Süddeutsche Zeitung

Wettbewerb:Flieg Dirndl, flieg!

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19 junge Frauen und ein Mann springen in Possenhofen in Tracht in den Starnberger See. Eine Fränkin gewinnt den "Dirndlflugtag" mit einem Salto.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Possenhofen

Konzentriert steht Yasemin Marim am Bug des Rettungsbootes der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die 26-Jährige streicht sich ihr langes dunkles Haar zurück und nimmt Flughaltung ein. Dann geht ein Ruck durch die junge Frau im blauen Waschdirndl mit roter Schürze. Sie breitet die Arme aus, lächelt und springt. Mit einem Salto landet sie im Wasser. Ihre akrobatische Einlage überzeugte die Jury. Unter etwa 20 Mitbewerberinnen bekam Yasemin Marim die höchste Punktezahl und damit den ersten Preis auf dem Dirndlflugtag, die das Starnberger Trachtengeschäft Gössl am Samstag vor dem Forsthaus am See in Possenhofen veranstaltet hat.

"Ich habe nicht erwartet, dass ich gewinne", freute sich die Nürnbergerin. Sie kam als Gast zum Junggesellinnenabschied von Anna Root. Die etwa zehn Freundinnen der Braut waren zufällig vor Ort, als die fröhliche Gaudi vor dem Forsthaus begann. Spontan meldeten sie sich alle zum Dirndlflugtag an. Voraussetzung war, dass sie im Waschdirndl ins Wasser springen mussten. Doch das war für die Damen aus Franken kein Problem, da die Firma Gössl das Trachtengewand zur Verfügung stellte. "Ich wusste nicht, dass wir hier landen, wir sind spontan vorbeigekommen", sagte die Braut, die sich hoffentlich am 27. Juli noch traut. Den Sprung ins kühle Wasser des Starnberger Sees jedenfalls hat sie gewagt. Obwohl nicht gerade sommerliche Badetemperaturen herrschten, fand Root es "überraschend angenehm" voll bekleidet ins Wasser zu springen.

Dirndlflugtage sind in Österreich der Renner. Etwa 20 Veranstaltungen organisiert die Salzburger Trachtenfirma nach Angaben von Firmenchef Gerhard Gössl pro Jahr. Man habe schon bis zu 3000 Zuschauer gehabt. Das Spektakel am Starnberger See indes wurde nur von wenigen Zuschauern verfolgt. Ein Grund war sicherlich, dass die Veranstalter aufgrund der schlechten Wetterprognosen den Wettbewerb kurzfristig um eine Stunde vorverlegt hatten.

"Die meisten Damen waren brav und hatten wenig Mut zum Risiko", so das Fazit des Firmenchefs. Allerdings räumte er ein, dass normalerweise auch von einem drei Meter hohen Turm gesprungen wird. In Possenhofen indes mussten die Teilnehmerinnen vom Boot springen, wodurch nur wenige akrobatische Einlagen möglich waren. Bewertungskriterien waren beispielsweise die Idee, außerdem wie der Sprung umgesetzt wurde, Körpergefühl, Ausdruck oder innere Haltung. "Jeder hat seine Eindrücke über den Sprung abgegeben", sagte der Pöckinger Vizebürgermeister und Kulturreferent Albert Luppart, der neben Gössl und der Starnberger Anwältin Anja Frankenberger-Meyer von der Stiftung "Kindness for Kids" zu den Jurymitgliedern gehörte.

Insgesamt 20 "Dirndln" hatten sich zum Wettbewerb angemeldet, darunter auch ein Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte, sowie mehrere Mitglieder des Pöckinger Faschingsclubs. PFC-Vizechefin Franziska Curth beispielsweise ist mit zwei Bällen ins Wasser gesprungen, ein anderes Gardemädchen hat ein paar Tanzschritte aufgeführt und damit immerhin den dritten Preis gewonnen. Und die Braut Anna Root bekam als Trostpreis ein paar Flaschen Sekt, damit sie ihre Freundinnen noch standesgemäß beim Junggesellinnenabschied bewirten konnte.

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Quelle:
SZ vom 24.06.2019
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