Familienbetrieb:Die Grüne vom Galloth-Hof

Julia Galloth führt seit einem Jahr den Biobetrieb ihrer Eltern in Farchach. Sie baut Getreide an und verkauft Fleisch, Öl, Obst und Brot.

Von Sabine Bader

Im vergangenen Jahr hat Julia Galloth den elterlichen Betrieb in Farchach übernommen. Der Hof ist seit 30 Jahren ein Biobetrieb. Als sich die Eltern Ulrike und Anton Galloth dem Bio-Anbauverband "Demeter" anschlossen, war das ziemliches Neuland für viele Nachbarschaft. Heute gibt es in Farchach vier Biobauern, einen Hofladen und eine Biokäserei. Doch egal, ob die Höfe konventionell oder biologisch bewirtschaftet werden: "Wir sollten zusammenhalten", findet Julia Galloth. Das tun die Farchacher Bauern offenbar auch. "Bei uns im Dorf kann man zu den Nachbarn gehen und sich ein Gerät ausleihen", erzählt sie. Julia Galloth hat noch vier Schwestern. Sie ist mit 29 Jahren die älteste, die anderen sind zwischen 20 und 28. Als die Eltern den Hof an sie übergaben, zogen sie mit der jüngsten Tochter ins Nebenhaus. Auf dem Betrieb helfen sie aber weiterhin täglich mit.

Ihr Abitur hat die junge Landwirtin im Montessori-Gymnasium Biberkor gemacht. Aber für sie stand damals schon fest: "Studieren ist für mich nichts. Ich bin mehr der praktische Typ." An die elterliche Landwirtschaft denkt sie erst mal nicht. Sie macht eine Ausbildung als Baumschulgärtnerin in Icking. 2013 ist sie damit fertig, arbeitet noch eine Weile im Landschaftsbau und in Teilzeit daheim. Das weckt ihr Interesse am heimischen Betrieb. Die Mutter ist es, die ihr die Weilheimer Ökoschule und die Ausbildung zur Meisterin schmackhaft macht. Obwohl sie erst nicht unbedingt begeistert ist, noch einmal die Schulbank drücken zu müssen, schließt sie die Meisterprüfung mit Note 1,3 als Jahrgangsbeste ab. 2017 ist sie fertig, im Jahr darauf übernimmt sie den elterlichen Betrieb, zu dem 27 Hektar Ackerfläche und Grünland sowie zwölf Hektar Wald gehören.

Farchach Ökobäuerin Julia Galloth

Landwirtschaftsmeisterin Julia Galloth auf ihrem Betrieb in Farchach.

(Foto: Nila Thiel)

Julia Galloth hat derzeit 13 Milchkühe plus Nachzucht - insgesamt sind es 28 Rinder. Sie vermarktet das Fleisch. Schlachten lässt sie in einer kleinen Schlachterei im Wolfratshauser Hinterland. Ihr Vater ist bei jeder Schlachtung dabei. Nach zwei Wochen Abhängezeit wird das Fleisch in gemischte Pakete zu fünf und zehn Kilo verpackt und dann auf Vorbestellung verkauft. Die Kundenliste ist lang. Seit 25 Jahren bereits gehört das zum Geschäftsmodell auf dem Galloth-Hof. "Das Vermarktungsthema läuft bei uns sehr gut", sagt die junge Biolandwirtin.

Zu ihrem Sortiment gehören auch Dinkelnudeln ohne Ei, Brot, Sonnenblumen-Öl, Sirups, Obst, Marmelade und Beeren von 600 eigenen Sträuchern. Auf dem Galloth-Hof gibt es einen komplett gefliesten Verarbeitungsraum mit Edelstahl-Armaturen, denn in der heimischen Küche dürfen die Produkte laut Vorschrift nicht hergestellt werden. Angebaut wird auch Getreide - Dinkel, Roggen, Hafer, Triticale sowie Sonnenblumen und Lein.

Dass sie längerfristig noch kräftiger investieren muss, ist Julia Galloth bewusst, denn der Stall ist alt, und die Kühe können sich darin nicht so frei bewegen, wie sie es gerne hätte. Wobei die Tiere von Frühjahr an bis in den Spätherbst auf den Weiden sind. Sie will einen sogenannten "Kompoststall" bauen, in dem die Kühe immer sauber und trocken liegen und der Mist kompostiert wird. Doch dafür muss erst der Bebauungsplan geändert werden, was dauert. "Mein Ziel ist es, dass die Stallarbeit von einer Person gemacht werden kann", sagt sie. Schließlich kann und will sie sich nicht darauf verlassen, immer Hilfe zu haben.

Farchach Ökobäuerin Julia Galloth

Auf ihrem Hof produziert Julia Galloth zahlreiche Lebensmittel.

(Foto: Nila Thiel)

Manchmal packt auch ihr Freund bei der Hofarbeit mit an. Er ist gelernter Zimmerer und arbeitet tagsüber in München. "Er wusste, worauf er sich einlässt", sagt sie bezogen auf ihren Beruf. Natürlich sei es auch für ihre Eltern nicht immer leicht gewesen, den Betrieb aus der Hand zu geben - loszulassen. "Aber im Großen und Ganzen klappt es bei uns sehr gut." Was sicherlich auch durch die räumliche Trennung begünstigt werde. Nicht getrennt, genau gesagt direkt neben ihrem Vater sitzt sie übrigens im Berger Gemeinderat. Dort vertritt die 29-Jährige seit 2014 die Grünen, während ihr Vater für die SPD am Ratstisch Platz nimmt.

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