Rocker oder Spießer? Wo soll es hingehen mit dem Leben eines jungen Mannes? Nepo Fitz hat einen respektlosen Lausbubencharme, und seine Themen sind das Leben an sich und das Leben der Männer im Besonderen. Foto: Treybal
(Foto: Georgine Treybal)Mit seinem ersten Programm "Pimpftown" hat sich der junge Kabarettist Nepo Fitz mit der Frage auseinandergesetzt, wie ein Mann zum Mann wird. Nun ist der Sohn von Kabarettistin Lisa Fitz bald 32 Jahre alt und hat noch immer keinen Lebensentwurf. In seinem Programm "Brunftzeit -Wildwechsel und Liebestaumel" ist er hin und her gerissen zwischen dem bayerischen LBS-Lebenstraum "geregelt, aufgeräumt, abgesichert" und der Suche nach der unverbindlichen, aber wahren Liebe. Doch auch wenn er mit seinem Schicksal als Mann und der "lebenslänglichen Brunftzeit" hadert, als Comedian jedenfalls hat er sich längst etabliert.
Im Laufe der Jahre hat er an Selbstsicherheit gewonnen und ist zum Vollblut-Performer geworden. Der Kulturveranstalterin Moni Rother hat er am Sonntag im Alten Wirt in Etterschlag ein volles Haus beschert und hatte dabei das Publikum von Anfang an fest im Griff. Er ließ die Zuschauer aufstehen, mitsingen, klatschen und pfeifen und sie folgten ihm willig. Dabei redete er selbst ohne Punkt und Komma, schlüpfte in verschiedene Rollen, sang mit erstaunlich kräftiger Stimme und griff auf hohem musikalischen Niveau in die Tasten seines E-Pianos. Keine Frage, der Mann hat Energie für zwei und hält das Level ohne Ermüdungserscheinungen durch bis zum Ende seiner Show. Der einzige Wermutstropfen: Seine Verstärkeranlage könnte durchaus mal überholt werden. Der zeitweilige Tonausfall war irritierend, wenngleich Fitz es dank seiner inzwischen erworbenen Routine überspielen konnte.
Nepo Fitz ist nicht nur einfach der animalisch dauer-brünftige Mann auf der Suche nach der "Einen", der ultimativen Traumfrau. Er ist auch der Kleinbürger mit dem Zehn-Punkte-Plan Schule, Studium, Beruf, Bausparer, Kinder, Haus und Hund, bei dem zwischen Heirat und Tod noch Scheidung und Rente liegt. Er ist auch der Schwiegervater, der ihm rät, endlich Verantwortung zu übernehmen und er ist der Siedlungscowboy, der die Reihenhausidylle nach bösen Feinden, wie Falschparkern oder unbefugten Lautstärken in der Mittagsruhe absucht. Er, der freiheitsliebende Charmeur, der eigentlich nur ab und zu ein paar Bienen bestauben wollte, findet sich unversehens im "Reihenhausfriedhof" in Neufahrn bei Freising wieder mit einem VW-Jetta in der Garage.
Diese Aussichten sind deprimierend für den Sohn einer kabarettistischen Emanzen-Mutter und eines Schlagzeugers in einer Rock 'n Roll-Band. Seine große Leidenschaft stößt hart zusammen mit dem Reihenhaus-Idyll. Das ist nicht seine Welt, er muss fliehen - und doch zieht es ihn immer wieder in dieses Getto des Spießertums zurück. Denn dies ist eine saubere, geordnete Welt, auch wenn daraus Männer hervor gehen, die bei dem Versuch, Ordnung ins Eigenheim zu bringen, ihre Familie zerhacken.
Nepo Fitz ist spritzig, witzig und hat einen respektlosen Lausbubencharme. Politische Seitenhiebe sind nicht sein Ding. Sein Thema ist das Leben an sich und das Leben der Männer im Besonderen. Dabei wird er zuweilen zynisch, ja sogar makaber, etwa wenn er rassistischen Rentnern vorführt, wie man sich mit einem speziellen Tanz "runter-hitlert". Oder wenn er den österreichischen Traum erklärt - ein Auto kaufen, ein Haus bauen und im Keller eine Familie züchten. Er hinterfragt nicht, er reißt Witze und bleibt Antworten schuldig.
Doch vielleicht ist er einfach nur noch nicht reif für den Ernst des Lebens, genau so wenig wie für die Reihenhausidylle.