EU-Leaderprogramm:Liaison des Gemeinsinns

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Ludwig Freiherr von Schacky erfüllte sich einst in Dießen seinen Wunsch nach einer Sommerresidenz auf dem Land und legte vor mehr als 100 Jahren einen Park an. Dank Zuschüssen aus dem Leader-Programm konnte das Teehaus saniert werden. (Foto: Marion Ratz/oh)

Die Lokale Arbeitsgruppe hat bereits 31 Projekte rund um den Ammersee angestoßen: Zuschüsse flossen für die Gestaltung von Parks und Erholungsflächen, Museen und Kultureinrichtungen, Sportanlagen und Spielplätze.

Von Armin Greune, Dießen

Verglichen mit den Milliarden an Agrarfördermitteln, die alljährlich von der EU an die deutschen Landwirte fließen, ist es nur ein Klacks, was das Leader-Programm zur Stärkung ländlicher Regionen in der Staatengemeinschaft ausspuckt. Die direkte Agrarförderung im Fünfseenland beträgt etwa 25-mal so viel: 2022 gingen allein im Landkreis Starnberg sechs Millionen Euro direkt an die Bauern. Die Lokale Arbeitsgruppe Ammersee (LAG) hat hingegen im Zeitraum 2014 bis 2022 lediglich Leader-Zuschüsse in Höhe von 2,16 Millionen Euro erhalten.

Dennoch gelang es, mit bescheidenen finanziellen Mitteln und viel ehrenamtlichem Engagement einiges zu bewegen: Seit der Gründung 2007 wurden 31 Projekte angestoßen, von denen hauptsächlich die örtliche und regionale Bevölkerung profitiert – darunter Wanderwege, Kultureinrichtungen, Sportstätten und Spielplätze.

Derzeit umfasst die LAG Ammersee 18 Mitgliedsgemeinden: Andechs, Herrsching, Inning, Seefeld und Wörthsee aus dem Landkreis Starnberg; Dießen, Eching, Egling an der Paar, Eresing, Geltendorf, Greifenberg, Schondorf, Utting, Weil und Windach (alle Landkreis Landsberg); Grafrath und Schöngeising (Landkreis Fürstenfeldbruck) sowie Pähl (Weilheim-Schongau). LEADER ist eine Abkürzung des französischen Begriffs „Liaison entre les actions de développement de l’économie rurale“ – auf Deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft.

Für die Vergabe der EU-Zuschüsse an die einzelnen lokalen Arbeitsgruppen ist im Freistaat das Landwirtschaftsministerium zuständig. Es herrscht das Prinzip der Kofinanzierung: Die jeweiligen Projektträger müssen in der Regel die gleiche Summe aufbringen, wie aus dem Fördertopf fließen soll.

Am Ammersee waren und sind Museen die größten Nutznießer. Für die Neugestaltung des Missionsmuseums der Erzabtei St. Ottilien steuerte die EU 300 000 Euro in der ersten Förderperiode 2007 bis 2014 bei. Auch wenn das Kloster fünf Kilometer nordwestlich des Ammersees vom Landkreis Starnberg etwas weiter entfernt ist, lohnt sich ein Besuch: Bei freiem Eintritt sind auf drei Ebenen 1300 ethnologische und naturhistorische Exponate ausgestellt.

Für die Neugestaltung des Missionsmuseums der Erzabtei St. Ottilien steuerte die Europäische Union 300 000 Euro bei. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)
Erfrischung für die Füße: 2012 wurde das Kneippbecken in den Dießener Seeanlagen vom damaligen Bürgermeister Herbert Kirsch eröffnet. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Gilt als eine der schönsten Dorfkirchen Oberbayerns: Das Marienmünster in Dießen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In der zweiten Förderperiode 2014 bis 2022 gingen 330 000 Euro an das inzwischen im Bau befindliche Orff-Museum am Wohnort des Komponisten südlich von Dießen. Außerdem profitierte die Marktgemeinde von Leader-Zuschüssen für den Neubau der Kneippanlage in den Seeanlagen. Die Dießener Kirchenstiftung unterstützte die LAG bei der Außengestaltung des Marienmünster, den Sportverein MTV Dießen beim Bau einer Soccer-Box.

Der Förderverein Schacky-Park konnte mit insgesamt 158 000 Euro unter anderem Brunnen, Leuchten, das Teehaus, den Zaun, eine Brücke und eine Fontäne in der Anlage wiederherstellen. In Schondorf wurde ein Streetball-Platz, in Utting der Mehrgenerationen-Spielplatz bezuschusst. Außerdem erhielt der Verein „Füreinander“ 150 000 Euro für den Umbau einer Bank zum Bürgertreffpunkt.

Am Nord- und Ostufer des Ammersees wurden unter anderem WCs, Wege und Schilder im Erholungsgebiet Eching gefördert. Die Gemeinde Pähl wurde mit 175 000 Euro aus dem Leader-Programm beim Parkplatzbau und der Erweiterung des Erholungsgeländes Aidenried unterstützt. EU-Zuschüsse gab es zudem für einen barrierefreien Naturerlebnispark am Schullandheim Wartaweil, die Sanierung der Ufertreppe am Herrschinger Kurpark, die Gestaltung eines Treffpunkts an der Herrschinger Erlöserkirche, die Sanierung der Andechser Dorfschmiede und den Skaterplatz in Hechendorf.

Die Sanierung der Dorfschmiede in Andechs - hier mit Friedrich Kappelmaier - wäre ohne Förderung der EU wohl kaum möglich gewesen. (Foto: Georgine Treybal)
Die Gestaltung eines Treffpunkts an der Herrschinger Erlöserkirche wurde ebenfalls durch Fördermittel der EU möglich. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kleinere Vorhaben kann die LAG im Rahmen des Projekts „Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements“ relativ unbürokratisch mit bis zu 2500 Euro fördern – wie etwa eine Vitrine für historische Funde in Wörthsee oder ein „Vogelhotel“ im Turm am Schondorfer Rathaus. Zuschüsse aus diesem Topf gibt es auch für Kulturangebote wie den Kapellentag der Ammerseerenade oder das aktuelle Humorfestival in Stegen.

Für die dritte Förderperiode 2023 bis 2027 sind derzeit 1,7 Millionen Euro bewilligt. Größere Summen gehen an Sportprojekte wie den Bewegungsparcours Andechs (Förderbetrag 92 500 Euro), den Bikepark Utting (135 000 Euro) sowie den geplanten Inklusionsspielplatz Dießen (170 000 Euro). Auch zur Unterstützung des Bürgerengagements werden wieder 50 000 Euro bereitgehalten.

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