Einkaufen:Im Künstlerparadies

Robert Zeitler bietet in seinem Pöckinger Geschäft alles an, was das Malerherz erfreut: Farben jeder Art, Papiere, Pinsel, Stifte und Bilderrahmen, die speziell auf das jeweilige Werk zugeschnitten sind. Um die Webseite kümmert sich Melina Budde

Von Sabine Bader, Pöcking

Die Welt ist bunt und voll mit Stiften, Holz und Papier. Dieser Satz kommt einem in den Sinn, wenn man den ehemaligen Kuhstall in Pöcking betritt, in dem Robert Zeitler seine Rahmenhandlung mit Künstlerbedarf betreibt, die "Galerie Robert", wie er sie nennt.

An der rechten Wand stehen und hängen Farben - Acryl, Öl, Gouache, Aquarell. Es gibt Fächer mit Stiften und Pinseln. Neben der Tür lagert in Regalen Künstlerpapier, verpackt in braunen Kartons. An der hinteren Wand im Raum stecken Holzleisten für Rahmen in den Regalen. Auf dem Tisch links neben der Tür liegen Schachteln unterschiedlicher Größe mit wasservermalbaren Ölpastell-Kreiden, jede Menge Pinsel und Papier. Hier darf man ausprobieren, losmalen. Neben einem Bollerofen steht ein Schreibtisch. An ihm sitzt Zeitlers Mitarbeiterin Melina Budde. Sie ist voll konzentriert und malt. Budde spielt im Unternehmen seit kurzem eine wichtige Rolle. Doch dazu später mehr.

Pöcking, Galerie Robert

Robert Zeitler und seiner Mitarbeiterin Melina Budde im umgebauten Stallgebäude in Pöcking: "Robert Galerie" nennt der Rahmenbauer sein Werkstattgeschäft an der Hauptstraße.

(Foto: Georgine Treybal)

In der Mitte des Raumes steht Zeitlers riesengroßer hölzerner Arbeitstisch. Darauf liegt gerade ein farbintensives großformatiges Kunstwerk. Offensichtlich der Kandidat für den nächsten Rahmen. "Ich versuche, die Kunden mit einzubeziehen." Zeitlers Ziel ist es stets, das Bild so einzurahmen, dass es in seiner Besonderheit hervorgehoben wird. "Wenn es heißt, das ist ein super Bild. Und, beim zweiten Blick: Es ist in einem schönen Rahmen. Dann habe ich mein Ziel erreicht", sagt Zeitler. Er gehe gern "den Weg der Zurückhaltung. Ich schaue mir alles gern aus der zweiten Reihe an."

Robert Zeitler und die Farben. Sie haben auf ihn schon immer eine besondere Anziehungskraft ausgeübt. Das war schon so, als er noch ein kleiner Pimpf war. Im Religionsunterricht ist es ihm unheimlich schwer gefallen, die Bildchen auszumalen, weil er sich nicht für eine der vielen Farben entscheiden konnte. In der Schule verbot man ihm, links zu schreiben und zu malen. Gern ist er dort nie hingegangen. Später arbeitete er dann im Betrieb seines Vaters mit, dort wurde Glas für die Bilderrahmenindustrie geschnitten. Produziert wurden in der Firma des Vaters auch Bilder mit schlichten Kunststoffrahmen. Bilder mit Glas, aber ohne Rahmen, waren damals ebenfalls der letzte Schrei. Heute schickt Zeitler Kunden, die Klipsrahmen wollen, weiter in den nächsten Baumarkt. "Für mich ist das kein Bilderrahmen, das ist nur eine Aufbewahrung."

1988 machte er sich mit seiner Rahmenhandlung selbständig. Zu seinen ersten Kunden zählten die Mitglieder des Kunstvereins "Die Roseninsel". Heute suchen ihn Künstler von München bis Garmisch auf. Und was kostet ein Rahmen nach Maß? "Das geht bei 40 Euro los und nach oben sind kaum Grenzen gesetzt." Da könne man auch ein paar tausend Euro hinlegen.

