Energie:Stromnetz ohne Bürgerbeteiligung

Gemeinde sieht keine Möglichkeit, dass Gautinger Anteile kaufen

Von Blanche Mamer, Gauting

Die beiden Würmtalgemeinden Krailling und Planegg haben im Sommer 2017 Anteile an ihrem Stromnetz erworben, Krailling hat eine Million Euro, Planegg 1,5 Millionen Euro investiert. Mittlerweile fließt gutes Geld zurück: Im Durchschnitt zahlt jeder Kunde sieben Cent pro Kilowattstunde Strom an den Netzbetreiber. Gauting, drittes Mitglied im Verbund "Würmtal Holding", ist nicht dabei. Die Kommune konnte ihren Anteil am Stromnetz nicht zurückkaufen, weil es weder 2,5 Millionen Euro für die Gesamtfinanzierung noch 750 000 Euro als Voraussetzung für einen Bankkredit aufbringen konnte.

Bürgeranteile könnten die Lösung sein, meinte die Grünen-Gemeinderätin Anne Franke und stellte einen entsprechenden Antrag an den Gemeinderat. Mit einer Gegenstimme wurde dieser angenommen, Marten Jürgens vom Regionalwerk Würmtal sollte die Finanzierungsmöglichkeiten durch Bürgeranteile prüfen. Das war im März 2017. Nun beklagt Franke, dass nichts passiert sei. In einem Brief an Bürgermeisterin Brigitte Kössinger schreibt sie, Jürgens habe weder einen Wirtschaftsplan erstellt, noch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ausgearbeitet. Sie habe den Kontakt mit der GLS-Gemeinschaftsbank empfohlen, weil diese Expertin auf dem Gebiet der Bürgerbeteiligungen sei. Franke wirft Jürgens vor, das Projekt zu verzögern. Sie kritisiert zudem, dass die Bürgermeisterin das zulasse. Das Schreiben hat sie auch an die Kommunalaufsicht im Landratsamt weiter geleitet.

Jürgens dementierte dies auf SZ-Anfrage. Er habe aber bei seinen Recherchen keine einzige Kommune oder einen Landkreis mit einem vergleichbaren Projekt gefunden. Die "Bürgerwind Berg" sei nicht vergleichbar, ebenso wenig Bürgerphotovoltaikanlagen. Für Kössinger ist indes klar: Die Gemeinde hat kein Weisungsrecht gegenüber der Würmtal Holding. "Wir können keine Aufträge erteilen, sondern nur um Prüfung bitten." Einen Kredit wolle die Gemeinde nicht aufnehmen. Eine weitere Diskussion sei obsolet. Die Konzessionsverträge seien zwischen Bayernwerk (vormals Eon) und den drei Kommunen abgeschlossen worden, von einer Finanzierung durch Bürger sei nirgends die Rede. Kössinger: "Wir wollten den Antrag von Frau Franke aber nicht gleich abschmettern und entschieden uns für die Prüfung." Nun sei das Thema aber erledigt.

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