Dokumentarfilm:Die Augen von Djudi

Amnesty International ehrt "Wasserläufer" mit dem Menschenrechtspreis

Von Patrizia Steipe, Dießen

Es sind diese sprechenden Augen, die den Zuschauer gleich in den Bann schlagen. Die großen braunen Augen gehören dem zwölfjährigen Djudi. Einem syrischen Jungen, der mit seiner Familie nach Istanbul geflüchtet ist. In seinem 15-minütigen Film begleitete Filmemacher Beston Zirian Ismael die Familie, die mit dem Verkauf von Wasser und türkischen Brezen mühselig Geld zum Überleben verdient. "Wasserläufer" heißt der Film, der beim Kurzfilmfestival in Dießen gleich zwei Preise abgeräumt hat. Der Film wurde als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet und bekam außerdem den Menschenrechtspreis von Amnesty International (AI). Zum ersten Mal beteiligte sich die AI-Gruppe Ammersee an dem Festival. Jurymitglied Dietmar Müller ist Mitglied bei dem Verein, der sich weltweit für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzt. Angesichts der vielen Kurzfilme, die sich mit den Themen Flucht und Vertreibung beschäftigt hatten, kam ihm die Idee. "Bilder und Filme zu diesem Thema sprechen unser Mitgefühl noch viel direkter an als Worte."

Kaum ein Zuschauer im Blauen Haus konnte sich bei "Wasserläufer" dem Charme des syrischen Jungen erwehren, der von Eis träumt, wenn er mit seiner Schwester bis spät in die Nacht Wasserflaschen an Passanten verkauft. Ismael hatte eigentlich mit seiner Familie in Istanbul Urlaub machen wollen. Doch stattdessen habe er die "Hölle" erlebt. "Als ich die vielen syrischen Kinder auf der Straße gesehen habe, fasste ich spontan den Entschluss, diesen Film zu drehen", erklärte der Filmemacher. Mit der Kamera ist er extrem nahe an die Personen gegangen. Sachlich, ohne große Emotionen schildern Kinder und Eltern ihr Leben: keine Schule, kein Zuckerfest, kein Arztbesuch, dafür großes Heimweh. Trotzdem findet die Familie im Zusammensein Halt.

Ganz anders ist es beim Film "Dyab". Auch im 20-minütigen Streifen von Mazin Sherabayani steht ein kleiner Junge im Mittelpunkt. Der Iraker Dyab ist Jeside und konnte mit seiner Familie in ein Flüchtlingscamp im Osten des Iraks flüchten. Dyab probte mit seinen Freunden für einen Film, in dem sie die Entführungen, Morde und Versklavungen nachspielen. Unruhig und getrieben wirken die kleinen Darsteller, mal bricht ein Kind in Tränen aus, das kindliche Gesicht von Dyab ist gezeichnet von Sorgen.

Sehr bedrückend ist der Film "Djinns, Spirit of Patras". Jean-Jacques Cunnac begleitet darin junge afghanische Männer, die im griechischen Patras gestrandet sind. Alle haben den Wunsch, weiter nach Zentraleuropa zu kommen, doch ihre Fluchtversuche scheitern täglich. Die Männer leben versteckt in einer abbruchreifen Fabrik. Die traumatischen Erfahrungen und die Perspektivlosigkeit führen dazu, dass die Männer Wahnvorstellungen entwickeln. Ihre Ängste werden zu personifizierten Geistern. Die Männer hören Schritte, fühlen sich verfolgt.

"Cotton Dreams" lautet der Titel des Kurzfilms von Sandeep Balhara. Dort steht neben den Menschen eine trostlose Landschaft im Fokus. Es geht um indische Bauern, die wegen falscher Versprechungen in die Hände von Kredithaien gedrängt wurden. Zum Filmabend hatten Helfer Flüchtlinge mitgenommen. Noch sind sie in Sicherheit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: