Energieversorger:Rätselhafte Stromrechnungen

Der TSV Tutzing muss nachzahlen, weil Eon bei der Abrechnung das Komma versetzt hat. Obendrein wird die Hallennutzung teurer

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Fast hätte der TSV Tutzing wegen eines Finanzdebakels die Grätsche gemacht, just 125 Jahre nach seiner Gründung. Eon, Stromlieferant des TSV, hatte zu Jahresanfang eine horrende Nachforderung von 22 450 Euro für die Jahre 2011 bis 2017 gestellt. Dem neu gewählten Vorstand mit Mark Habdank an der Spitze ist es dieser Tage gelungen, die Nachzahlung auf 7400 Euro zu drücken und damit verschmerzbar zu machen. Unabhängig davon wird der Verein zum Beginn 2019 seine Beiträge erhöhen. Dieser Schritt hängt mit höheren Nutzungsgebühren für die Hallen zusammen, die die Gemeinde verlangt.

Mark Habdank leitet den TSV Tutzing

Marc Habdank führt den TSV mit 1800 Mitgliedern als Nachfolger von Hans-Ulrich Dillmann.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kurios stellt sich die Geschichte mit der enormen Stromnachzahlung dar. Der Verein habe stets den Verbrauch korrekt gemeldet, versichert Karin Goslich, die langjährige und jüngst von der Delegiertenversammlung wiedergewählte zweite Vorsitzende. Das habe man auch belegen können. Eon habe aber in seiner Abrechnung Jahr für Jahr das Komma bei der Verbrauchszahl um eine Stelle nach links gerückt. Im TSV sei nie aufgefallen, dass man recht wenig zu zahlen hatte. Man sei sich keiner Schuld bewusst gewesen. Eon bestätigt den Sachverhalt, spricht aber von einem "absolut einmaligen Ausreißer". Es sei nicht nachvollziehbar gewesen, warum der Verbrauch beim TSV 2011 mit einem Mal hochgeschnellt sei. Daher habe man die Abrechnungen eigenständig um eine Zehnerpotenz reduziert. Tatsächlich verbrauchte der Verein mit Bezug der neuen Dreifachhalle mehr Strom. Inzwischen ist jedoch, wie von Vorstandsseite und vom Energiekonzern bestätigt wird, eine einvernehmliche und für den TSV tragbare Lösung erzielt worden. Hilfreich war dabei sicher die berufliche Kompetenz des neuen Vorsitzenden, des Tutzinger Rechtsanwalts Mark Habdank.

Bedrohter Fußball?

Kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft - die Eindrücke sind noch frisch - lädt der TSV Tutzing zu einer kontroversen Diskussion mit zwei der renommiertesten Sportjournalisten Deutschlands: Claudio Catuogno und Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung. Claudio Catuogno ist bei der SZ Vizechef des Ressorts Sport, er berichtet seit 2008 über internationale Fußballturniere und ist dazu selbstverständlich jedes Mal vor Ort. Thomas Kistner ist zuständig für Sportpolitik. Er wurde bekannt durch seine investigativen Beiträge zu den Schattenseiten des Sports und gilt als "das schlechte Gewissen" des deutschen Sportjournalismus. 2006 wurde er zum Sportjournalisten des Jahres gewählt.

Auf Einladung der Fußballabteilung des TSV und des Roncalli Kulturforums diskutieren die beiden kritisch die aktuellen Entwicklungen im deutschen Volkssport Nummer eins. Fußball lockt Millionen von Fans in die Stadien und vor die Bildschirme. Doch es rumort mittlerweile vielerorts beim Anhang. Reizthema ist die zunehmende Kommerzialisierung. Viele Fans nehmen mit großem Unbehagen wahr, dass dem Fußball im Dienste der Konkurrenzfähigkeit auf dem globalisierten Markt immer neue, immer weitergehende Anpassungen auferlegt werden: marktgerechte Anstoßzeiten, explodierende Gehälter der Spitzenstars, die politische Vereinnahmung von Turnieren oder der wachsende Einfluss von Geldgebern und Investoren. Schöner Fußball - aber stirbt er an Kommerz, Korruption und Doping? Um eine Standortbestimmung des "Spiels der Spiele" geht es am Donnerstag, 26. Juli, ab 19.30 Uhr im Roncallihaus in Tutzing, Kirchenstraße 10. Der Eintritt ist frei. manu

Habdank übernahm das Amt von Hans- Ulrich Dillmann. Der 69-Jährige hatte schon vor einem Jahr angekündigt, dass er sich nach zwölf Jahren im Vorstand und neun Jahren als Vorsitzender zurückziehen wolle. Für seine Verdienste erhielt Dillmann auf der Delegiertenversammlung die Verdienstmedaille in Silber des Bayerischen Landes-Sportverbands. Im Neuen Vorstand fungieren neben Habdank als Stellvertreter Karin Goslich und neu Markus Schran. Schatzmeister ist weiterhin Andreas Hollwich und Sportwartin Conny Schuster. Habdank ist Vater von vier sportbegeisterten Kindern, von denen sich Tochter Veronika als Ski-Trainerin besonders engagiert. Der 56-Jährige hat Erfahrung mit Sportführungsämtern. Im MTV Berg war er Vorstand in der Tennisabteilung. Habdank betont, dass er im größten Tutzinger Verein mit knapp 1800 Mitgliedern "ein hervorragendes Erbe" übernehme, mit einem gut eingespielten Vorstands und Geschäftsstellenteam. Seine Ideen - zeitgemäßes Sponsoring, eventuell jedes Jahr ein Familienfest wie zum 125. TSV-Geburtstag und Förderung von Jugendleiterausbildungen - will er bei der ersten Vorstandssitzung am 18. Juli besprechen.

Eine eher unpopuläre Entscheidung muss der neue Vorstand schon nach außen vertreten: höhere Beiträge. Von 2019 an zahlen Erwachsene jährlich 120 (bisher 110) Euro, Jugendliche, junge Erwachsene und Kinder 72 (75), Rentner und Ehepartner 80 (70), passive Mitglieder 68 (60) und Familien 240 (220) Euro. Damit liegt Tutzing immer noch relativ günstig. Der TSV Starnberg verlangt für Erwachsene jährlich 200 Euro. Nötig war die Anhebung, weil die Gemeinde seit August 2016 mehr Geld für die Nutzung ihrer Hallen nimmt. Der TSV muss für eine Stunde beim Training für Kinder und Jugendliche fünf Euro (vorher 2,50 Euro) bezahlen, für Erwachsene 7,50 Euro (fünf Euro).

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