Nachruf:Ellen Schwiers ist tot

Ellen Schwiers wird 80; Schwiers

Ellen Schwiers drehte mehr als 200 Filme, unter anderem mit den Regisseuren Helmut Käutner und Bernardo Bertolucci. Sie starb nun mit 88 Jahren.

(Foto: Ursula Düren/picture alliance/dpa)

Die Schauspielerin, die in Berg gelebt hat, ist im Alter von 88 Jahren gestorben.

Von Gerhard Fischer

Vor einigen Wochen hörte man wieder einmal etwas von Ellen Schwiers, einer berühmten Schauspielerin aus vergangenen Tagen. Es war nichts Gutes. "Ich will sterben", sagte sie der Abendzeitung. Sie könne nicht mehr laufen, sei bettlägerig und habe bei jeder Bewegung "grauenhafte Schmerzen".

Vielleicht kann man in diesem Fall wirklich sagen, ein Mensch sei durch den Tod von seinen Leiden erlöst worden. Am gestrigen Freitag teilte die Agentur ihrer Tochter Katerina Jacob mit, Ellen Schwiers sei am frühen Morgen in ihrem Haus am Starnberger See gestorben. Schwiers, die angeblich an einer schweren Nervenkrankheit litt, wurde 88 Jahre alt. Am Ende hatte sie offenbar das Essen und das Trinken eingestellt.

Ellen Schwiers wurde am 11. Juni 1930 in Stettin geboren. Sie lernte erst Bäckerin, dann Gärtnerin, und nahm schließlich Unterricht bei ihrem Vater, dem Schauspieler Lutz Schwiers. Sie bestand eine Schauspielprüfung, bekam ein Engagement am Theater Koblenz und stand 1949 erstmals vor der Kamera: In dem Film "Heimliches Rendezvous" (Regie: Kurt Hoffmann) spielte sie die Hildegard. "Damals habe ich bei einem Faschingsball auf dem Gelände der Bavaria mit dem Schauspieler und Regisseur Helmut Käutner getanzt", erinnerte sie sich 2015 in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. "Ich wusste gar nicht, wer mich da im Arm hielt. Da war ich noch so jung." Später arbeitete sie mit Käutner zusammen. Sie drehte mehr als 200 Filme und stand zahllose Male auf der Theaterbühne.

Die Frau mit den hohen Wangenknochen spielte oft tiefgründige, gerne verführerische, häufig Unruhe stiftende Frauen, etwa in "Das Erbe von Björndal", in "Der letzte Zeuge" oder in "Der Satan mit den Roten Haaren". Die Süddeutsche Zeitung nannte sie einmal eine "kantige femme fatale". Die dunkelhaarige Frau mit den vollen Lippen spielte die Spanierin, die Mutter Courage, die Buhlschaft.

Schwiers heiratete 1956 den Filmproduzenten Peter Jacob, der zuvor mit Leni Riefenstahl zusammen gewesen war. Tochter Katerina Jacob wurde als Kommissarin Sabrina Lorenz in "Der Bulle von Tölz" bekannt; Sohn Daniel wurde ebenfalls Schauspieler. Er starb mit 21 Jahren an Krebs.

1982 gründete Schwiers mit ihrem Mann und ihrer Tochter das Tourneetheater "Das Ensemble", und 2015 stand sie schließlich - mit 84 Jahren - zum letzten Mal auf der Bühne; zusammen mit ihrer Tochter Katerina und ihrem Bruder Holger in der Komödie im Bayerischen Hof in München. Sie gründete in dem Stück "Altweiberfrühling" eine Dessous-Boutique auf dem Land. Eine nette, eine harmlose Komödie. Die Hoffnung, dass ihr Wirken die Welt verbessern könne, hatte sie längst aufgegeben. "Noch nie hat ein Theater, auch wenn es noch so politisch war, tatsächlich etwas verändert, keine Revolutionen ausgelöst", sagte sie. Diese Erfahrung habe schon ihr Vater Lutz gemacht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: