Süddeutsche Zeitung

Dorfbühne Aufkirchen:Da wird sogar der Deifi schwach

Umjubelte Premiere im Gasthof Post - trotz Stromausfall

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Aufkirchen

Im Saal gehen die Lichter aus, auch die Bühne bleibt schwarz. Senta (Katharina Bauer) rennt hin und her, bis sie sich an einem Stuhl stößt und leise schimpft. Man könnte meinen, diese Szene gehört zum Stück. Die Zuschauer lachen und klatschen. Doch das Spiel in der Dunkelheit war nicht eingeplant. Auch der Teufel hatte nicht seine Hand im Spiel, obwohl er in dem höllisch-heiteren Schwank "Deifi Sparifankerl" von Ralph Wallner starke Präsenz zeigte. Es handelte sich bei der Premiere der Aufkirchner Dorfbühne am Freitag im Gasthof Post schlicht um einen Stromausfall und Katharina Bauer spielte routiniert über die Panne hinweg.

Spielleiterin Barbara Reuel hatte mit der spritzig-witzigen Komödie voll ins Schwarze getroffen. Trotz einiger Premierenhänger hielt der volle Einsatz der Darsteller und ihre ungebremste Spielfreude die Zuschauer bei Laune. Es gab viele Lacher und Zwischenapplaus. Reuel ist gelernte Schauspielerin. Sie kam im vergangenen Jahr zur Bühne, als die Spieler nur Wochen vor der Premiere ohne Regisseur dastanden. Als sie das Stück "Deifi Sparifankerl" gelesen hat, hatte sie bereits im Kopf, wer die Rollen übernehmen könnte.

Seit Oktober vergangenen Jahres wurde geprobt. Der Vorsitzende Stefan Meisenzahl ist für die Hauptrolle des Luziferius Sparifankerl bestens geeignet. Die Darstellung des listigen Täuschers, der trotz seines höllischen Gestanks die Damenwelt im Dorf mit seinem Charme bezirzt, ist ihm buchstäblich auf dem Leib geschrieben. Als er sich mit den Worten "es ist alles Deins" als bayerisch-spitzbübiger Lucki auf dem Tisch räkelt, spielt er sich in die Herzen der spröden Goldtalerin (Monika Norbach) und der Blechhoferin (Sybille Herb). Allerdings kommen ihm seine teuflischen Fähigkeiten schon beim kleinsten Schluck Alkohol abhanden und nicht einmal das Negligé "Wecken Sie den Teufel in ihrem Mann" kann seine eingeschränkte Funktionstüchtigkeit beheben. Das macht sich Senta (Katharina Bauer überzeugend und gekonnt) zunutze, um ihren Bruder Bertl (Alexander Kiesel) aus den Klauen des Höllenfürsten zu befreien.

Robert Schulz spielt den spröden Adeligen Grafen von Falkenklamm, dem Senta auf dem Leim geht, routiniert. Er ist neu im Ensemble, spielte aber schon auf anderen Bühnen. Ebenfalls ein Neuling bei der Dorfbühne ist Christoph Waldherr in der Rolle von Bertls Freund Nepomuk Stutz. Obwohl Hildegard Zahn nur in Nebenrollen zu sehen sowie als Stimme von Teufels Großmutter aus dem Off zu hören ist, zeigt sie viel Bühnenpräsenz. Zahn, die Kellnerin in der Post ist, hat einen großen Fanclub und bekommt viel Applaus.

Bühnenbild (Ludwig Doll) und Kostüme (Andrea Schwenski und Karin Fröhlich) wurden liebevoll gestaltet. Die Hölle und ihre Bewohner sind als Zeichentrickfilm zu sehen, den die Dorfbühnen- Akteure selbst hergestellt haben. Spielleiterin Reuel hat das Stück mit einfachen Mitteln schwungvoll und abwechslungsreich umgesetzt. Auch die Wortspiele des Autors Ralph Wallner sind für viele Lacher gut. Witzige Dialoge und Action von der ersten bis zur letzten Szene machen die drei vergnüglichen Akten sehenswert. Am Ende gibt es tosenden Applaus.

Bis 18. März, je Freitag und Samstag, 19.30 Uhr, sowie Sonntag, 17.30 Uhr. Karten bei Drogerie Höck, Telefon 08151 / 516 40, oder an der Abendkasse

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Quelle:
SZ vom 26.02.2018
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