Feldafing:Feldafinger Klinikprojekt vor dem Aus

Der Gemeinderat reduziert die Gebäude für Personalwohnungen auf dem Areal der Fernmeldeschule um ein Drittel. Daraufhin lässt der Investor Artemed sämtliche Pläne für einen Neubau stoppen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Das geplante Klinikprojekt auf dem Areal der Fernmeldeschule in Feldafing steht vor dem Aus. Nachdem der Feldafinger Gemeinderat am Dienstag die Geschossfläche für die Personalwohnungen um rund ein Drittel reduziert hat, teilte Artemed-Geschäftsführer Clemens Guth überraschend mit, dass das Projekt vorerst gestoppt wird. Zunächst werde die Geschäftsleitung diskutieren, ob der Klinikneubau überhaupt noch fortgeführt werde, sagte er. "Wir beraten, ob das noch unser Projekt ist." Bis die Geschäftsleitung eine endgültige Entscheidung gefällt hat, geht der Bebauungsplan nicht ins Auslegungsverfahren.

Nach dem Beschluss unterbrach Bürgermeister Bernhard Sontheim die Sitzung. Anschließend gab Artemed-Geschäftsführer Guth seine Erklärung ab. "Dieses Votum ist enttäuschend", sagte er. In der Novembersitzung hatte der Gemeinderat bereits die Anzahl der Wohngebäude von sechs auf vier reduziert. Wie Planer Georg Stahl ausführte, könnten in den vier Gebäuden aber nur 32 Wohnungen untergebracht werden. Sontheims Vorschlag, den Beschluss von November aufzuheben und zur ursprünglichen Planung von sechs Gebäuden zurückzukehren, wurde jedoch abgelehnt.

Als Alternative bot der Planer an, dass das Baurecht auf vier längere Gebäude umgelegt wird. Eingehend wurde über die Wohnungsgrößen diskutiert. Eine Befragung der Klinikmitarbeiter hatte laut Simon Machnik ergeben, dass ein Bedarf von 83 Wohnungen besteht, Artemed könnte sogar bis zu 134 Wohnungen vergeben. Derzeit müsse die Klinik intensiv nach Wohnungen für die Mitarbeiter suchen, so Machnik. Denn 43 Prozent von den 42 Mitarbeitern, die in diesem Jahr neu eingestellt worden waren, hätten hierher umziehen müssen.

Die beiden neuen AWISTA-Vorsitzenden

Der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim ist sauer auf seinen Gemeinderat.

(Foto: Fuchs)

Diesem Bedarf wollte Artemed gerecht werden, indem nicht die herkömmlichen Schwesternwohnheime geplant waren, sondern familiengerechte Wohnungen zwischen einem und vier Zimmern. Zwar hatte man sich trotz des hohen Bedarfs auf insgesamt 48 Wohnungen geeinigt. Dennoch war der Ratsmehrheit weiterhin die hohe Baudichte ein Dorn im Auge. Strittig war auch die Klausel, wonach Mitarbeiter, die in Rente gehen oder Familien eines verstorbenen Mitarbeiters weiterhin in den Dienstwohnungen bleiben könnten. Härtefälle könnten auch über den Mietvertrag geregelt werden, so Eva Klug (Auf). Anton Maier (Grüne) versuchte die Debatte zu beenden, indem er das Gremium aufforderte, nicht um die Quadratmeter zu streiten, sondern vielmehr auf eine gefällige Planung zu achten.

Am Ende befürwortete das Gremium den Bebauungsplan gegen die Stimme von Maximiliane Gerber (BG). Die Ruhestandsklausel indes wurde abgelehnt. Überraschend wurde jedoch die früher beschlossene Geschossfläche von knapp 4300 nicht auf die vier Gebäude umgelegt, sondern auf nunmehr 3000 Quadratmeter reduziert.

Wie Guth vorrechnete ist mit der Reduzierung der Geschossfläche die Zahl der Wohnungen bei einer Größe von durchschnittlich 70 Quadratmetern auf 35 gesunken. Als "Misstrauensvotum" empfinde er zudem, dass die Klausel für verstorbene Mitarbeiter gekippt worden sei. "Es befremdet mich sehr, dass das gesamte Klinikprojekt davon abhängt, ob vier oder sechs Gebäude gebaut werden", kommentierte Ute Eiling-Hütig (CSU) die Haltung des Investors.

Sontheim machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. "Wir haben das Vertrauen als Gemeinderat massiv zerstört", erklärte er vor dem Hintergrund, dass es nach dem Bauvorhaben auf dem Gelände der ehemaligen Diamantschleiferei nun schon das zweite Projekt ist, das der Gemeinderat zu Fall gebracht hat. Wie der Rathauschef betonte, waren ihm die Überlegungen der Artemed-Geschäftsführung bereits im Vorfeld bekannt. Hätte er dies jedoch dem Gemeinderat mitgeteilt, wäre dem Investor womöglich Erpressung unterstellt worden. Am Rande der Sitzung sagte er, so könne ein Gemeinderat nicht mit einem Investor umspringen. Das Votum sei "eine Blamage". Schon vor der Entscheidung des Gemeinderats hatte es in den vergangenen Wochen wegen der Größe der Gebäude heftige Proteste der Anwohner gegeben.

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