Dießen/Wengen:Kühn geformte Verwirrungen

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Verwirrung und Verunklärung sind auch Thema bei Ben Goossens: Der Preisträger der "Akademie der Schönen Künste" zeigt einen fahlen Raum. (Foto: Treybal)

Die Ausstellung "Weiss" bei Cornelia Goossens in Wengen inspiriert mit feinem Kunsthandwerk

Von Katja Sebald, Dießen/Wengen

Zu einer spannenden Begegnung zwischen Kunst und Kunsthandwerk ist es am Wochenende im lichten Ausstellungsraum der Töpferei von Cornelia Goossens gekommen. Und passend zum Ausstellungsmotto "Weiss" zeigte sich der Winter noch einmal von seiner beinahe schon ungewohnten winterlichen Seite. Frei im Raum schwebend präsentierte Nue Ammann ihr Wortkunstwerk mit dem Titel "Ahnung": Aus einer dünnen Platte hat sie das Wort "Schwarz" ausgesägt und schwarz bemalt, es dann aber in Weiß mit dem Wort "Weiss" beschriftet und das ganze Wortobjekt an der Kante mit rotem Rand versehen. Ihre Erklärung fürs feine Wortspiel: "Vom Schwarz trennt das Weiß nur das Rot."

Verwirrung und Verunklärung von Raumsituationen sind auch Thema der Arbeiten von Ben Goossens: Der diesjährige Preisträger der "Akademie der Schönen Künste" zeigt im Atelier seiner Mutter einen Leuchtkasten mit dem Foto eines leeren und scheinbar monumentalen, in fahlem Weiß ausgeleuchteten Raums, dessen Wände und Boden in einer Art All-Over mit einem Netz aus Rissen überzogen sind.

An den Wänden hängen außerdem Materialbilder von Dieter Finzel, die mit sanften Abstufungen zwischen Weiß und verschiedenen Naturtönen textile Strukturen inszenieren. Drei Reliefbilder in Weiß erinnerten an die verstorbene Künstlerin Julika Brunner-Geißler. Kunstvoll gestaltete und höchst subtile Buchobjekte von Anna Helm werden ebenso wie die kunsthandwerklichen Arbeiten auf Tischen präsentiert. Silke Trekel fertigt Schmuck aus wabenartigen Porzellanstrukturen, die eigentlich in der Industrie für die Herstellung von Wärmetauschern zum Einsatz kommen. Weil sie das Material vorm endgültigen Austrocknen verarbeitet, steht ihre Werkbank in der Porzellanfabrik. Die feinen, architektonischen Strukturen dieses Werkstoffs korrespondieren mit ihren ebenso feinen Goldschmiedearbeiten.

Christoph Straube fertigt Schmuckobjekte, die weiß emailliert werden und geometrische Formen assoziieren. Adelheid Helm zeigte Schmuck aus weißen Marmorkieseln, die sie auf der griechischen Insel Paros sammelte. Für Ohrgehänge, Broschen und Kolliers kombiniert sie die beinahe transparent wirkenden Steine mit filigranen Goldarbeiten. Ausgesprochen reizvoll sind auch die Glasobjekte, die sie aus alten Flaschen in Kombination mit feinen Silberschmiedearbeiten fertigt.

Und schließlich sind in der Ausstellung noch drei Keramikerinnen vertreten, die alle drei weißes Porzellan statt schwerer Irdenware verarbeiten: Zart und durchscheinend wirkt es in den kleinen Lampenschirmen von Regine Hohmann, ihre feinen Muster erzeugen bezaubernde Lichteffekte. Astrid Schröder zeigte Vasen, Becher und Schalen, verspielte Tässchen, blütenförmige Tellerchen - zum Teil mit zartgrün changierender Glasur, zum Teil mit unglasierten, von Ornamenten überzogenen weißen Oberflächen.

Geradezu minimalistisch wirken hingegen die Schalen und Schüsseln von Cornelia Goossens. Passend zum Ausstellungsmotto zeigte sie beinahe ausschließlich Arbeiten in Weiß, schön arrangiert mit wenig Grau und Blau. Mit großem handwerklichen Können weiß sie ihr Material zu extrem dünnwandigen und kühn geformten Gefäßen auszureizen.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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