Und was das Glas angeht, nimmt es Zeitler ebenso genau. "Bei mir geht kein ungeschliffenes Glas raus", sagt er. Gemeint ist damit natürlich meist Museumsglas. Der Quadratmeterpreis liegt hier bei 120 Euro. Doch die Investition lohnt sich. Denn der Unterschied zum spiegelnden Fensterglas ist riesig.

Apropos Geld: Die wasservermalbaren Ölpastell-Kreiden Zeitlers sind vergleichsweise günstig. Das 36 Farben-Set gibt es für nicht ganz 18 Euro. 24 Farben sind für knapp zwölf Euro zu haben, und zwölf Farben für sechs Euro. Ähnliches gilt auch für die wasservermalbaren Buntstifte. Denn Zeitler will die Kunsterzieher an Schulen und Kindergärten damit erreichen. Seine Kreiden hat er von Künstlern testen lassen. Sie untersuchten sie im Hinblick auf ihre Vermalbarkeit und die Leuchtkraft. Einmal habe eine Betreuerin im Kindergarten mit den Kindern "gezaubert" und mit dem Pinsel Teile des Kinderbildes zum Erstrahlen gebracht. Das Kind habe sein Bild darauf voller Stolz der Mutter präsentiert: "Schau mal, mein Kunstwerk".

Gemeinsam mit seinem Bruder, der in Amerika lebt, vertreibt Robert Zeitler auch alkoholbasierte Marker, die der Bruder in den USA entwickelt hat. Die Stifte haben an beiden Enden unterschiedliche Spitzen - eine weiche Pinsel- und eine abgeschrägte Filzspitze. Es gibt sie in mehr als 400 Farben und sie sind nachfüllbar.

Zeitlers Mitarbeiterin Melina Budde schwört auf sie. Die 24-Jährige hat sich ganz der Kunst verschrieben. Sie fotografiert, filmt, malt und zeichnet. Viel lieber als ihren eigentlichen Namen mag sie ihren Künstlernamen Melar Buha. Sie stammt aus Oberhausen in Nordrhein-Westfalen. Bereits im Gymnasium war für sie klar: Ich will etwas Kreatives machen. Fotografie? Schauspielerei? Malerei? Sie hat vieles ausprobiert. Sie hat für eine Agentur in Hongkong gemodelt und in Griechenland als Animateurin gejobbt. Dort hat sie jeden Tag vor der Arbeit zwei Stunden gemalt. "Seitdem hab' ich nie mehr aufgehört damit", sagt sie. Vergangenes Jahr ist sie von Berlin nach München gezogen. Dort habe sie sich ein paar Marker geholt und diese ausprobiert, erzählt sie. So habe sie zuerst Robert Zeitlers Nichte und dann ihn kennengelernt. Zeitler wollte expandieren, suchte nach jemandem, der filmen kann und zeichnen.

Heute arbeiten die beiden gemeinsam, sind täglich im Werkstatt-Laden. Sie dreht Filme, um die Produkte im Netz zu präsentieren. Bestückt die Webseite und kümmert sich um das gesamte multimediale Spektrum. Er widmet sich dem Rahmenbau und der Kundenbetreuung. Man hat den Eindruck, die beiden harmonieren, ergänzen sich. "Robert nimmt mich genau so ernst, wie sich selbst", sagt sie. "Es fühlt sich sehr nach Teamarbeit an."

Budde will von kommendem Jahr an auch Zeichenkurse für Teenager im Manga-Style anbieten. Manga ist der japanische Begriff für Comics. Gezeichnet werden kindlich anmutende Figuren mit großen Augen, die meist tiefgründige Geschichten zu erzählen haben.

Denn die junge Künstlerin weiß: "Teenager sein, ist nicht einfach. Ich will mit meinen Kursen jungen Leuten so viel an die Hand geben, dass sie in der Lage sind, selbstzufrieden und selbstbewusst zu zeichnen."

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