Für Echings Bürgermeister Siegfried Luge und den Gemeinderat gab es kein großes Überlegen, als es um den Erhalt des historisch bedeutenden Gasthofes Eberhardt ging. Die Gemeinde kaufte 2021 das Gebäude samt dem etwa 2000 Quadratmeter großen Grundstück. Und das obwohl – oder gerade weil – Eching nur etwas mehr als 1600 Einwohnern hat. „Wenn ein Dorf kein Gasthaus mehr hat, dann stirbt das Dorfleben“, sagt Luge, der mit 82 Jahren der älteste Bürgermeister Bayerns ist.
Im Juli hat er für 29 Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister die kommunale Verdienstmedaille in Silber von seinem CSU-Parteifreund Innenminister Joachim Herrmann verliehen bekommen. Seit 1978 ist Luge in der Kommunalpolitik tätig. Die Neueröffnung des Gasthofes Eberhardt war für ihn noch ein wichtiges Ziel, ein weiteres ist der Umbau der alten Schule zu einem Begegnungszentrum mit Bücherei, Gemeinschaftsraum, Seniorentreff und einem Büro für die Nachbarschaftshilfe. Dieses wird im Herbst eingeweiht.
Dass der Gasthof Eberhardt nun wieder öffnet, „war viel Arbeit, hat aber Spaß gemacht“, erzählt Luge. Er ist vom Fach und war seit Baubeginn vor eineinhalb Jahren nahezu jeden Tag auf der Baustelle. Dass die Gemeinde neue Besitzerin wurde, ist tragischen Umständen geschuldet. Vor fünf Jahren starb der 59 Jahre alte Wirt Klaus Strobl plötzlich und überraschend. Das Lokal konnte von seinen Geschwistern, die es erbten, nicht weitergeführt werden. Die Corona-Pandemie ließ den Interessentenkreis schrumpfen.
Ideen für eine Verwertung der Immobilie gab es einige, nur hätte dafür der Gasthof aufgeben werden müssen oder wäre ganz abgerissen worden. Die Geschwister wollten diesen erhalten wissen, denn laut der Familienchronik der Strobls ist der Gasthof seit 1868 in Besitz der Familie, als Georg Eberhardt, Braumeister des Marthabräus Fürstenfeldbruck, das Anwesen kaufte. Im Mittelalter diente es als Zollhaus an der Salzstraße, die von München nach Lindau führte.

Auch heute noch führt eine wichtige Verkehrsverbindung nahe an der Wirtschaft vorbei, die Autobahn A96, die in diesem Bereich aber untertunnelt ist. Eine große, farbig gefasste Figur des heiligen Johann Nepomuk schmückt die Nordfassade. Diese denkmalgeschützte Hausfigur wird auf Mitte des 18. Jahrhunderts datiert. Nicht historisch belegt, aber berichtet wird die Annahme, dass diese Heiligenfigur für den treuen Bierbezug von Graf Toerring an Wirtin Therese Eberhardt gegeben wurde. Die Tochter von Georg und Apollonia Eberhardt heiratete 1911 Max Josef Strobl und bekam die Buben Max und Rudolf. Rudolf heiratete Adelheid, eine Braumeistertochter, und sie bekamen sieben Kinder. Früher betrieb die Familie auch noch eine Landwirtschaft, die 1975 aufgegeben wurde.

1986 übernahm Klaus Strobl, der jüngste Sohn, die Gastwirtschaft, baute und gestaltete um. Luge kennt das Gebäude von früher, damals war er als Bauunternehmer von Strobl beauftragt worden, wie er erzählt. Eine von Strobl aus Anlass des Umbaus gepflanzte Kastanie im Osten des Grundstücks, das nun nicht mehr dazu gehört, hat Luge nun in den Biergarten umpflanzen lassen. Der Saal des Gasthofes Eberhardt wurde gerne für Feiern genutzt, auch Sportlegende Toni Mang, Motorradweltmeister aus Inning, habe in den Siebziger- und Achtzigerjahren viele seiner Erfolge dort gefeiert.
Um den Gasthof zu erhalten, hätten die Erben auf den Maximalpreis verzichtet, sagt Luge. Im Gemeinderat war man einstimmig für den Ankauf. Es sei eben ein Traditionsgasthof mit langer Geschichte, und zudem habe es an einem Saal gefehlt, erläutert der Bürgermeister. Luge findet, dass über kurz oder lang die Gemeinden selbst dafür sorgen müssen, dass das Wirtshaus im Ort bleibt. In Eching gibt es noch eine weitere Gastwirtschaft, dort wurde aber laut Luge der Saal aufgegeben. Damit der Gasthof Eberhardt eine gute Zukunft hat, wurde jetzt alles auf den neuesten Stand gebracht. Mit Kaufpreis, Anbauten, Technik und Ausstattung investiert die Gemeinde etwa 3,9 Millionen Euro in ihre neue Liegenschaft.

