Benefiz-Auktion des Heimatvereins:Guillotine-Körbchen und Pfannenknecht

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Aus dem Bauanhänger heraus fand die Auktion des Heimatvereins in den Seeanlagen statt - leider bei Regen. (Foto: Nila Thiel)

Die Versteigerung in den Dießener Seeanlagen wird vom Regen getrübt, bringt der Ukraine-Hilfe aber dennoch knapp 1100 Euro ein.

Von Armin Greune, Dießen

Es ist wie verhext: Kaum beginnt die Veranstaltung, fängt es an zu tröpfeln. Zweimal musste die Benefiz-Versteigerung des Dießener Heimatvereins bereits wegen miesen Wetters abgesagt und verschoben werden. Was freilich auch dazu beigetragen hat, dass bis zum letzten Tag eingegangene Sachspenden die Angebotspalette aus dem aufgelösten Vereinsarchiv erheblich aufwerten; schließlich kommt der Erlös Kriegsflüchtlingen zu Gute. Diesmal wird durchgehalten - auch wenn der Regen im Lauf der nächsten Stunde ganz allmählich zunimmt, während gleichzeitig das Publikum auf dem Platz in den Seeanlagen ebenso beständig schwindet.

Manche verfolgen das Geschehen freilich aus geschützter Position unter den Sonnenschirmen des Kiosks oder vor dem ADK-Pavillon aus weiter aufmerksam. Dort hat die junge Mutter mit ihren beiden kleinen Mädchen bislang verharrt, doch als nun das Objekt ihrer Begierde zum Aufruf kommt, gibt es kein Halten mehr. Regen hin, Regen her: Die Frau kehrt nicht eher unters Vordach zurück, bis sie den Zuschlag erhält. Für 22 Euro gehört ihr nun ein Zinnteller, den ein anonymer Graveur mit der Allegorie eines Biertrinkers versehen hat. Der Schöpfer des Pfannenknechts, den der Auktionator wenig später anpreist, sei dagegen bestens bekannt: Das Gestell zum Kochen über dem offenen Feuer sei ein "Original-Prototyp" aus der Hand von niemand Geringerem als "Carl Gustav Pfannenknecht", versichert Fabian Weiß. Vielleicht steigt der Preis deshalb vom Mindestgebot von 4,87 Euro rasch in schwindelerregende Höhe - womöglich aber auch, weil der Dießener Kunstschmied Walter Spensberger lange eifrig mitbietet. Am Ende zieht er zwar den Kürzeren, aber weitere 65 Euro fließen in die Kasse des Heimatvereins.

Edle Gläser wurden angepriesen. (Foto: Nila Thiel)

Die Einnahmen an diesem Sonntagnachmittag gehen an die Initiative "Apotheker helfen", die Ukraine-Flüchtlinge unterstützt. Am Ende kommt eine stattliche Summe von exakt 1106,50 Euro zusammen. Sie hätte noch wesentlich höher ausfallen können, aber für die wahren Preziosen im Auktionsgut finden sich keine Bieter: Für die original Jugendstil-Weingläser etwa, die um die vorletzte Jahrhundertwende in der Hütte Theresienthal geblasen wurden, Mindestgebot wäre 450 Euro. Dafür machen zuvor eher unterschätzte Artikel das Rennen: Der viergriffige Korb etwa, dem Katalin Fischer "eine dunkle Historie als Beigabe zur Guillotine" attestiert. Gemeinsam mit Weiß leitet die Dießenerin die Auktion; sie sind ja auch im wirklichen Leben Kollegen, beide agieren auf den regionalen Bühnen in Fischers "Virtueller Compagnie". Der Korb erzielt schließlich 84 Euro, ist aber auch wirklich eine feine Flechtarbeit mit grünem Muster.

Auch diese Puppenköpfe waren im Angebot. (Foto: Nila Thiel)

Neben dem guten Zweck steht bei dieser Auktion aus dem bühnentauglichen Bauanhänger der Unterhaltungswert im Vordergrund: Da empfiehlt Fischer den Erwerb einer faustgroßen, "der Nachbarn wegen lärmgedämmte Narrenschelle", weil die sich auch prima als Wurfgeschoss in häuslichen Auseinandersetzungen eigne und erreicht so ein Höchstgebot von 36 Euro. Der Vogelkäfig, den Weiß dem "Dießener Reisehändler Wachtel zum Transport von Eulen nach Athen" zuordnet, bleibt bei zehn Euro stehen. Für die beiden wächsernen Handmodelle, für deren Funktion der Auktionator gespielt widerwillig "Masturbationshilfe" einräumt ("Wir hinterfragen nicht, was Sie damit anstellen...") ist der Bieterkreis noch enger. Die Hände finden für 5,50 Euro einen Liebhaber, dem Weiß noch "viel Vergnügen" wünscht.

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