werk ebenso Voraussetzung, wie die Witterungsbeständigkeit des Materials.

Schließlich stehen die Kunstwerke zwei Jahre lang im Schlosspark des Kreisaltenheims Garatshausen. Da keine Honorare bezahlt werden, hatte Initiatorin Rita Enzinger die Idee, dass die Heimatkommunen wenigstens die Transportkosten nach Garatshausen übernehmen. Schon zwei Drittel der Landkreisgemeinden haben eine Förderung zugesagt. Bei den restlichen Kommunen will Enzinger noch einmal nachhaken.

Von früheren Ausstellungen sind noch einige Werke stehengeblieben. Doch jetzt lassen sich die Bewohner von den insgesamt 17 neuen Arbeiten überraschen. Auch Badegäste auf dem Weg zum See bleiben stehen und diskutieren über die Kunstwerke, manche machen ein Erinnerungsfoto. Rita Enzinger, die die Initiative "Künstler für Senioren" gegründet hat, sieht sich bestätigt: Die Ausstellung kommt an.

Einige der Bewohner des Betreuten Wohnens haben sich gewünscht, dass sie Kleists Werk von ihren Fenstern aus sehen können. Also wird die Holz- Skulptur auf der Wiese hin und her geschoben, was angesichts von Größe und Gewicht gar nicht so einfach ist. Endlich ist ein Standort gefunden, der Bewohner, Organisatoren und Künstler gleichermaßen zufriedenstellt. Mit seinen mehr als drei Metern Höhe ist "Einung" das größte Werk, das derzeit im Schlosspark zu sehen ist. Wie der Holzbildhauer verrät, hatte er das Innere bemalt, weil er spiralförmige Auslassungen geplant hatte, um einen Blick in den Hohlraum zu ermöglichen. Dann aber hat er seine Meinung geändert und den Holzkörper verschlossen. "Manchmal ist es so, dass das Kunstwerk im Entstehen eigene Forderungen stellt", erklärt er. Nun steht es sehr prägnant auf der Wiese.

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Deshalb brauche es Abstand zu den Werken der anderen Künstler, sagt Enzinger, beispielsweise zur Skulptur "Gleichklang" von der Tutzinger Künstlerin Sabrina Schrenker. Es stellt einen jungen Mann mit Schnecke dar. Die Stacheln am Gehäuse des Weichtiers sollen verhindern, dass Kinder auf dem Kunstwerk herumklettern. Am Wegesrand ist die Steele "Der goldene Samen" von Renate Kaiser zu sehen und in den Bäumen hängen bunte Vögel des Künstlers Paulo de Brito aus Starnberg. Weitere "Landkreis-Vögel" seines Starnberger Künstlerkollegen Hans Langner-Birdman sollen noch folgen.

Hans Hauzenberger aus Seefeld schreibt unter seine Skulptur "Huckepack": "Und bist Du müde, dann trag ich Dich". Bei Jürn Ehlers aus Herrsching geht es um Gemeinsamkeit, bei Johannes Engelmeier um das Prinzip "Einer für alle". Marianne Schweigler aus Herrsching lässt Blumen sprechen und das Anliegen der Gautinger Künstlerin Elke Groebler ist das Miteinander. Shigeyuki Miyagava aus Starnberg schafft einen Gegenpol mit seinem einsamen "Steppenschaf".

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung ist erst am 13. Oktober. Sie kann aber schon jetzt täglich besichtigt werden. Unter der Telefonnummer 0172 8636100 können auch Führungen gebucht werden.

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