Geplant wurde zwei Jahre mit dem Büro Steinbrecher Architekten aus Fürstenfeldbruck. Abgerissen wurde der Stadel im hinteren Teil des Gasthofes und an gleicher Stelle ein neuer Anbau mit eigenem Aufgang für die Übernachtungsgäste erstellt. Entstanden sind nun vier weitere modern eingerichtete Gästezimmer im Obergeschoss, mit den vorhanden im ländlichen Stil sind es nun acht Zimmer. Im Erdgeschoss des Anbaus gibt es neuerdings eine abtrennbare Erweiterung des großen Saals, eigene Toiletten für den Biergarten auf der Südseite, eine behindertengerechte Toilette und weitere Technikräume. So ist ein 198 Quadratmeter großer Gastraum entstanden. Im Außenbereich gibt es einen Wirtsgarten im Norden und einen Biergarten mit einem kleinen Kinderspielplatz im Süden.

Das Dach wurde komplett neu gemacht, im Altbau aufgrund von Brandschutzvorschriften auch Decken erneuert. Im Südosten wurde eingeschossig angebaut, hier finden sich jetzt angrenzend an die moderne Küche Kühl- und Technikräume. Früher wurde ein Schuppen für die Kühlung genutzt, dazu musste über den Hof gegangen werden. „Allein in die Küchenausstattung mit den Kühlräumen samt Technik haben wir um die 450 00 Euro investiert“, sagt Luge. Aus der früheren Wohnung für den Wirt wurden jetzt drei Personalzimmer. Diese sind ebenso wie die Umkleiden, Hauswirtschaftsraum und einem Büro im Altbau im ersten Obergeschoss des Altbaus untergebracht.
Photovoltaikanlage und Wärmerückgewinnung halten die Energiekosten niedrig
Eine ausgefeilte Technik soll die Betriebskosten niedrig halten. So wurde die alte Ölheizung durch eine Grundwasserwärmepumpe ersetzt, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mit Speicher liefert Strom und unterstützt zugleich die Warmwasseraufbereitung, die in der Hauptsache aus der Wärmerückgewinnung der Abwärme aus der zentralen Kühlung über einen Wärmetauscher stattfindet. Das System ist zudem mit der Heizung verbunden. Dass in Echings kommunalen Liegenschaften Grundwasserwärmepumpen als Heizung eingesetzt werden, ist nichts Neues und hat sich für den CSU-Bürgermeister bereits beim Bau der Sporthalle vor gut zwanzig Jahren bewährt.

Kurz vor der Eröffnung werkeln noch die Handwerker, alles wird hübsch gemacht im neuen alten Gasthof Eberhardt. Ausgeschenkt wird Bier der Schlossbrauerei Kaltenberg. Die Brauerei sponserte dafür eine neue Theke. Aus fünfzehn Bewerbern setzte sich der neue Pächter Michael Barkic durch. Der Münchner Koch und Betriebswirt bietet gutbürgerliche Küche an. „Schweinebraten, Dunkelbierjus, gemischte Knödel und Krautsalat“ (15 Euro) findet sich ebenso auf der Karte wie ein „Prinzregenten-Burger“ (15,50 Euro) oder die „Bayrisch Bowl“ (10,50 Euro). Eine Halbe Helles kostet 4,50 Euro, das Glas Tafelwasser (0,4 Liter) 2,90. Es wird auch ein Mittagstisch angeboten.
Geplant sei auch, die Räume für Hochzeiten zu nutzten, berichtet Luge. Der Saal eignet sich auch für die Bürgerversammlungen. Eine letzte im April 2026 werde er noch als Bürgermeister abhalten, sagt Luge. Antreten will er bei den Kommunalwahlen im März 2026 aus Altersgründen nicht mehr.
Weitere Informationen und Reservierung: https://www.gasthof-eberhardt.com/

