Feldafing:Funkstille

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Welchen Teil des Kasernengeländes die Gemeinde für ihre Pläne nutzen kann, ist immer noch unklar. Bürgermeister Bernhard Sontheim hofft auf Antwort im Mai

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Die Planungen zur Nachfolgenutzung des Kasernengeländes in Feldafing sind zum Stillstand gekommen. "Es gibt keine irgendwie gearteten Aussagen", sagte Bürgermeister Bernhard Sontheim auf Anfrage. Seit das Bundesverteidigungsministerium im August 2019 bekannt gegeben hatte, dass Teile des knapp 32 Hektar großen Areals voraussichtlich noch bis 2027 benötigt werden, herrsche Funkstille. Er frage zwar regelmäßig nach, so Rathauschef Sontheim, werde aber immer wieder vertröstet. Mitte April ließ man ihn wissen, dass sich das Ministerium eventuell bis Anfang Mai äußern will.

Auch in der IT-Schule der Bundeswehr (ITS) in Pöcking weiß man offenbar nichts. Dorthin sollen die Bereiche der Feldafinger Einrichtung verlagert werden. "Ich kann keinen Sachstand dazu geben, weil sich die Politik noch nicht geäußert hat", so die Auskunft der Presseabteilung.

Der Mangel an Informationen lässt die Gerüchteküche in Feldafing hochkochen. Auch dem Rathauschef ist bekannt, dass seit August vergangenen Jahres regelmäßig in der Gemeinde verbreitet wird, dass die Bundeswehr angeblich doch nicht wegziehen und das gesamte Gelände weiterhin für sich nutzen wolle. "Ich beteilige mich nicht an diesen Spekulationen und kommentiere das auch nicht", erklärt dazu Sontheim.

Vor 19 Jahren, also im Februar 2001, hatte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping bekannt gegeben, dass die Feldafinger Führungsunterstützungsschule in die Maxhof-Kaserne nach Pöcking verlagert werde. Und genauso lange befasst sich der Gemeinde mit Plänen, wie das Areal nach dem Auszug der Bundeswehr genutzt werden soll. Es gab Untersuchungen, Gutachten und einen europaweiten Ideenwettbewerb. So könnten dort ein Fünf-Sterne-Hotel sowie 50 bis 100 bezahlbare Wohnungen errichtet werden. Die Gemeinde will dafür einen Teil des Areals selbst erwerben und hat in den vergangenen Jahren jeden Cent zur Seite gelegt.

Doch immer wieder ist der Auszugstermin verschoben worden. Als letzter Termin wurde Ende 2020 genannt. Auch wenn ein Teil des Areals auch künftig von der Bundewehr genutzt werden soll - über Größe und Lage wurde strenges Stillschweigen vereinbart -, vertraut Sontheim weiterhin darauf, dass der Termin diesmal eingehalten wird.

"Stand ist, dass die Bundeswehr auszieht, und Stand ist, dass sie noch Flächen benötigt", fasst er die aktuelle Lage zusammen. Derzeit werde untersucht, welche Flächen freigegeben werden. Der Rathauschef hofft, dass er spätestens im Mai erfährt, welcher Teil des Geländes zur Verfügung steht. Dieses Areal könnte dann spätestens Anfang 2021 an die Gemeinde übergeben werden. Er gehe davon aus, dass Feldafing dann wieder weiter planen könne, sagt Sontheim.

"Seit 19 Jahren investieren wir erheblich viel Zeit und Geld in die Maßnahmen", sagte Sontheim. Die bislang angefallenen Kosten, die die Gemeinde für die Planungen ausgegeben hat, schätzt er ohne die Zuschüsse auf eine knappe Million Euro.

Das Bundeswehrgelände in Pöcking wurde in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Nach Beendigung der Bauarbeiten soll dort die größte IT-Schule der Bundeswehr in Deutschland entstehen, in der zwischen 6500 und 7000 Lehrgangsteilnehmer pro Jahr ausgebildet werden. Teile der Feldafinger Fernmeldeschule sind nach Auskunft der ITS-Pressestelle bereits nach Pöcking umgezogen. Je nach Fertigstellung der Bauabschnitte würden Zug um Zug weitere Bereiche in die Nachbargemeinde verlagert. Durch die Corona-Krise könne es allerdings zu Verzögerungen kommen, hieß es. Ob der Termin zum Jahresende eingehalten werden kann, darüber wollte der Presseoffizier keine Mutmaßungen anstellen.

© SZ vom 21.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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