Feldafing:Bitte recht sachlich!

Feldafing RH Bürgersaal, Fairtrade Landkreis Starnberg

Alle fair zueinander (v.l.): Christiane Lüst vom Gautinger Umweltzentrum, Matthias Vilsmayer (FW), Ute Eiling-Hütig (CSU), Günter Schorn vom Bund Naturschutz, Wolfgang Weber-Guskar (FDP), Anne Franke (Grüne), Bernhard Feilzer (Linke) und Christiane Kern (SPD) diskutieren im Feldafinger Bürgersaal.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Direktkandidaten aller großen Parteien sind in Feldafing aufeinander getroffen - zum wohl ersten und auch einzigen Mal in diesem Wahlkampf. Das Thema war vorgegeben: Fairtrade-Landkreis Starnberg

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Die CSU im Fokus, die Linke gibt den Grünen recht, die FDP provoziert: In Feldafing sind die Direktkandidaten aller großen Parteien aufeinander getroffen - zum wohl ersten und auch einzigen Mal in diesem Wahlkampf. Und das auch nur zu einem vorgegebenen Thema: Fairtrade-Landkreis Starnberg. Eingeladen hatte das Gautinger Umweltzentrum Öko&Fair und die Bund Naturschutz Kreisgruppe. Knapp 30 Besucher waren zu der Diskussion gekommen, die dank der strikten Vorgaben von Moderator Karl-Heinz Jobst sehr diszipliniert und sachlich verlief. Fazit: Alle Kandidaten unterstützen die Forderung nach bio-regionalen und fairen Lebensmitteln. Sie unterschieden sich aber darin, wie sie das Ziel erreichen wollen.

Die meisten Kandidaten befürworteten etwa die Kennzeichnungspflicht. Doch laut Jobst war ein Antrag der Grünen 2015 von der CSU abgelehnt worden. Das wollte die CSU-Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig so nicht gelten lassen: "Für die CSU geht Freiwilligkeit vor Verboten." Bei Geschwindigkeitsbegrenzungen werde auch nicht auf Freiwilligkeit gesetzt, konterte der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim aus dem Publikum unter dem Applaus der Besucher. Als Vertreterin der regierenden Partei in Bayern war Eiling-Hütig die bevorzugte Ansprechpartnerin. Sie war gut vorbereitet und argumentierte sachlich. Allerdings wehrte sie sich, wenn Argumente nur mit Einzelbeispielen belegt wurden. Das sei eine verzerrte Darstellung von Tatsachen, sagte sie.

Nach der Erfahrung von Anne Franke (Grüne) hat der Verbraucher keine Chance, gesunde Lebensmittel auszuwählen, so lange es keine Kennzeichnungspflicht gibt. Bernhard Feilzer (Linke) stimmte ihr zu. Er hob an diesem Abend öfters Übereinstimmungen mit den Grünen hervor. "Selbstverpflichtung nutzt nichts. Man muss schon die Daumenschrauben anziehen", stellte auch SPD-Kandidatin Christiane Kern fest. Allerdings könne beim Thema nachhaltiges Handeln jeder bei sich selbst anfangen.

"Es muss nicht immer bio sein", betonte FW-Kandidat Matthias Vilsmayer. Insbesondere, wenn Bio-Fleisch manchmal um den halben Erdball transportiert werde, setze er lieber auf Regionalität und artgerechte Tierhaltung. Seiner Meinung nach sollte regional und fair zur Verpflichtung gemacht werden. Widerspruch erntete FDP-Bezirkstagskandidat Wolfgang Weber-Guskar, der für die erkrankte Landtagskandidatin Britta Hundesrügge eingesprungen war, als er eine provokante These aufstellte. Es gebe keinen Beweis dafür, dass Menschen jemals durch grüne Gentechnologie zu Schaden gekommen seien, sagte er. "Im Grunde ist grüne Gentechnologie nichts anderes als eine Beschleunigung der Evolution." Lebhaft wurde die Diskussion erst, als Franke forderte, von den Flächenprämien in der Landwirtschaft wegzukommen und stattdessen ökologische Maßnahmen zu unterstützen. "Das ist die falsche Richtung", betonte Biobauer und CSU-Listenkandidat Georg Scheitz.

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