Süddeutsche Zeitung

Entwicklungshilfe aus Starnberg:Eine Schule und sauberes Wasser für Nepal

Nepalhilfe und Lions-Club bringen 110 000 Euro an Spenden für Projekte im Himalaja zusammen. Architekt Nicolai Baehr und Kabarettist André Hartmann präsentieren im Kino ihre Filme darüber. Zur Aufführung kommt der Enkel des legendären Tenzing Norgay

Von Isabella Falkner, Starnberg

"Das, was hier geleistet wurde, ist Entwicklungshilfe im wahrsten Sinne", sagt Nicolai Baehr. Er steht vor der Leinwand im Kino Breitwand, hier wird gleich der Film laufen, den er 2016 in Nepal gedreht hat - ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben. Im April 2015 waren etwa 9000 Menschen in den Tod gerissen, 800 000 Häuser zerstört, Weltkulturerbe wie das buddhistische Heiligtum Bodnath Stupa in Kathmandu stark beschädigt worden. Das Land lag in Schutt und Asche. In diese Situation nimmt Baehr die Zuschauer mit, um einerseits die Folgen des Erdbebens und andererseits die Perspektiven zu zeigen, die dem Land durch die Nepalhilfe, die Nepal-Green-Tara-Foundation und den Lions-Club Starnberg gegeben wurden.

"Nach dem Regen kommt Sonne", heißt der Film, den Baehr, der eigentlich Architekt in Starnberg ist, selbst gedreht hat. An der Volkshochschule habe er 2015 einen Schnittkurs belegt, erzählt er, weil ihn das schon immer interessiert habe.

Neben städtisch-szenischen und landschaftlich-malerischen Aufnahmen werden auch zwei Schulen gezeigt. Die Maya-Children-School, die seit 1998 von der Nepalhilfe betrieben wird und rund 200 Mädchen und Jungen eine kostenlose Schulausbildung bietet. Dorthin bringt das Team einen 23 Kilogramm schweren Wasserfilter, der bis zu 200 Liter Trinkwasser am Tag filtern kann.

Auf holprigen und schlammigen Trampelpfaden geht es weiter zur nächsten Schule. Die befindet sich in Chilaune und wurde mithilfe von Spenden der Nepalhilfe Starnberg, des Lions-Clubs Starnberg und der tatkräftigen Organisation der Nepal-Green-Tara-Foundation nach dem Erdbeben wiederaufgebaut. Gegründet hat diese Tashi Tenzing Sherpa, der ebenfalls ins Starnberger Kino gekommen ist, gemeinsam mit seiner Frau vor zwölf Jahren. Der 53-Jährige ist der Enkel des legendären Tenzing Norgay - dem zusammen mit dem Neuseeländer Edmund Hillary die Erstbesteigung des Mount Everest gelang.

Tashi Tenzing und seine Frau halfen vor Ort bei dem 110 000 Euro teuren Wiederaufbau. "Und das ist gut, weil es viel Korruption in Nepal gibt, da braucht man einen Partner vor Ort, dem man vertrauen kann", sagt Wolfgang Nairz, der wie Tashi Tenzings Opa bereits den Mount Everest bestiegen hat und Obmann bei der Nepalhilfe Tirol ist, die einen Erweiterungsbau für drei Klassen an der Schule finanziert hat, der im November eröffnet wurde.

Im Umfeld der Schule gibt es ein paar Ruinen, in denen noch Menschen wohnen. Und das ist wohl der größte Unterschied zwischen 2016 und heute: Nach dem einstündigen Film von Baehr wird ein Sechsminüter gezeigt, den der Kabarettist und Vorsitzende der Nepalhilfe, André Hartmann, bei seinem Besuch 2019 gedreht hat. Darin sieht man, dass mehrere neue Häuser im Umkreis der Schule entstanden sind. "Man kann sehen, dass die Schule das Zentrum für ein ganzes Dorf geworden ist", sagt Baehr. "Aus der Schule hat sich noch etwas anderes entwickelt, hier kann man also wirklich von Entwicklungshilfe sprechen." Aus der Ruine, die vor dem Erdbeben das Schulgebäude war, solle eine Sanitätsstation werden, sagt Tashi Tenzing. Er arbeitet in Nepal als Motivationsredner. Man sieht ihm an, dass ihm das Thema am Herzen liegt, mehr als wahrscheinlich jedem anderem im Raum.

"Wenn unsere Herzen zusammenarbeiten, können wir Unglaubliches erreichen", sagt er. Damit meint er nicht zuletzt die Spendenbereitschaft der Anwesenden. Um den Grundstein für die voraussichtlich 200 000 Dollar teure Sanitätsstation zu legen, wird nach den beiden Filmen die einjährige Nutzung eines Elektroautos versteigert - 2300 Euro kommen zusammen. Auf eine Spendenbox am Ausgang des Saals weist André Hartmann hin. "Aber statt einer Spendensau haben wir ein Gahr", einen Miniaturnachbau eines typisch nepalesischen Häuschens.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2019
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