Erfolgreiche Überzeugungsarbeit:Politisch wachgerüttelt

Die etablierten Parteien im Landkreis freuen sich über regen Zuwachs, lediglich die Zahl der CSU-Mitglieder bleibt stabil. Als Ursache gilt der zunehmende Rechtspopulismus

Von Michael Berzl, Starnberg

Bevor die Wähler im September über die Zusammensetzung des Bundestags entscheiden, steht den Parteien viel Überzeugungsarbeit bevor. Da sind sie auf tatkräftige Hilfe ihrer Mitglieder angewiesen, die ihre Freizeit an Informationsständen an Bahnhöfen oder auf Marktplätzen opfern, die durch die Orte fahren und Plakatständer aufstellen. Der personelle Rückhalt der Parteien im Landkreis Starnberg ist recht unterschiedlich. Wenig überraschend ist die CSU hier am weitaus stärksten und hat etwa dreimal so viele Mitglieder wie die SPD. FPD und Grüne liegen etwa gleichauf. Ein Überblick.

CSU: Seit Jahren ist die Mitgliederzahl im CSU-Kreisverband sehr stabil und schwankt kaum, berichtet die Vorsitzende Stefanie von Winning aus Tutzing. Derzeit sind es nach ihren Angaben 1299. Im November lag diese Zahl noch etwas höher, das habe aber nur daran gelegen, dass die Mitgliederlisten bereinigt wurden und sogenannte Karteileichen getilgt wurden. Ansonsten gleichen Neueintritte und Zuzüge die Todesfälle und Wegzüge aus. Nennenswerte Ausschläge nach oben gebe es jeweils vor Kommunalwahlen, berichtet Winning. "Das hält sich dann summa summarum die Waage", berichtet auch Stefan Frey, Vorsitzender des Starnberger Ortsverbands, der mit mehr als 200 Mitgliedern der größte im Kreisverband ist. Dort sah das im vergangenen Jahr zum Beispiel so aus: sieben Neuzugänge, zwei Austritte, fünf Todesfälle. Der jährliche Mitgliedsbeitrag ist auf 70 Euro erhöht worden, doch das hat die CSU-Mitglieder offenbar nicht abgeschreckt.

Mitgliederzuwachs bei den Parteien im Südwesten

Nicht erst seit SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz verzeichnen die Parteien im Landkreis mehr neue Mitglieder.

(Foto: dpa)

SPD: Ganz anders sieht die Situation bei den Sozialdemokraten aus. Die Ausgangssituation ist viel schlechter, dafür verzeichnet die Partei gerade einen spürbaren Zuwachs. "Es kommen fast täglich Neue dazu. Es ist irre", schwärmt die Kreisvorsitzende Julia Ney aus Gauting. Dabei scheinen sich sowohl die Antipathie gegen den US-Präsidenten Donald Trump als auch die Sympathie für den Kanzlerkandidaten Martin Schulz auszuwirken. Laut Ney gab es acht Eintritte nach der Trump-Wahl und 16 zusätzliche Eintritte seit der Schulz-Kandidatur. In einem Kreisverband mit mittlerweile 428 Mitgliedern macht sich so etwas schon bemerkbar. Im Vergleich dazu: Im vergangenen Jahr gab es bis zum November nur einen einzigen Neuzugang. Wie groß das Interesse an Schulz ist, zeigt auch die große Nachfrage nach Plätzen beim politischen Aschermittwoch, wo der Spitzenkandidat zu sehen war. "Wenn ich noch nicht SPD-Mitglied wäre, heute würde ich eintreten", twitterte Ney vor lauter Begeisterung über seinen Auftritt. Der Mitgliederbeitrag hängt bei der SPD vom Einkommen ab. Wer schlecht verdient, muss nur einen Euro bezahlen, bei einem durchschnittlichen Gehalt fallen 25 bis 35 Euro an.

FDP: Auch die Liberalen im Landkreis können seit Herbst Zuwachs verzeichnen. Die Kreisvorsitzende Britta Hundesrügge aus Gauting berichtet von 15 Neuzugängen, sodass der Kreisverband nun 196 Mitglieder hat. "Wir freuen uns sehr über die Mitgliederentwicklung und sind zuversichtlich, dass wir bald unser zweihundertstes Mitglied begrüßen können", erklärt sie. Als "sehr erfreulich" bezeichnet sie, dass es sich bei den Neumitgliedern ausschließlich um junge Menschen handle. Vier von ihnen engagierten sich nun in der Nachwuchsorganisation, den Julis. Der Kreisverband Starnberg ist laut Hundesrügge der fünftgrößte in Bayern.

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Grüne: Eine "erfreuliche Entwicklung" stellt auch Peter Steinhöfel fest, der im Kreisverband der Grünen als Kassier für die Betreuung der Mitglieder zuständig ist. Vor einem Jahr waren es noch 179, bis Ende September erhöhte sich die Zahl auf 182, mittlerweile sind es 193. Das ist ein Zuwachs von knapp acht Prozent innerhalb eines Jahres. Bemerkenswert ist in Steinhöfels Augen, dass viele Neumitglieder bisher bei den Grünen nicht in Erscheinung getreten seien. Er glaubt, dass viele Menschen durch das Auftreten von rechten Parteien, durch die Wahl Trumps und auch durch das "Schlechtreden" der Europäischen Union politisch wach geworden sind und sich nun engagieren wollen.

Von der AfD und der Piratenpartei liegen der SZ keine aktuellen Zahlen vor. Auf Anfragen per E-Mail haben die Parteien nicht reagiert.

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