Reisen ist einfach, wenn man die richtigen Leute kennt. Salvatore Romano zum Beispiel. Er ist unser Mann für alles, was die sizilianische Küche angeht. Wir lernen ihn im Dorf Graniti kennen, im Alcantara-Tal in einer dieser typischen Bars, ein paar Tische, ein paar Stühle, Kaffee, der schwarz in der Tasse steht. Er spendiert eine große Runde Dolci, gefüllt mit Pistaziencreme und Schokolade und erzählt. Graniti ist berühmt für seine bemalten Hauswände. Streetart-Künstler aus der ganzen Welt bewerben sich, um hier im Sommer eine Hauswand bemalen zu dürfen.
„Wir sind mit unseren 42 Wänden das Chicago Siziliens“, sagt Salvatore und lacht. Er ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Geboren wurde er in Graniti, aufgewachsen ist er in der Schweiz. Dort hat er lange gelebt, bis er sich entschied, wieder in seine Heimat zu gehen und die sizilianischen Köstlichkeiten in aller Welt bekannt zu machen. Unter anderem vertreibt er Meerwasser. Kein Witz. „Früher haben alle an der Küste mit Meerwasser gekocht. Kinder wurden mit einem Kochtopf losgeschickt, um das Wasser für die Pasta zu holen.“ Das ist in Vergessenheit geraten. Dabei enthält Meerwasser neben Wasser und Salz mehr als 50 Mineralien. Das wirkt wie ein natürlicher Geschmacksverstärker. Viele Sterneköche wissen das und nutzen Salvatores Meerwasser, das er in großen Kanistern verkauft. Natürlich muss er es in einem komplizierten Prozess reinigen.
Salvatore lässt uns seine in Meerwasser eingelegten Datteltomaten probieren. Die Aromen explodieren fast auf der Zunge. Die Kinder betteln, um noch eine zu bekommen. Dann lädt uns Salvatore zu einer kleinen Genusstour ein. Wir fahren mit ihm ein paar Dörfer weiter nach Castiglione di Sicilia zu Giuseppe Camuglia. Er betreibt in vierter Generation die Käserei Alcantaraformaggi und ist einer der wenigen in ganz Italien, der ausschließlich Rohmilch verarbeitet. Bedächtig schneidet er einen Käse nach dem anderen an und lässt uns probieren. Gebackener Ricotta-Käse mit einer gebräunten Kruste, Ziegenkäse in Bienenwachs und Trinacria, der aus Kuh-, Ziegen und Schafmilch besteht und besser als Parmesan schmeckt.
In seiner Käserei dürfen die Kinder selbst einen sizilianischen Provola formen. Begeistert tauchen sie ihre Hände in die Molke und kneten ihren Käse, bis er aussieht wie eine Birne. „Das fühlt sich so seidig an“, schwärmt Josefine. Wir begleiten Salvatore auf seine Felder, wo er frische Mandarinen vom Baum pflückt und den Kindern reicht. Und schließlich gibt es noch ein Festmahl bei ihm zu Hause, das er zusammen mit der Dorffriseurin Catena, die eine leidenschaftliche Köchin ist, zubereitet.
Auf der langen Tafel stehen Antipasti. Verschiedene Käse, dazu selbst gemachte Blutorangenmarmelade, Salami vom sizilianischen schwarzen Schwein aus dem Nebrodi-Gebirge, Schwertfisch. Dann gibt es gefüllte Artischocken. Pasta mit Schwertfisch. Der Hauptgang ist Degenfisch mit insalata di arance, Orangensalat. Und es folgen noch drei Desserts. Ja, Reisen ist herrlich, wenn man Salvatore kennt.
Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Bock auf Regional – Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.