Ehrenamt:Starnberger Feuerwehr schlägt Alarm: 67 Brandretter fehlen

Ehrenamt: Starnbergs Feuerwehrkommandant Markus Grasl kritisiert häufige Fehlalarme. 17 waren es vergangenes Jahr allein am Klinikum, zehn im Seebad.

Starnbergs Feuerwehrkommandant Markus Grasl kritisiert häufige Fehlalarme. 17 waren es vergangenes Jahr allein am Klinikum, zehn im Seebad.

(Foto: Arlet Ulfers)

Kommandant Markus Grasl beklagt ein massives Personaldefizit. Die Stadt soll mehr Mitarbeiter abstellen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Die Freiwillige Feuerwehr Starnberg (FFW) hat einen massiven Mangel an Aktiven. Wie Kommandant Markus Grasl auf der Jahreshauptversammlung am Freitag vorrechnete, müssten laut Vorschrift 123 Planstellen besetzt sein. Dafür fehlen jedoch derzeit 67 Aktive. Der Bedarf für den B2-Tunnel oder das Gewerbegebiet Schorn sei dabei noch nicht mitgerechnet,betonte er.

"Wir haben ein Problem", stellte der Kommandant fest. Vor allem in den Bereichen Atemschutz, Maschinist und Mannschaft mangele es erheblich an ausgebildeten Führungskräften. Derzeit versucht man, sich mit den Nachbarwehren gegenseitig auszuhelfen. Darüber hinaus werden große Anstrengungen unternommen, um auf Veranstaltungen, wie beispielsweise am Tag der offenen Tür der Feuerwehr, Nachwuchs anzuwerben. Doch das reicht nicht, zumal die Ausbildung drei Jahre dauert. Grasl schlug deshalb vor, dass die Feuerwehrleute künftig eine Blockausbildung bekommen, mit Unterricht tagsüber.

Dafür braucht die FFW allerdings ihren Schulungsraum, den derzeit die Berufsschule nutzt. Anhand von Fotos zeigte Vorstand Thomas Pleyer, dass der Lehrsaal und die Toiletten von den Schülern vermüllt zurückgelassen werden. "Es macht keinen großen Spaß, hier seine Zeit zu verbringen", kritisierte er und forderte die Stadt, auf die Reinigung zu intensivieren.

Wegen des akuten Personaldefizits werden derzeit überdurchschnittlich viele Aktive ausgebildet. Auf der Versammlung wurden 27 Feuerwehrleute befördert. Positiv wertete Grasl, dass die Stadt die teure Weiterbildung in der Schweiz bezahle, bei der es um die Bekämpfung von Bränden in Tunneln geht. In Kürze werde der Feuerwehrbedarfsplan vorgelegt. Dann könne entschieden werden, ob eventuell hauptamtliche Feuerwehrleute eingestellt werden.

Michael Senft, der in den 1990er-Jahren selbst stellvertretender Kommandant war, appellierte an die Stadt, die Arbeit der FFW zu unterstützen und Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. In seiner aktiven Zeit habe das gut geklappt. Damals seien etwa neun Bauhofmitarbeiter bei der Feuerwehr aktiv gewesen. Heute sind es nach seinen Angaben nur noch drei, obwohl sich die Anzahl der Einsätze verdoppelt habe. Mit Blick auf die vielen Fehlalarme - alleine im Klinikum Starnberg waren es im vergangenen Jahr 17 und im Seebad zehn - sagte Senft: "Wenn ein Mitarbeiter in der freien Wirtschaft drei Mal am Tag die Arbeit verlässt und das wegen Fehlalarmen, wird er das nicht lange durchhalten."

Grasl verdeutlichte die Problematik am Beispiel eines Fehlalarms im Klinikum vor elf Monaten. Bis heute sei nicht bekannt, warum eine sehr hohe Alarmstufe ausgelöst worden sei, obwohl nur eine Spülmaschine geraucht habe. Insgesamt wurde die FFW im vergangenen Jahr zu 407 Einsätzen gerufen und hat 4300 Einsatzstunden geleistet. Darunter waren 171 Brände und 193 technische Hilfeleistungen, wie etwa Personen aus einem stecken gebliebenen Aufzug zu retten. Ein Herz für Tiere haben die Feuerwehrleute ebenfalls. Sechs Mal mussten sie Katzen von Bäumen herunterholen. Auch ein verletzter Schwan wurde einfangen und in die Tierklinik gebracht.

Sehr positiv wurde die Umstrukturierung in der Personalführung gewertet. Im ersten Jahr seiner Amtszeit hatte Grasl ein neues Konzept erstellt. Demnach wurde die Anzahl der Kommandanten-Stellvertreter auf zwei aufgestockt wurde. Gruppenleiter übernehmen mehr Verantwortung. Darüber hinaus begleitet und protokolliert ein Führungsassistent die Einsätze. Im Zuge der rund 130 000 Euro teuren Umstellung auf Digitalfunk hat die Starnberger Feuerwehr ein Pilotprojekt eingeführt. Jetzt können die Aktiven über ihre Smartphones benachrichtigt werden.

Für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr wurden Bernhard Senft und Peter Wörsching ausgezeichnet, Franz Reuber für 50 Jahre und Herbert Gebhard für 40 Jahre. Seit 30 Jahren sind Winfried Reithmeier, Hans Saegmüller und Wilhelm Zollner Mitglied. Für sein ehrenamtliches Engagement bekam Andreas Senft das Zivilabzeichen in Gold.

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