Dießen:Beratung statt Überwachung

Dießen: Jugendreferent Frank Fastl, Jugendzentrum-Leiter Simon Brieger, Bürgermeisterin Sandra Perzul und Jugendbeirätin Lea Schürer (von links) begrüßen im Dießener Rathaus den Streetworker Alexander Sauter (2. von rechts).

Jugendreferent Frank Fastl, Jugendzentrum-Leiter Simon Brieger, Bürgermeisterin Sandra Perzul und Jugendbeirätin Lea Schürer (von links) begrüßen im Dießener Rathaus den Streetworker Alexander Sauter (2. von rechts).

(Foto: Georgine Treybal)

Alexander Sauter steht als Kontaktperson für Jugendliche zur Verfügung, langfristig will die Gemeinde so Randale und Vandalismus an Bahnhof und See begegnen.

Von Armin Greune, Dießen

Vermittelnde und beratende Sozialarbeit anstelle von ehrenamtlicher Sicherheitswacht oder Kameraüberwachung: Anders als in einigen Nachbargemeinden will man in Dießen die Ursachen von Vandalismus und Randale im Bahnhofsbereich und in den Seeanlagen längerfristig angehen. Dazu wurde jetzt ein Streetworker ganztags eingestellt: Alexander Sauter soll als Kontaktperson für Jugendliche in Problemsituationen zur Verfügung stehen. Er sei keinesfalls ein Kontrolleur, sondern sehe seine Aufgabe vor allem darin, niederschwellige Beratungsangebote zu unterbreiten: "Ich finde es eigentlich schon riskant, mich in der Zeitung zu exponieren", sagt er selbst - denn das könnte es erschweren, dass seine Klienten Vertrauen zu ihm fassen.

Auch wenn er bisher nicht als Streetworker tätig war, hat Sauter umfangreiche berufliche Erfahrungen im Umgang mit Jugendlichen gesammelt. Nach einem Lehramtsstudium war er unter anderem mit der Reintegration von Suchtkranken, Migranten und Strafgefangenen in Gesellschaft und Arbeitsmarkt befasst. Der heute 56-Jährige leitete die Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit in der Landsberger Herzogsägmühle und arbeitete in Weilheim als Coach in Härtefällen für in Not geratene psychisch oder körperlich erkrankte Menschen. Während der Pandemie stand Sauter als Teamlehrkraft Schulen zur Seite und übernahm die soziale Betreuung an einer Mittelschule.

Nach einer vorübergehenden Bürotätigkeit bei einer Behörde sei er froh, in Dießen wieder im Bereich der aufsuchenden Sozialarbeit zu wirken. Sauter ist im dörflichen Seestall (Gemeinde Fuchstal) aufgewachsen und lebt in Landsberg. Als Vater eines 13-jährigen Sohnes wird er täglich mit den Themen und Problemen seiner Zielgruppe konfrontiert. Seine Aufgabe am Ammersee sei zunächst, ein Netzwerk aufzubauen und sich an den an Jugendsozialarbeit interessierten Stellen wie etwa den Schulen vorzustellen. Mit dem Dießener Jugendzentrumsleiter Simon Brieger stehe er bereits in "einem harmonischen und intensiven Austausch". Während dessen Aufgaben im Betrieb des Treffpunkts überwiegend gruppenorientiert sind, will Sauter Jugendliche vor allem bei der Lösung individueller Probleme unterstützen.

Eine weitere Streetworker-Stelle, die sich drei Ammersee-Gemeinden teilen, ist noch unbesetzt

Bei der Suche nach einer Neuanstellung sei Dießen seine erste und einzige Bewerbung gewesen - von Seiten der Rathausverwaltung ist von einer "mittleren einstelligen Zahl" an Kandidaten die Rede. Am Ammersee-Westufer wird noch ein weiterer Streetworker gesucht, dessen Anstellung sich die Gemeinden Dießen, Utting und Schondorf teilen. Für diesen Aufgabenbereich hat sich noch kein geeigneter Bewerber gefunden.

Sauter, der seine neue Stelle am 19. Januar angetreten hat, kennt als Bürger des Landkreises Landsberg den Ammersee gut. Sein Lieblingsplatz dort ist Stegen, auch wegen des Kulturangebots der Alten Brauerei, die er "seit Jahrzehnten ganz regelmäßig" besucht. Aber auch mit den örtlichen Gegebenheiten Dießens sei er "einigermaßen vertraut". Für die Jugendlichen der Gemeinde bietet sich bei der Jungbürgerversammlung am 3. Februar eine erste Gelegenheit, Sauter kennenzulernen, sie beginnt um 18 Uhr im Kulturforum Blaues Haus. Außerdem will der Streetworker feste wöchentliche Sprechstunden abhalten, doch noch fehlt es an einem Büro. Aus Platzgründen ist er vorerst provisorisch in der Verwaltung untergebracht, die Gemeinde sucht noch nach geeigneten Räumlichkeiten außerhalb des Rathauses. Telefonisch ist er bereits unter 0171/7953675 zu erreichen.

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