Dießen:Zu viel Arbeit im Strandbad

Dießen St.Alban, Strandbad

In Dießen wird der Abschied vom Pächterpaar allgemein bedauert.

(Foto: Georgine Treybal)

Nach zwölf Jahren in St. Alban geben Margot Hermanns und Thomas Lehner auf

Von armin greune, Dießen

Für Margot Hermanns und Thomas Lehner ist Schluss. Gerade sind sie dabei, das Strandbad St. Alban zu räumen und die Einrichtung über Kleinanzeigen zu verkaufen: Von der Kaffeemaschine bis zum Mobiliar muss alles raus. Vor zehn Wochen hatten sie noch bis zu 5000 Besucher täglich zu bewältigen, jetzt liegt die fast 20 000 Quadratmeter große Anlage verlassen im Herbstnieseln. Tristesse herrscht auch bei vielen Stammkunden des Ehepaars: Die Nachricht, dass es nach zwölf Jahren das Strandbad am Ammersee nicht mehr bewirtschaftet, wird in Dießen allgemein bedauert.

"Mit vielen anderen fürchte ich, dass sich das Angebot verschlechtern wird", sagt zum Beispiel ein Familienvater und regelmäßiger Badbesucher. "Die bisherigen Pächter waren mit Herzblut dabei". Hermanns und Lehner hätten die vielen Aufgaben des Betriebs mit großem Engagement bewältigt und standen auch stets als Ansprechpartner bereit. In Dießen wird kolportiert, die Gemeinde hätte dem Paar den Stuhl vor die Tür gestellt. Erich Neugebauer, Verwaltungsleiter im Rathaus, stellt jedoch klar, dass die Pächter den Vertrag nicht verlängert hätten: "Wir hätten sie gern weiter behalten." Die Zusammenarbeit mit ihnen habe "wunderbar" funktioniert, sie hätten die Immobilie "einwandfrei in Schuss gehalten".

Aus Lehners Sicht war der Vertragsentwurf nicht akzeptabel. Jahrelang habe er um eine neue Vereinbarung gebeten, um fünf Jahre Planungssicherheit zu erhalten. Schließlich hätten für ihn wieder Investitionen in Küche und Haus angestanden - wie eine Spülmaschine oder die Renovierung der hinteren Terrasse. Doch die Vertragsverhandlungen "scheiterten schon am ersten Punkt", sagt Lehner. Die Kommune will die Vergabe der rund 3500 Jahreskarten neu regeln: Interessenten sollen eine Plastikkarte erhalten, für die dann die Pächter in St. Alban und Riederau Wertmarken ausgeben. Dazu aber hätte er eine zweite Kasse und mehr Personal benötigt, was sich trotz eines erhöhten Einnahmeanteils am Kartenverkauf nicht rentiert hätte. Unstimmigkeiten bei der Vertragsgestaltung seien allerdings nicht der alleinige Grund dafür gewesen, dass sie nun aufhören. "Wir waren nach zwölf Jahren auch an unseren Grenzen angelangt", sagt Lehner. Der zurückliegende, heiße und sonnenreiche Sommer sei trotz sechs Aushilfskräften eine harte Belastungsprobe gewesen: 16- bis 18-Stundentage ließen sich auf Dauer mit Mitte oder Ende Vierzig nicht mehr so einfach wegstecken.

Bei einem so stark vom Wetter abhängigen Betrieb sei es eben enorm schwierig, den Personalbedarf vorauszuplanen. Zur täglichen Arbeit gehören nicht nur der Eintrittskartenverkauf, Kiosk- und Gastronomiebetrieb, die Pächter sind auch Bademeister sowie als Gärtner und Hausmeister für den Unterhalt der Anlage zuständig. "Das geht vom Steg sauber machen und Gänse verjagen bis zur Reinigung der Duschen", sagt Lehner. Und über den Winter sei man bis zu drei Monate lang mit Renovierungsarbeiten beschäftigt gewesen. "Dennoch haben wir es immer wieder gerne gemacht", sagt Lehner. Die anfängliche Begeisterung habe aber im Laufe der Jahre schon abgenommen; das betreffe auch die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer.

Die Gemeinde sucht nun von 2016 an neue Pächter und hat das vor zwei Wochen auf ihrer Homepage bekannt gemacht. Seitdem habe er deswegen "schon viele Telefonate geführt", sagt Neugebauer und weist darauf hin, dass der Betreiber auch eine Ausbildung als Rettungsschwimmer vorweisen müsse. Bis Anfang kommender Woche werden noch Bewerbungen entgegengenommen, dann soll über die Verpachtung entschieden werden.

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