Faltsch Wagoni in Herrsching:Heimspiel und Reimspiel

Das Duo überzeugt auch spielerisch im Kurparkschlösschen

Von Armin Greune, Herrsching

Man trifft sich im schwarz-gelben Teamdress an der "Verhörsehbar", wo "geglaubtes Wissen zerpflückt wird". Dort liefert sich Faltsch Wagoni geistreiche, selbstironische Dispute über das Dasein als "freischaffende Unterhaltungsnomaden"; philosophiert darüber, warum Männer immer baggern und bohren müssen, oder findet die gesamte Menschheit als Primaten missraten: "Sie halten Tiere und sich für etwas Besseres." Vor allem aber widmen sich Silvana und Thomas Prosperi in ihrem brandneuen Programm dem zentralen Streben dieser Vertreter der "Gattung Trockennasenaffen": "Zum Glück - kein Ratgeber" lautet der Titel. Nach der obligaten Premiere in der Münchener Lach- und Schießgesellschaft vor sechs Wochen gaben die Herrschinger Silvana und Thomas Prosperi damit am Samstagabend ein auch spielerisch überzeugendes Heimspiel vor voll besetzten Rängen im Kurparkschlösschen.

"Ja, renn' nur nach dem Glück, doch renne nicht zu sehr: Alle rennen nach dem Glück, das Glück rennt hinterher", dichtete einst Bert Brecht. Die "Rhythmus-Poeten" Faltsch Wagoni beziehen sich auf Ernest Hemingway, der im Glück "eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis" sah. Sie selbst enthalten sich jeder direkten therapeutischen Empfehlung, wie schon programmatisch dem Titel zu entnehmen ist. Natürlich kommen die paarweisen Einzelgänger in der deutschsprachigen Musikkabarett-Landschaft doch nicht umhin, sich auf ihrer Reise durch die weite Welt des Wahnsinns und des Wortwitzes als Glückssucher zu betätigen. Die Finnen etwa finden es, in dem sie sich alleine zuhause im Unterhemd betrinken. Die beim Alkoholkonsum gut angezogenen Deutschen folgten lieber dem Motto "Wir lassen uns doch nicht unsere schöne schlechte Laune verderben".

Das Publikum erhält zwar von den Prosperis keine Hinweise, wie man sein Glück macht - aber die beiden geben Tipps, wo man sich die Suche sparen kann: "Der Glaube ans Lottoglück versetzt nur Tafelsilberberge". Ebenso regelmäßig platzten die Glücksversprechen der wunderbaren Warenwelt, deren grenzenlose Auswahl uns erdrückt und erstickt - aber "Le dernier kriegst du nie", kalauert Silvana. Ist Glück also nur das Fehlen von Pech? Die Quintessenz des (Er-) Lebens laute ja "Zum Glück ist nichts passiert!" Zum Glück sei man in Herrsching gelandet und nicht etwa auf dem Weihnachtsmarkt oder im Knast, stellen Faltsch Wagoni zu Beginn fest. Womöglich ist einfach nur glücklich sein aber auch gar kein erfüllender Lebensinhalt und bestimmt kein Mittel, den Problemen der Zeit zu begegnen. Und so reimen die Prosperis zur Melodie von "Don't worry, be happy" in ihrer typischen Mixtur aus Dada-Nonsense und hintergründigem Sarkasmus: "Du fühlst dich flach und friedlich wie ein Brotbelag" oder "Wie ein Nasenflügelschlag flatterst du durch den Vormittag". Im Zweifel gelte eh die "alte Kartenspielerweisheit: Zum Glück gehts nur über Herz."

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