Doppelausstellung in Gauting:Landschafts-Zauber und Minimalismus

Die in Österreich lebende Künstlerin Susanne Posegga und der Maler Hansjürgen Gartner aus Augsburg zeigen im Rathaus und in der Galerie am Hauptplatz Fotos und Gemälde

Von Katja Sebald, Gauting

Mit einer unaufgeregten Doppelausstellung im Rathaus und in der Galerie am Hauptplatz führt sich der neu gewählte Vorsitzende des Gautinger Kunstvereins, Bernd Wiedemann, nun auch als Ausstellungsmacher ein. Auf Einladung des Kunstvereins zeigt Hansjürgen Gartner aus Augsburg in den Gängen des Rathauses unter dem Titel "Dichte Durchsichtigkeit" minimalistische Malerei, zumeist in Acryl auf Karton. Zeitgleich stellt die in Österreich lebende Künstlerin Susanne Posegga in einer Art Rauminstallation in der Galerie am Hauptplatz bei Michael Schröter unter dem Titel "Heimat" postkartengroße Landschaftsfotografien aus.

Der 1945 in Böhmen geborene Hansjürgen Gartner kam in der Nachkriegszeit nach Wien, wo er eine Ausbildung zum Textildesigner absolvierte. Seit Mitte der 1960er Jahre lebt er als freischaffender Künstler in Augsburg. Öffentliche Aufträge für Raumausstattungen und Kunst-am-Bau-Projekte stehen neben zahlreichen Auszeichnungen. Seine Herkunft von der Textilgestaltung und Raumausstattung kann Gartner auch in dieser Ausstellung nicht verleugnen: Es ist offensichtlich, dass er bei der Auswahl und Hängung der Bilder stets die Umgebung und die Raumwirkung im Blick hatte. Das Ergebnis ist eine ebenso harmonische wie dekorative, zugleich aber sehr zurückhaltende Bilderschau, bestehend aus insgesamt 24 Arbeiten, die entweder gerahmt hinter Glas oder aber ohne Rahmen direkt auf der unverputzten Ziegelwand präsentiert werden.

Mondsee

Landschaftsaufnahmen wie das magisch wirkende Bild vom Mondsee zeigt Susanne Posegga in der Gautinger Doppelausstellung.

(Foto: Susanne Posegga)

Deren Raster, so scheint es, werden in einigen Arbeiten noch einmal aufgegriffen. Auf zumeist schwarzem Bildgrund suggeriert der Künstler mit farbigen Linien Durchblicke und Gitteranordnungen: Der Betrachter gewinnt den Eindruck, dass er zwischen schwarzen Flächen, die sich ins Bild schieben, ins "Gegenlicht", so der Titel einer Bildserie, blickt. Noch reduzierter erscheinen die Arbeiten auf schwarzem Karton, der mit einem breitem Pinselstrich, einer "Lichtlinie" senkrecht geteilt wird. Sieht man von ihrer, jeweils in sich geschlossenen, thematischen Stringenz und der unprätentiösen Art der Präsentation ab, dann haben die beiden zugleich eröffneten Ausstellungen wenig miteinander zu tun. Susanne Posegga ist als Tochter des Komponisten Hans Posegga am Starnberger See aufgewachsen. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Silberschmiedin, studierte an der Universität für Gestaltung in Linz, reiste viel und beschreibt sich als "Kultur- und Bergarbeiterin": Unter anderem leitet sie Bergwanderungen in Österreich, wo sie derzeit auch lebt. Ihren Lebensstil bezeichnet sie als "konstant im Aufbruch". Um so erstaunlicher ist es, dass sie ihrer Ausstellung mit Natur- und Landschaftsfotografien den Titel "Heimat" gegeben hat.

"Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl", erläutert sie freilich im Begleittext. Die Bilder sind in Österreich, Bayern, Slowenien, Kroatien und Spanien entstanden und waren vor einigen Wochen bereits in einem Seecontainer in Wolfratshausen zu sehen. Jetzt werden sie in luftiger Anordnung auf den Wänden verteilt, aber thematisch nach Seen, Bergen, Winterlandschaften, Himmelsstimmungen oder auch Straßen- und Wegeverläufen geordnet präsentiert. Die Bilder haben fast ausnahmslos Postkartenformat, sind aber auf etwa zwei Zentimeter dicke Holzplatten gedruckt. Überhaupt fehlt ihnen jegliche Ansichtskarten-Idylle: Sie zeigen in Schwarzweiß karge und menschenleere Naturszenerien, kahle Bäume, schroffe Berggipfel, dramatisch-düstere Wolkenformationen.

Hansjürgen Gartner stellt im Rathaus aus

Hansjürgen Gartner steuert stark reduzierte Gemälde wie "Katharsis monochrom" bei.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die sparsamen, oftmals kühlen Kolorierungen, etwa von Wasserflächen, lassen diese Landschaften eher noch abweisender denn einladender wirken. Es sind winzige und oftmals unverbindliche Momentaufnahmen: Kaum sind sie entstanden, so möchte man meinen, ist ihre Schöpferin schon wieder im Aufbruch.

Die Doppelausstellung dauert bis 15. Dezember.

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