Fall Ursula Herrmann:"Gewissenloser Psychopath"

Chefermittler sagt in neuem Prozess um die Entführung des Mädchens aus

Seit 36 Jahren beschäftigt der Entführungsfall Ursula Herrmann die Menschen. Zweifel bleiben, auch wenn inzwischen ein Mann wegen des Todes des Mädchens einsitzt, das im Alter von zehn Jahren am Ammersee verschleppt und lebendig in einer Kiste vergraben worden war. Der einstige Kripoermittler erläuterte am Donnerstag vor dem Landgericht Augsburg die Ermittlungen. Er hat das Verbrechen noch so vor Augen, als wäre es erst geschehen. Hintergrund ist eine Zivilklage von Ursulas Bruder gegen den zu lebenslanger Haft verurteilten Kidnapper. Michael Herrmann verlangt 20 000 Euro Schmerzensgeld, weil er seit dem Strafprozess an Tinnitus leide.

Der 73 Jahre alte Ex-Polizist beschrieb den verurteilten Entführer als "gewissenlosen Psychopathen", der keine Empathie gehabt habe. Bei der Zeugenaussage des damaligen Kripo-Mannes ging es um die Vernehmung eines möglichen Helfers. Dieser inzwischen verstorbene Mann hatte zugegeben, für seinen später verurteilten Bekannten ein Loch gegraben zu haben. Dieses Geständnis hatte der Verdächtige aber widerrufen, obwohl Zeugen ihn auf seinem Moped mit einem Spaten gesehen hatten.

Bis heute gibt es wegen solcher Details viele Zweifel an der Aufklärung des Falls. Michael Herrmann hatte erklärt, dass er durch den neuen Prozess auf Hinweise hoffe. Er geht davon aus, dass es nicht nur einen Täter gab und die ganze Wahrheit nie ans Licht gekommen ist. Allerdings hofft auch der Verurteilte darauf, dass durch die Klage neue Fakten bekannt werden. Denn er bestreitet bis heute die Tat.

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