Jugendliche dürfen in Deutschland offiziell erst mit 18 Jahren in der Politik mitmischen. Das hält den Schüler Joshua Steib aber nicht davon ab, am Politikgeschehen teilzunehmen. Die Evangelische Akademie Tutzing hat dem Jugendlichen nun ein einzigartiges Ehrenamt verschafft. Joshua Steib wurde mit 17 Jahren zum ersten Jugendbotschafter ernannt.
Seiner Leidenschaft für politische Debatten geht der Schüler aus Vaterstetten schon länger nach. Sein Redetalent bracht ihm den vierten Platz im Bundeswettbewerb "Jugend debattiert" ein. Er sieht in puncto Jugend und Politik zwei zentrale Missstände in der Gesellschaft: "Erstens gibt es zu wenig Jugendliche, die sich in der Politik einbringen wollen, aber auch können, was zum zweiten Problem führt: Viele Jugendliche wissen nicht, wie sie sich einbringen können." Die evangelische Akademie leiste einen großen Beitrag, indem sie im "Jungen Forum" den Austausch über politische Themen fördere. Dort lerne man, - "höflich, aber dennoch bestimmt" - die eigene politische Meinung zu vertreten. Die Akademie hat für den engagierten Gymnasiasten ein neues Ehrenamt geschaffen: Als Jugendbotschafter des Referats "Junges Forum" soll er sich ehrenamtlich für die Weitergabe und Durchsetzung politischer Ideen und Meinungen von Jugendlichen einsetzen. Steib fungiert als "jugendpolitischer Berater". Er wird die Akademie in Alumni-Netzwerken, Jugendorganisationen und Begabtenförderungswerken repräsentieren. Dadurch soll die Akademie auch für ein jüngeres Publikum interessanter werden. Den Nachwuchs ins Schloss zu holen, tut Not, werden viele Tagungen doch überwiegend von älteren Semestern gebucht.
Bei diesem Amt, so hofft Steib, könne er seine Visionen durchsetzen: Er möchte besonders Gleichaltrige bestärken, sich im öffentlichen Diskurs einzubringen und so den Interessen der Jugendlichen mehr Gewicht zu verleihen. Diese Ziele will er mit unterschiedlichen Mitteln durchsetzen: Im Rahmen des neuen Rotunde-Talks der Akademie, einem Videogesprächsformat, bei dem Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie sprechen, befragte er schon für das "Junge Forum" den BR-Journalisten und Medienethiker Jonas Bedford-Strohm. Es ging unter anderem um die Zukunft der EU. Stolz erzählt der 17-Jährige: "Und im November darf ich mein Vorbild, den Soziologen Hartmut Rosa, interviewen."
Zudem wird er das "Zukunfts-Lab", eine Online-Tagung der Evangelischen Akademie, zu den Themen GreenTech, Umweltpolitik, Digitalität und Ethik moderieren. Die dort aufkommenden Ideen und Pläne möchte Steib bündeln und etwa in Form eines Briefes an den bayerischen Kultusminister schicken. Neben seinem Ehrenamt bei der Akademie arbeitet Steib bei der "young leaders GmbH", einem Unternehmen, das in Deutschland und Europa Bildungsveranstaltungen für Multiplikatoren im Alter von 15 bis 22 Jahren anbietet und ihnen schon ein Stück Führungsverantwortung anvertraut.
"Die Jugendpartizipation soll durch mein Amt als Jugendbotschafter größer geschrieben werden", erklärt der Gymnasiast. Die Neugier und der Tatendrang stehen ihm im Gesicht geschrieben: "Außerdem möchte ich eine Website erstellen, bei der bildungspolitische Angebote von bildungspolitischen Institutionen für Jugendliche eingetragen werden können." Mit seiner Website will er eine bessere Übersicht von bildungspolitischen Angeboten schaffen und sie für junge Leute erreichbarer machen.
Der besonnen und gut strukturiert wirkende Schüler engagiert sich darüber hinaus auch noch in seiner Schule als Tutor und Mediator. Wenn er nicht am Organisieren, Mails beantworten oder telefonieren ist, spielt er gerne Tennis und Klavier, und trifft sich natürlich gerne mit seinen Freunden. Viele von ihnen hat er in Tutzing in der Akademie kennengelernt.
Nach dem Abitur kann sich Steib ein Studium in England vorstellen, mit Philosophie und Wirtschaft. Auf die Frage, mit wem er gerne mal debattieren würde, entgegnet er sofort: "Mit Donald Trump oder Boris Johnson." Auch wenn diese Gespräche wohl nicht sehr ergiebig wären, ist er davon überzeugt, dass es dennoch sehr wichtig ist, den eigenen Standpunkt offen darzulegen - selbst dann, wenn man auf nicht viel Resonanz stößt.