Doppelmord von Krailling:Der Mörder hinterließ doch eine Spur

Nach dem Doppelmord an zwei Mädchen findet die Polizei Blut am Tatort, das weder von den toten Kindern noch von Helfern stammt - und setzt erneut Suchhunde ein.

Susi Wimmer und Christian Deussing

Bei der Aufklärung des Doppelmordes an den Mädchen Sharon und Chiara ist den Fahndern ein erster Durchbruch gelungen: Die in der Wohnung gesicherte DNS-Spur stammt mit großer Wahrscheinlichkeit vom Täter. Es konnte ausgeschlossen werden, dass eine der anderen Personen, die sich in der Nacht nach dem Verbrechen am Tatort aufgehalten hatten, sie hinterlassen hat. Nach SZ-Informationen handelt es sich um eine Blutspur des Mörders.

Krailling Kinder

In Krailling bei München sind vor wenigen Tagen zwei Mädchen ermordet worden - nun hat die Polizei eine Spur gefunden, die nicht von den Kindern stammen.

(Foto: Georgine Treybal)

Was in der Nacht auf den 24. März im ersten Stock der Wohnung an der Margaretenstraße geschah, können die Ermittler der Sonderkommission auch zehn Tage nach dem Verbrechen noch nicht genau sagen. Aber "wir hoffen und vermuten", dass die DNS-Spur vom Täter stammt, heißt es seitens der Behörden. Zumindest haben alle Sanitäter, Ärzte, Polizisten und Helfer eine DNS-Probe abgegeben, diese wurden mit der Blutspur am Tatort abgeglichen. Jetzt steht fest, dass die Helfer als "berechtigte Spurenverursacher", wie es im Polizeijargon heißt, ausscheiden. Sprich: Unter den ganzen Materialien, die die Spurensicherung am Tatort minutiös gesammelt hat, befindet sich mit großer Wahrscheinlichkeit Täter-DNS.

Der Mörder muss sich also in der Tatnacht in der Wohnung verletzt haben. Vielleicht, als er mit dem Messer zustach, oder aber eines der Mädchen konnte ihm eine Verletzung zufügen. Für die Ermittler ist die Täter-DNS auf alle Fälle ein Meilenstein in ihrer Arbeit. Zwar reicht eine DNS-Spur alleine nicht aus, um einen Doppelmörder zu überführen. Dazu bedarf es einer schlüssigen Indizienkette, die auf sorgfältige Polizeirecherche gründet. Trotzdem hätte die Polizei jetzt beispielsweise die Möglichkeit, ein Massenscreening in Krailling und den benachbarten Gemeinden durchzuführen.

80 Speichelproben hat die Polizei bislang von Männern aus dem Umfeld der Familie gesammelt - auf freiwilliger Basis. Bis Freitag jedenfalls schien keine dieser Spuren mit dem Genmaterial vom Tatort übereinzustimmen. Erneut waren auch am Freitag wieder Spürhunde in Krailling unterwegs, hauptsächlich im Bereich der Hans-Sachs-Straße. Auch soll eine Überwachungskamera, die ein Hausbesitzer schräg gegenüber des Mordhauses installiert hatte, zur Beweissicherung abmontiert worden sein.

Die beiden Mädchen sind am Freitagnachmittag in ihren bunt bemalten Särgen auf dem Gräfelfinger Friedhof beigesetzt worden - im engsten Familien- und Freundeskreis. Zuvor nahmen mehr als hundert Menschen bei einer Trauerfeier mit Gedenkansprachen, Gitarrenmusik und Liedern am Münchner Westfriedhof Abschied von den jungen Mordopfern. Es sei eine ergreifende Zeremonie mit "schöner, hoffnungsvoller Musik" gewesen, sagte Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst.

Sie hoffe, dass der Täter schnell gefasst werde, weil auch die "Unruhe und Angst" im Ort zu spüren sei, der weiterhin unter Schock stehe. "Es ist alles so furchtbar, was geschehen ist", meinten zwei Trauergäste tief erschüttert auf dem Heimweg.

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