Süddeutsche Zeitung

Energiewende im Fünfseenland:Sonnenstrom vom Acker

Branchenpionier Sepp Bichler plant in Dießen einen zweiten Solarpark.

Von Armin Greune

Das Nachbardorf Dettenhofen hat seit zehn Jahren eine Freiflächenanlage für Fotovoltaik - nun soll auch Dettenschwang einen Solarpark erhalten. Der Dießener Bauausschuss hat in der jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Vorhaben aufzustellen und den Flächennutzungsplan entsprechend zu ändern. Die Pläne der Betreibergesellschaft "Energiebauern" sehen auf einer 6,7 Hektar großen, landwirtschaftlichen Fläche die Errichtung von 15 000 bis 18 000 Modulen zur Stromerzeugung vor. Mit der Leistung von 4,5 Megawatt Peak könnte der jährliche Strombedarf von 1100 Familien gedeckt werden, der elf Hektar große Dettenhofener Solarpark leistet 3,2 MWp.

Als künftiger Standort wurde ein Areal ausgewählt, das 250 Meter nördlich des Dießener Ortsteils Dettenschwang liegt. Über einen ausgebauten Feldweg wäre die Anlage zu erreichen, ohne dass neue Verkehrsflächen geschaffen werden müssten. Zwischen und unter den 3,50 bis 4,50 Meter hohen Modulen sollen Schafe weiden, von dieser extensiven Nutzung profitierten auch Flora und Fauna, hieß es im Bauausschuss: Weil im Vergleich zur bisherigen Intensiv-Landwirtschaft auf den Feldern artenreiche Wiesen geschaffen werden, verbesserten sich auch die Lebensbedingungen für Insekten, Fledermäuse und Vögel. Durch den Verzicht auf Pestizide und Dünger könne von diesen Flächen kein Nitrat mehr ins Grundwasser gelangen, außerdem sollen für den Bau des Solarparks Ausgleichsflächen zur ökologischen Aufwertung geschaffen werden.

Die Energiebauern GmbH mit Sitz in Aichach wurde 2004 von Sepp Bichler gegründet, der bereits 1978 die ersten Solarkollektoren auf seinem Biobauernhof in Sielenbach montieren ließ. Heute ist seine Heimatgemeinde eine Vorzeigekommune für die Energiewende: Wenn zwei im Bau befindlichen Solarparks in Betrieb gehen, wird in der 1800-Seelen-Gemeinde neunmal so viel Strom erzeugt wie verbraucht. Bichlers Familienunternehmen gehört deutschlandweit mit rund 60 Anlagen zu den größten Betreibern von Fotovoltaik-Freiflächenanlagen. Die Firma mit 45 Mitarbeitern werde als "Vater-Söhne-Unternehmen" geführt, sagt der Seniorchef. Im Gegensatz zu anderen Investoren betreibe man jede Anlage mit einer eigenen Gesellschaft. Dies sichere Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinden, bei einem Teil der Anlagen seien Kommunen auch am Ertrag beteiligt: "Mit diesem Konzept sind wir bisher sehr gut zurechtgekommen", so Sepp Bichler, der als Kreis- und Gemeinderat kommunalpolitsch engagiert ist.

Die Fläche bei Dettenschwang habe er für 20 Jahre gepachtet, zur Errichtung des Solarparks beauftragen die Energiebauern Fremdfirmen. Im Vergleich zu früher nimmt sich der zu erwartende finanzielle Ertrag bescheiden aus: Bei der ersten Freiflächenanlage konnte Bichler noch mit einer Einspeisevergütung von 58 Cent pro Kilowattstunde kalkulieren. Bei der jüngsten Ausschreibung der Bundesnetzagentur wurde der Zuschlag für 4,9 Cent pro Kilowattstunde erteilt. "Fotovoltaik belastet das Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht mehr", sagt Bichler. Mittlerweile biete sie oft die preisgünstigste Quelle für Stromerzeugung: "Eine stolze Leistung", findet der Branchen-Pionier.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2019
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