Süddeutsche Zeitung

Erinnern an Ludwig II.:Ehrensalut für den Kini

Gedenkmesse zum 130. Todestag des Märchenkönigs

Von Otto Fritscher, Berg

Natürlich lässt sich auch das Bayerische Fernsehen solche Prachtkerle nicht entgehen wie den Waldhütter Werner. Trachtenhut mit riesigem Gamsbart, Schnurrbart und Lederhose, und an der Leine zwei Dackel, die auf die schönen Namen "Kini" und "Sisi" hören. "Für einen Patrioten ist es einfach Pflicht, heute hier bei der Gedenkfeier für König Ludwig II. bei der Votivkapelle zu sein", sagt er. Klar, dass Waldhütter gerne wieder einen König hätte, der Bayern regiert. Und wie ist es mit König Horst? "Naa, der Seehofer kann höchstens an Fürsten, aber koan Kini", sagt der Münchner.

Zeit für Interviews ist ja an diesem regnerischen Sonntagvormittag genug, denn die Gedenkfeier beginnt eine Viertelstunde später als geplant. Der Grund für die Verzögerung ist ungewöhnlich: Militärpfarrer Mirko Zawiasa, der die Messe liest, ist eigens aus Cuxhaven angereist. Doch er muss noch mal zurück ins Hotel, weil er ausgerechnet die Hostien dort vergessen hat. Stammgast bei der Feier, die heuer anlässlich des 130. Todestags des Märchenkönigs stattfindet, ist auch Peter Gauweiler, der ja nicht weit entfernt wohnt. "Das gehört für mich zum Jahreslauf", sagt der Ex-Bundestagsabgeordnete. Und: "Natürlich hätte ich gerne einen König wieder." Ob dies als Kritik an Ministerpräsident Seehofer zu verstehen ist, bleibt offen.

Auf jeden Fall stehen die Fahnenabordnungen der königstreuen Vereine stramm Spalier auf den Stufen zur Votivkapelle, der Gottesdienst findet vor der Kapelle statt, denn drinnen ist alles eingerüstet. So steht so mancher in großen Regenpfützen, aber für die Ehrengäste wie für Christa Baumgartner, die Vorsitzende der "Vereinigung Ludwig II. - Deine Treuen", und für Leopold Prinz von Bayern als Vertreter des Hauses Wittelsbach, ebenfalls in Berg zu Hause, ist ein schützendes Zeltdach aufgebaut worden, unter dem auch die Berger Blechbläser Zuflucht gesucht haben. Im Regen stehen dagegen die Chevaux legers, die leichten Reiter des 4. königlich-bayerischen Regiments, in ihren Paradeuniformen, die teilweise historisch-echt sind. So wie die Stiefel des Ehrenvorsitzenden des Regiments, Roman Bischof. "Die sind über 100 Jahre alt und sehr gepflegt", sagt er. Dann marschiert das Regiment ab, über den pfützengesäten Weg in den Schlosspark, um den Ehrensalut abzufeuern. Und zum Schluss noch ein Paukenschlag: Ein gemalter Kopf des Königs ragt aus dem Wasser. Aufschrift: "Es war Mord". Meldet sich hiermit der Geheimbund der Guglmänner zurück

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SZ vom 13.06.2016
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