Fasching:Soldaten unter Seifenblasen-Beschuss

Fasching: Und immer schön unten durch: Bevor sich die Maxhof-Soldaten im Casino vom "Sturmangriff" des Pöckinger Faschingsclubs erholen können, müssen sie sich durch einen Polonaise-Tunnel zwängen.

Und immer schön unten durch: Bevor sich die Maxhof-Soldaten im Casino vom "Sturmangriff" des Pöckinger Faschingsclubs erholen können, müssen sie sich durch einen Polonaise-Tunnel zwängen.

(Foto: Arlet ulfers)

Die Pöckinger Narren stürmen die Maxhof-Kaserne. Um den symbolischen Schlüssel müssen sie mühsam verhandeln - dann gibt es die traditionell versöhnende Erbsensuppe.

Von Otto Fritscher, Pöcking

Es knallt, es raucht, es zischt. So wie es bei einem militärischen Angriff durchaus vorkommt. Das hier ist aber kein normales Manöver, auch wenn der Schauplatz die Maxhof-Kaserne ist. Es sind Silvesterkracher, mit denen sich die Soldaten unter dem Kommando von Oberst Frank Schlösser, Kommandeur der IT-Schule der Bundeswehr in Feldafing und Pöcking, und Maxhof-Kommandant Reneé Völkel gegen fiese Angreifer verteidigen. Diese haben allerdings keine Feldmützen in Flecktarn auf dem Kopf, vielmehr tragen sie bunte Narrenkappen, und manche sogar Krönchen. Womit klar wäre, dass es die Pöckinger Narren sind, die wie jedes Jahr am rußigen Freitag zum Kasernensturm gekommen sind.

"Wir fordern die bedingungslose Kapitulation und die Schlüsselübergabe", fordert lautstark Rainer Schnitzler, der zwar kein Obernarr des Pöckinger Faschingsclubs, aber immerhin Bürgermeister ist. Zu seiner Unterstützung hat er zwei Prinzenpaare - Simon I. und Franziska II. sowie das Kinderprinzenpaar Niklas II. und Amelie I. -, den Hofstaat, und den stellvertretenden Landrat Georg Scheitz mitgebracht. Die Hoheiten entsteigen dem Feuerwehrauto, das mit seiner lautstarken Sirene die Forderung der Narren immer wieder untermauert.

Aber kampflos geben die Soldaten, die freiwillig im Faschingseinsatz sind, nicht auf. "Kaserne wegen Bauarbeiten geschlossen", steht auf einem großen Transparent am Eingangstor. "Das seht ihr doch", ruft Völkel den vor dem Tor drängelnden Narren entgegen. Dann schmettern die Soldaten lautstark ein Lied, dessen Text schwer zu verstehen ist, aber eine Zeile muss "Ihr müsst draußen bleiben" oder so ähnlich lauten. "Was ist eure Forderung?", versucht Scheitz zu vermitteln. "Wir wollen eine Brücke über die Staatsstraße, damit wir ungefährdet rüberkommen", witzelt Völkel. Schnitzler greift nun zu härteren Mitteln, und begehrt mittels einer Pistole, die Seifenblasen verschießt, Einlass. Nutzlos. "Das beste, was die Pöckinger haben, sind doch ihre Mädels", legt Scheitz nach - und das scheint die Soldaten zu überzeugen. Unter dem Abfeuern von Silvesterknallern öffnet sich das Gittertor - und das Prinzenpaar muss zu einem Wiener Walzer antreten. Dann übergeben Völkel und Schlösser den symbolischen Schlüssel an das Prinzenpaar. Eigentlich sollte nun der gemütliche Teil folgen, ein Beisammensein im Casino. Doch zuvor müssen die Soldaten beweisen, dass sie nicht nur mehr oder minder gut singen können, sondern dass sie sich auch mit Faschingsbräuchen auskennen. Sie müssen gebückt durch einen Polonaise-Tunnel gehen. Nur am Boden robben wäre anstrengender. Aber dann: Friedliche Koexistenz bei Erbsensuppe im Casino.

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