Ein Faschingsscherz und die staubtrockene Reaktion darauf sorgen in der Marktgemeinde für Aufsehen: In der Nacht zum 22. Januar hatten Unbekannte einen zwei Tonnen schweren Eichentorso auf dem Untermüllerplatz aufgestellt - dort wo im Frühjahr der offizielle Kunst-am-Bau-Beitrag errichtet wird. Wie "Der Mann mit goldenem Fisch" wurde der Stamm in einer Presse-Verlautbarung als "Kunstobjekt" deklariert: Immerhin war er ja mit blauen und gelben Flächen dekoriert und trug eine simple Skulptur, die einen geflügelten Stier im Stil von Max Ernst skizziert. Getauft wurde das nicht allzu ernst gemeinte Objekt auf "Wrgl II" - in Erinnerung an den Vorgänger "Wrgl I", der 2001 anlässlich einer Kunstaktion im Mühlbach als "Nachgeburt des trojanischen Pferdes" erschien und dessen Reste bis heute im Bach zu sehen sind.
Im Fall von Wrgl II kam es erst mal anders. "Ist das Kunst, oder kann das weg?" Diese Frage entschied die Dießener Verwaltung, indem sie am 23. Januar zur High-Noon-Zeit den Wrgl II samt Sockel mit einem Kran vom Bauhof abtransportieren ließ, weil kein Eigentümer ermittelt werden konnte. Worauf sich der Wrgl selbst in einem Brief zu Wort meldete, für mehr Toleranz gegenüber der Kunst warb und sich devot als temporärer Stellvertreter empfahl, bis der Mann mit Fisch anrückt.
Wie in Dießen kaum anders zu erwarten, lief sofort eine Solidaritätsaktion für den Wrgl an, 60 Unterschriften für seine Rückkehr wurden im Rathaus übergeben. Gänzlich humorlos reagierte Franz Kubat (DB) jüngst im Bauausschuss: Er brach eine Lanze für den Bauhof, den er zu Unrecht kritisiert sah. Hatte doch Martin Brink (FW) das rasche Verschwinden des Wrgls mit der Entfernung eines am Untermüllerplatz gestrandeten Motorrollers verglichen, für die der Bauhof sechs Wochen gebraucht hätte.
Hinter den Kulissen aber verhandelte Bürgermeister Herbert Kirsch (DB) mit Jürgen Zirch (CSU) über Wrgls Schicksal. Man kam überein, dass er zwei Wochen lang auf dem Platz aufgestellt bleibt, um am Faschingsdienstag zugunsten der Friedhofskirche versteigert zu werden. Am Dienstagabend holte Zirch mit dem Bulldog die in den Bauhof verbannte "Statue" ab. Johann Vetterl (FW) hievte sie mit dem Kran bei Fackelschein an den ursprünglichen Standort.
Es wurde dann sogar noch richtig lustig: "Unterbräu"-Wirt Brink gab Freibier aus.