Fairtrade im Landkreis:Gerecht gekickt

Fußbälle ohne Kinderarbeit; Fairtrade im Fußball

Wie ein Fußball in Handarbeit zusammengenäht wird, demonstriert Claudia Wiefel den Nachwuchskickern der FT Starnberg 09. Mit dabei Trainerin Katrin Rumland (hinten links) und Josefine Anderer-Hirt, die Klimaschutzmanagerin des Landkreises.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Fußballer der FT Starnberg 09 spielen mit fair gehandelten Fußbällen. Beim Test legen die Kleinen los wie mit jedem anderen Leder. Der Landkreis will möglichst viele Vereine und Schulen von dem Produkt überzeugen

Von Otto Fritscher, Starnberg

Es ist schon eine ganz schöne Fummelarbeit und es kostet Kraft, die Stiche und Nähte richtig zu setzen, so dass aus diesem zähen Stück Leder ein Fußball wird. "Das hätte ich nicht gedacht", sagt einer der sieben- oder achtjährigen Nachwuchskicker vom Starnberger Sportverein FT 09. Claudia Wiefel, die "Eine-Welt-Promoterin", hat ein Test-Nähset zum Training mitgebracht. Die 20 Jungs staunen.

Überhaupt haben sich die wenigsten der jungen Fußballer, die an diesem heißen Montagnachmittag zum Training gekommen sind, schon Gedanken darüber gemacht, wo die Bälle, mit denen sie kicken, denn herkommen. "Viele Fußbälle stammen aus ausbeuterischer Kinderarbeit in Fabriken in Asien", erklärt Josefine Anderer-Hirt. Bei der Klimaschutzmanagerin im Landratsamt laufen auch die Fäden in Sachen Fairtrade zusammen; bekanntlich will der Landkreis Starnberg der erste in Oberbayern sein, der sich mit dem Fairtrade-Siegel schmücken darf. "Und die Fußball-WM wollen wir nutzen, um die Aufmerksamkeit auf fairen Handel zu legen", sagt Anderer-Hirt.

Dies soll vor allem auch mit dem "Tag der Fairness" geschehen, der heuer erstmals stattfindet. Am Sonntag, 17. Juni, gibt es ein buntes Programm auf dem Sportgelände der FT 09 an der Starnberger Ottostraße. Zusammen mit den Stadtradlern, dem Energiewendeverein und Akteuren aus dem Klima- und Verbraucherschutz soll Fairness im Mittelpunkt stehen, und zwar in den Bereichen Sport, Verkehr und Produkte des Alltags. "Dass Fairness im Fußball wichtig ist, das ist ja noch jedem klar. Aber zu zeigen, dass es genauso wichtig ist, dass ein Fußball fair und ohne Kinderarbeit hergestellt wird, ist ein Ziel des Tages der Fairness", sagt Landrat Karl Roth.

Die Veranstaltung beginnt um 9 Uhr mit Fußball-Turnieren. Gespielt wird natürlich mit Fairplay-Bällen, die kein großer Hersteller im Angebot hat. Sie werden von einem kleinen Importeur aus Nürnberg besorgt, und kosten zwischen 20 Euro für einen Trainingsball und 99 Euro für einen von der Fifa zertifizierten Turnierball. Und beim Training laufen die Jungs wie mit einem normalen Ball übers Feld. "Auch die Preise sind also ungefähr so wie bei einem herkömmlichen Ball", sagt Anderer-Hirt. Es soll ein eigener Landkreis-Ball entworfen und produziert werden, mit dem Strichlogo der Region StarnbergAmmersee. Dafür gibt es aber noch keinen Termin.

Hier das Programm vom Tag der Fairness: Von 12 bis 17 Uhr gibt es diverse Attraktionen rund ums Fahrrad, den fairen Handel und die Energiewende. Wer will, kann etwa sein Radl einem Sicherheitscheck unterziehen lassen, es gibt E-Bikes zum Testen, am Nachmittag werden die Stadtradler aus dem Landkreis und dem Würmtal erwartet, die sich zu einer Sternfahrt formiert haben. Um 15 Uhr sprechen der stellvertretende Landrat Tim Weidner und Bürgermeisterin Eva John Grußworte.

Auch Schulen und Sportvereine sollen die Fairplay-Bälle testen. Die Realschule Gauting, das Gymnasium Starnberg und die Benedictus-Realschule in Tutzing seien bereits auf dem Weg zur Fairtrade-Schule, sagt Anderer-Hirt. Und verwenden im Sportunterricht natürlich fair gehandelte Bälle. Die Grundschulen in Pöcking und Stockdorf, die Montessori-Schule Inning und das Gymnasium Kempfenhausen wollen mitmachen. Bei den Sportvereinen sind es bislang die FT 09 Starnberg, der SC Pöcking-Possenhofen und der SV Inning.

Der Sport- und Freizeitbereich ist aber nur ein Aspekt beim Fairtrade-Prozess, "Auch die Gastronomie und der Handel müssen dabei sein. Das sind alles Bausteine", sagt Anderer-Hirt und zeigt sich zuversichtlich. "Wir sollten das bis zum vierten Quartal 2018 hinbekommen", sagt sie.

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