Süddeutsche Zeitung

DLR in Oberpfaffenhofen:"Wir wollen, dass bei uns die hellsten Köpfe arbeiten"

Lesezeit: 3 min

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt will seinen Standort erheblich ausbauen und bis zu 300 neue Mitarbeiter einstellen. Zekeriya Ceyhanli, Leiter des DLR-Standorts, erklärt, was sich sonst noch tut.

Interview von Patrizia Steipe, Oberpfaffenhofen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erarbeitet derzeit eine Art "Masterplan", der als Grundlage eines neuen Bebauungsplans für das Gelände in Oberpfaffenhofen dienen soll. Zekeriya Ceyhanli, Leiter des DLR-Standorts Oberpfaffenhofen, sprach mit der SZ über die Ausbaupläne.

SZ: Warum ist ein neuer Bebauungsplan notwendig?

Zekeriya Ceyhanli: Der bestehende Bebauungsplan stammt aus dem Jahr 1997. Eine Anpassung wurde wegen Einzelmaßnahmen in den vergangenen Jahren notwendig. So ist das Galileo-Kontrollzentrum für Satellitennavigation gebaut worden, ein neues Parkdeck, das Tech-Lab, das Institut für Kommunikation und Navigation, das Robotikzentrum, zwei Flugzeughangars und so weiter. Wir haben 2018 einen Entwurf für einen Bebauungsplan ausgearbeitet. Aber mittlerweile ist er schon nicht mehr zeitgemäß und schränkt uns in der Entwicklung ein. Wenn Fördermittel für ein neues Projekt verteilt werden, wollen wir die Chance für unseren Standort ergreifen und dafür braucht es manchmal Baumaßnahmen.

Geht das nicht mit einzelnen Änderungsanträgen?

Das Ganze soll eine städtebauliche Qualität haben, das kann man mit Einzeländerungen nicht erreichen. Der neue Bebauungsplan ist so aufgebaut, dass er zukünftige Projekte ermöglicht und wir bis 2040 keine Änderungen mehr brauchen. Dabei ist unser Ziel nicht das Maximum aus der Fläche, sondern das Optimum herauszuholen.

Was genau ist geplant?

Drei konkrete Projekte möchten wir in der ersten Entwicklungsphase bis 2026 realisieren. So bauen wir bereits ein zweites Technikgebäude hinter das Galileo-Gebäude. In diesem Bereich gelten vom Ministerium aus strengere Sicherheitsauflagen in puncto Abhörsicherheit, deswegen müssen wir einen Zaun um das Galileo-Gebäudeensemble errichten. Außerdem planen wir ein Galileo-Kompetenzzentrum und ein neues Betriebsrestaurant.

Wieviele Mitarbeiter haben Sie denn? Reicht die Kantine nicht mehr aus?

Derzeit arbeiten etwa 2000 Mitarbeitende in 13 Forschungseinrichtungen mit den Schwerpunkten Klimaforschung, Weltraummission, Robotik, Navigation und Erdbeobachtung. Die Kantine ist tatsächlich zu klein. Für das neue Betriebsrestaurant mit Konferenzbereich wollen wir im Herbst die Baugenehmigung beantragen. Wir wollen, dass bei uns die hellsten Köpfe arbeiten. Denen müssen wir ein gutes Arbeitsumfeld bieten. Kantinen werden heute anders gemacht. Wir planen eine Mensa mit etwa 500 Sitzplätzen. Das Essen kann an Stationen geholt werden. Es gibt Außensitzplätze, viele Grünflächen. Es soll ein Treffpunkt mit Campusfeeling werden.

Sie haben den Konferenzbereich angesprochen. Was meinen Sie damit?

Neben der Kantine soll ein ebenerdiger Konferenzbereich mit etwa 400 Sitzplätzen, die nach Bedarf aufgestellt werden, entstehen. Hier könnten internationale Konferenzen, Treffen mit Politikern oder Betriebsversammlungen stattfinden. Ein Traum von mir wäre eine "Nacht der Wissenschaft", und die Institute könnten sich in einer Art Messe der Öffentlichkeit präsentieren. Nach den Sommerferien soll die Baugenehmigung beantragt werden.

Und das dritte Projekt?

Das dritte Bauprojekt ist ein Galileo-Kompetenzzentrum. Das ist wichtig, um die Galileo-Forschung am Standort zu halten. Hier sollen neue Konzepte und Technologien für aktuelle und zukünftige Generationen von Satellitennavigationssystemen entwickelt werden. Das wird auf dem Parkplatz neben dem Galileo-Kontrollzentrum entstehen.

Welche Optionen soll es noch geben?

Im Bebauungsplan soll die Möglichkeit für ein neues Parkdeck gegenüber dem Konferenzzentrum geschaffen werden. Somit hätten die Besucher kurze Wege. In der nächsten Entwicklungsstufe möchten wir uns die Möglichkeiten für zwei Gebäude je nach Bedarf, einen Lagerplatz oder Wertstoffhof sowie einen Umbau der Zufahrt und Pforte offen halten. Außerdem braucht das Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme ein neues Gebäude. Als Letztes planen wir, die Gebäude aus den Siebzigerjahren zu ersetzen. Sie haben alte Heizungen, sind nicht gedämmt und sollen durch energieeffiziente Bauten mit Fotovoltaik ersetzt werden. Bei allem steht fest: Alle Baumaßnahmen werden ausschließlich auf unserem Grund stattfinden.

Gehört dem DLR das ganze Betriebsareal in Oberpfaffenhofen?

Ein Teil des Areals ist Eigentum des DLR, zirka 60 Prozent des Areals gehört dem Bund, der ihn Ende der Sechzigerjahre dem DLR überlassen hat.

Wie viele zusätzliche Mitarbeiter erwarten Sie?

Es ist zu erwarten, dass wir bis 2026 etwa 200 bis 300 neue Arbeitsplätze schaffen. Alles andere ist nicht vorhersehbar. Insgesamt ist das Areal wegen der Verkehrssituation auf maximal 3200 Mitarbeiter ausgelegt, das bedeutet noch lange nicht, dass auch so viele kommen werden.

Wie sieht es mit dem Verkehr aus? Die Zufahrtsstraßen zum DLR sind jetzt schon stark beansprucht. Werden noch mehr Autos zu Staus führen?

Das kann man so nicht sagen. Die Mobilität der Zukunft wird sich ändern. Für das Verkehrskonzept ist neben einem externen Verkehrsplaner unser DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin beteiligt. Daneben haben wir eine Nutzerumfrage bei unseren Mitarbeitern durchgeführt. Dabei haben etwa 20 Prozent angegeben, dass sie eine Reduzierung ihrer Pkw-Fahrten planen. Das unterstützen wir durch verschiedene Angebote wie das Jobticket. Außerdem rechnen wir mit einem steigenden Anteil an Home-Office-Arbeitsplätzen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5604502
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.