Süddeutsche Zeitung

Feldafing:Der nächste Container-Standort ist gefunden

Bis zu 120 Geflüchtete sollen in einer Anlage hinter dem Kinderhaus am Bahnhofsplatz Platz finden. Damit haben vorerst alle betroffenen Gemeinden im Landkreis die Frage geklärt, wo sie weitere Heimatlose und Vertriebene vorübergehend unterbringen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Im Januar hatte der Feldafinger Gemeinderat die Entscheidung um einen Standort zur Unterbringung von geflüchteten Menschen noch vertagt, am Dienstag ging dann alles ganz schnell: Einstimmig einigte sich das Gremium darauf, dass das gemeindeeigene Areal hinter dem Kinderhaus am Bahnhofsplatz für eine Containerunterkunft genutzt werden soll. Das Grundstück soll zunächst für fünf Jahre an den Landkreis verpachtet werden - mit der Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre. In Wörthsee, Tutzing und Feldafing gab es bislang noch keine Container-Anlagen. Doch in den vergangenen Wochen hat nun jede der drei Landkreisgemeinden einen Standort für Flüchtlinge, Heimatlose und Vertriebene zur Verfügung gestellt.

Zwar habe der Landkreis aktuell noch die vorgeschriebene Anzahl an Menschen, die nach dem Verteilungsschlüssel aufgenommen werden müssen, übererfüllt, sagte Bürgermeister Bernhard Sontheim. Doch das Landratsamt rechnet seinen Angaben zufolge damit, dass bis spätestens April weitere Geflüchtete versorgt werden müssen. Der Landkreis will vorbereitet sein, damit die Menschen nicht wieder in Turnhallen untergebracht werden müssen. Jede Gemeinde müsse jetzt ihren Teil dazu beitragen, betonte der Rathauschef.

Im Gemeinderat hatte man zunächst ein Grundstück am Starzenbach anvisiert, doch das liegt im Landschaftsschutzgebiet. Im Januar waren dann weitere Alternativen vorgeschlagen worden: Dazu zählten das Areal am Bahnhofsplatz sowie das Grundstück Villa Carl in der Nähe der Hans-Albers-Villa. Letzteres ist aus Sicht des Landratsamtes jedoch ungeeignet, zumal das Landesamt für Denkmalschutz Einwände hatte und auch Versorgungsmöglichkeiten fehlen. Darüber hinaus liegt es direkt an der Flurgrenze zu Tutzing. Die neuen Bewohner würden sich aufgrund dieser räumlichen Nähe vermutlich eher an der Nachbargemeinde orientieren - eine Integration in der Gemeinde Feldafing sei daher nicht möglich, befand die Behörde. Das Alte-Post-Gelände am Bahnhofsplatz, das der Eigentümer angeboten hatte, ist ebenfalls ausgeschieden.

Das auserkorene Gelände eignet sich aufgrund seiner Lage "hervorragend", meint das Landratsamt.

Ebenfalls skeptisch beurteilt wurde im Januar auch das Grundstück südwestlich des Bahnhofsplatzes, auf dem nun die Containeranlage errichtet werden soll. Er sei davon ausgegangen, dass das Areal zu klein sei, erklärte Bürgermeister Sontheim. Doch das Landratsamt hatte das Gelände geprüft - und kam zu einem anderen Ergebnis: Zwar kommt auch die Behörde zum Ergebnis, dass der größte Teil des Grundstücks in Hanglage für die Errichtung einer Containeranlage nicht geeignet sei. Doch eine vergleichsweise kleine Fläche im nordwestlichen Bereich erachtet das Kreisbauamt als ausreichend, um hier Container für bis zu 120 Personen aufstellen zu können.

Zudem hat der Standort aus Sicht des Landratsamtes weitere Vorteile: Wie es im Schreiben der Behörde heißt, ist "die Anbindung des Grundstücks hervorragend". Alle vorgeschlagenen Grundstücke für eine Flüchtlingsunterkunft in Feldafing waren nach vorgegebenen Kriterien - beispielsweise zeitnahe Umsetzung, Kosten, Grundstücksgröße, Nähe zum Ort, fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeiten, Haltestellen für öffentliche Verkehrsmittel sowie Schulwege - beurteilt worden. Dabei schnitt das Areal am Bahnhofsplatz offenbar am besten ab.

Es liegt laut Sontheim in der "absoluten Ortsmitte", die S-Bahnstation und ein Supermarkt befinden sich in unmittelbarer Nähe. Dort sollen Familien und junge Männer unterkommen. Man habe mit gemischten Gruppen die besten Erfahrungen gemacht, so der Rathauschef. Nach seinen Angaben konnte allerdings die Wasser- bzw. Abwasserproblematik in der Kürze der Zeit noch nicht geklärt werden. Das werde noch nachgereicht, sagte Sontheim.

Weitere Details zur Planung konnte Kreisbaumeister Christian Kühnel ebenfalls noch nicht nennen. Aus Kostengründen werde normalerweise erst mit den Planungen begonnen, sobald eine Standort-Entscheidung gefällt worden sei, sagte er. Kühnel versprach aber, die Planung umgehend zu präsentieren, sobald erste Ergebnisse vorliegen.

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