Weßlinger See:Eisbar ade

Weßlinger See: Mitglieder des Weßlinger Gemeinderates besichtigen den Zustand des Sees bei einer Umrundung mit Bürgermeister Michael Sturm.

Mitglieder des Weßlinger Gemeinderates besichtigen den Zustand des Sees bei einer Umrundung mit Bürgermeister Michael Sturm.

(Foto: Arlet Ulfers)

Für einen Getränkeausschank mitten auf dem See ist das Eis in den vergangenen Jahren nicht mehr zuverlässig genug tragfähig, heißt es von der Gemeinde beim jährlichen Kontrollrundgang. Debattiert wird auch über Schilfbestand und unerwünschte Trampelpfade.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Eine Eisbar wird es auf dem zugefrorenen Weßlinger See wohl nie mehr geben. Wobei, so richtig daran erinnern konnte sich beim Kontroll-Seerundgang des Umweltausschusses der Gemeinde Weßling sowieso keiner. Im Jahr 2000 hatte das Hotel Seehof die Genehmigung für eine mobile Bar auf dem Eis bekommen. Ein, zwei Mal sei diese wohl tatsächlich errichtet worden, erinnerte sich Gemeinderätin Brigitte Weiß (Grüne), "aber die letzten Jahre war nichts mehr".

Das liegt vor allem daran, dass in den wärmeren Wintern der letzten Zeit der See nicht mehr so zuverlässig und auch immer nur für wenige Tage zufriert. Schön sei es schon gewesen mit den Schlittschuhen zu einem Getränkeausschank mitten auf dem See zu fahren, aber auch damals sei es nicht ungefährlich gewesen, sagte Weiß. Die Besucher seien nämlich dicht gedrängt an der Bar gestanden - zum Glück sei damals das Eis tragfähig genug für die Scharen gewesen.

Aber heute möchte die Gemeinde Weßling als Besitzerin des Gewässers nicht mehr die Verantwortung für solche Menschenaufläufe auf dem Eis übernehmen. "Eine Eisbar auf dem Weßlinger See stellt eine zu große Einbruchgefahr dar", hat die Gemeindeverwaltung in einer Tischvorlage für den Gemeinderat notiert und schlägt als Alternative einen Tisch an Land, nämlich am Fußgängerweg, der hinter der Gemeindegalerie von der Hauptstraße zum See führt, vor. "In den Wintermonaten können dort heiße Getränke, belegte Semmeln, Gulaschsuppe und Glühwein angeboten werden", eine vorübergehende Gaststättenerlaubnis des Landratsamts Starnberg vorausgesetzt. Das Thema kam auf die Tagesordnung, da der neue Betreiber des nunmehr "Sopherl am See" genannten Hotels neue Genehmigungen für seinen Betrieb einholen musste. Die Genehmigung für die Eisbar auf dem Uferweg möchte das Weßlinger Ordnungsamt allerdings dem Restaurant "Piet'z" erteilen. Dem Hotel ist keine Gastronomie mehr angeschlossen.

Aber jetzt steht sowieso erst die Badesaison bevor und bis dahin muss noch einiges erledigt werden. Der Freizeitdruck hinterlässt nämlich an dem kleinen Gewässer unschöne Spuren und würde ohne Regulierung den See ganz kaputt machen. Überall haben sich in der letzten Zeit Trampelpfade durch das Schilf und die Biotopflächen gebildet. Die Leute würden nicht auf den vorgesehenen Wegen bleiben, sondern daneben und auch zwischen der Bepflanzung weitere Wege niedertrampeln, hieß es. Abhilfe sollen Geländer schaffen, die sensible Zonen abzäunen.

Weßlinger See: Auch über den aktuellen Zustand des Schilfbestands, unerwünschte Trampelpfade sowie die Rückzugsorte für Wasservögel diskutieren die Ratsmitglieder.

Auch über den aktuellen Zustand des Schilfbestands, unerwünschte Trampelpfade sowie die Rückzugsorte für Wasservögel diskutieren die Ratsmitglieder.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die fehlenden Niederschläge der vergangenen Jahre haben auch den Wasserstand am Weßlinger See sinken lassen. Manche Zuläufe seien bereits seit Jahren vertrocknet, so Bürgermeister Michael Sturm. Die Stege ragen hoch aus dem Wasser, Baumwurzeln liegen blank. Trotzdem gedeiht die Natur rund um den See. "Früher hat man von uns aus bis zum Café am See schauen können", erklärt Hotelier Florian Aenishänslin. Jetzt verdecken Büsche und Sträucher die Sicht. Auch auf der anderen Seeseite sind die vor ein paar Jahren zurückgeschnittenen Bäume längst wieder nachgewachsen. Heuer sollen die Äste deswegen wieder gekürzt werden, um Sichtachsen auf den See und die Sehenswürdigkeiten wie die alte Pfarrkirche zu gewähren.

"Rossschwemme" heißt der kleine Bereich am See zwischen Badewiese und Karpfenwinkel. Früher gehörte er zur damals selbstständigen Gemeinde Oberpfaffenhofen, damit die Oberpfaffenhofener Bauern dort ihre Kühe zum Tränken führen konnten, ohne erst bei den Weßlingern groß nachfragen zu müssen, berichtet Sturm. Kühe werden längst nicht mehr in den See geführt, aber auch Badegäste sollen nicht über das wertvolle Biotop gehen. "Die Leute sind kooperativ, wenn man sie anspricht und bittet hier nicht zum Baden zu gehen", erklärte Umweltbeirätin Petra Risch. Aber man brauche viel mehr Aufklärung durch "nette Schilder". Es müsse doch nicht überall nur "Verbot" stehen.

Gemeinde will bei der Beschilderung nachbessern

Überhaupt möchte die Gemeinde bei den Schildern nachbessern. Wer zum Beispiel wissen möchte, was am See alles erlaubt oder verboten ist, muss sich auf dem großen Schild am Kiosk durch 23 Textzeilen kämpfen und auch ein Handy, mit dem man einen QR-Code abscannen könnte, hätten viele Badegäste nicht dabei, gab Sturm zu. Jetzt sollen die Schilder durch neue mit vielen Piktogrammen und wenig Text ersetzt werden. Denn auch die Tierwelt soll ihre Rückzugsorte am See behalten. Was die Menge an Wasservögeln betrifft, so scheinen sich zumindest die Schwäne selbst darum zu kümmern, dass der See nicht übervölkert wird. Ein paar Mal habe er bereits beobachtet, dass die Alttiere ihren ausgewachsenen Nachwuchs vom See wegbeißen, berichtete Sturm angesichts eines einzelnen Schwans, der neugierig an die Weßlinger herangeschwommen kam.

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